Fünf Jahre lang fuhr Valtteri Bottas an der Seite von Superstar Lewis Hamilton bei Mercedes und musste sich fünfmal, teilweise deutlich, geschlagen geben. 2022 kam George Russell als Bottas-Nachfolger ins Team und holte sofort mehr Punkte als der siebenfache Weltmeister. Mercedes-Boss Toto Wolff war angesichts dieser Leistung hocherfreut.

Im Formel-1-Podcast 'Beyond the Grid' konnte der Österreicher nur Positives über seinen neuen Werksfahrer berichten: "George kam sehr frisch rein und hatte seine dominanten Auftritte aus dem Kartsport und den Juniorenserien noch im Rücken. Er war selbstbewusst, aber nicht überheblich, respektvoll, aber auch herausfordernd. Er hat das gebracht, was ich mir von ihm in Sachen Einstellung und Speed erhofft hatte."

An manchen Tagen, wie hier in Australien 2019, war Bottas obenauf, Foto: Mercedes-Benz
An manchen Tagen, wie hier in Australien 2019, war Bottas obenauf, Foto: Mercedes-Benz

Auch Bottas erhielt ein Lob, doch die teaminterne Hierarchie der Jahre 2017 bis 2021 klang bei Wolff deutlich durch: "Valtteri hatte großartige Rennen. An guten Tagen war er unglaublich schnell. Lewis war ihm aber überlegen." Die Statistik bestätigt den 50-jährigen: Mit 1918,5 zu 1327 Punkten und 50 zu 10 Siegen geht der Vergleich der ehemaligen Teamkollegen in fünf Jahren Mercedes überdeutlich für Hamilton aus. Trotz teilweise starker Qualifyings musste sich der Finne im Rennen in den allermeisten Fällen hinter dem Briten anstellen.

Mercedes-Duell 2022 ist Wolff egal: Konkurrenzfähiges Auto muss her!

2022 sah das Stallduell gänzlich anders aus. Hamilton musste sich mit 240 Zählern den 275 Punkten seines jüngeren Landsmanns Russell geschlagen geben. Im Qualifying hingegen war der Rekordpolesitter der Formel 1 der schnellere Mann. Toto Wolff gibt auf diese Statistiken nichts, er sieht die Unterschiede im Glück des einen oder Pech des anderen: "Ich denke diese Statistiken [13:9 im Quali-Duell für Hamilton, Anm. d. Red.] sind nutzlos. Manchmal schwingt das Pendel um ein paar Hundertstel in die eine oder andere Richtung aus. Dann machen wir vielleicht einen Fehler beim Boxenstopp oder Safety-Cars kommen an einem günstigen oder ungünstigen Zeitpunkt."

Gerade zu Saisonbeginn war es Russell, der durch etwas Rennglück wie etwa beim virtuellen Safety-Car in Australien einen leichten Vorteil gegenüber Hamilton erfuhr. Dem Teamchef der beiden Briten sind diese teaminternen Vergleiche momentan allerdings egal, er hat andere Sorgen: "Lewis hat im Qualifying gewonnen, George hat mehr Punkte geholt. Für mich hat das aber keinerlei Relevanz. Das Auto war nicht gut genug, um regelmäßig Rennen und eine Meisterschaft zu gewinnen und das ist es, worauf es ankommt."

Russells Sieg in Brasilien war das Saisonhighlight bei Mercedes, Foto: LAT Images
Russells Sieg in Brasilien war das Saisonhighlight bei Mercedes, Foto: LAT Images

Im vorletzten Rennen des Jahres gelang Mercedes selbst mit dem problematischen W13 des Jahrgangs 2022 doch noch der ersehnte Sieg. Dabei war es Russell und nicht Hamilton, der die erste sieglose Saison der Silberpfeile seit 2011 verhinderte. Obwohl Toto Wolff ausgerechnet an diesem Rennwochenende nicht vor Ort war, hat er das Highlight der Saison für das Team und seinen neuen Fahrer genau verfolgt: "Er hat sein erstes Formel-1-Rennen in Brasilien gewonnen und das hat er getan, weil er das ganze Wochenende über sehr stark war."

Russell hatte in Brasilien nicht nur das Rennen, sondern Tags zuvor auch den Sprint in einem spannenden Duell mit Weltmeister Max Verstappen für sich entschieden. Allerdings hat Bottas seinem Nachfolger zumindest in dieser Hinsicht immer noch etwas voraus, denn der Finne entschied 2021 sogar zwei der Kurzrennen für sich. Mittlerweile hat er bei Alfa Romeo eine neue Rolle gefunden, die ihm trotz fehlender Siegchancen allem Anschein nach gut gefällt.