Lance Stroll bekleckerte sich beim Sprintrennen der Formel 1 in Brasilien nicht mit Ruhm: Die Performance des Kanadiers war überschaubar und dann verursachte er auch beinahe eine Kollision mit Sebastian Vettel. Ist Stroll schuld, dass Aston Martin am Samstag leer ausging?

Die Aktion ereignete sich auf der neunten Runde: Vettel attackierte seinen Teamkollegen in Kurve 1, wo Stroll sich aber noch verteidigen konnte. Mit DRS erfolgte dann auf der Geraden zu Kurve 4 der nächste Angriff: Stroll reagierte als der Deutsche bereits neben ihm war und drückte Vettel innen auf das Grasband.

Vettel deeskaliert: War marginal

"OK", funkte Vettel sarkastisch am Teamradio. Nach dem 24 Runden langen Formel-1-Rennen analysierte er die Situation sachlich: "Ich denke es war marginal. Ich wollte innen durchgehen und dann hat sich die Lücke geschlossen und ich geriet halb neben die Strecke."

Die Stewards ahndeten die Verteidigungsaktion von Stroll mit einer 10-Sekunden-Strafe und drei Strafpunkten. Diese warf den 24-Jährigen, der auf P13 die Ziellinie überquerte, bis auf die 17. Position zurück. "Ich denke wir werden darüber reden und dann wird es geklärt sein", gab sich Vettel gesprächsbereit. Nach dem Beinahe-Zusammenstoß kam Vettel schließlich schnell vorbei und legte eine deutlich bessere Pace an den Tag als der Sohn von Teambesitzer Lawrence Stroll.

Bis zum Ende des Rennens hatte er sich gegen Esteban Ocon und Pierre Gasly bis auf P9 vorgekämpft. Doch der Zeitverlust im teaminternen Kampf kostete ihm schließlich die Chance auf Punkte, kalkulierte Vettel: "Ich wäre vielleicht in der Lage gewesen, Kevin zu Überholen." Vettel mahnte in Bezug auf das Teamwork des Rennstalles aus Silverstone deshalb an: "Ich denke heute hätten wir es beide besser machen können, um in eine bessere Position zu kommen."

Stroll gesteht Fehler: Nicht genügend Platz gelassen

Stroll hielt sich bei der Beschreibung des Zwischenfalls mit Vettel kurz: "Ich muss es mir nochmal ansehen, ich habe noch nicht die Videoaufnahmen gesehen. Wahrscheinlich habe ich ihm nicht genügend Platz gelassen", gestand er.

Obwohl Aston Martin am Ende des Sprints nichts Zählbares mitnehmen konnte, schöpft Vettel Hoffnung, dass bei seinem vorletzten Grand Prix in der Formel 1 Punkte in Reichweite sind. Grund dafür war vor allem die Longrun-Pace des AMR22 auf den Soft-Reifen. "Der mittlere und späte Teil des Stints waren sehr stark. Es deutet alles darauf hin, dass wir uns im Kampf um die Punkte befinden werden". Gefahr droht laut ihm vor allem von weiter hinten im Feld, nämlich von den beiden Alpine-Piloten.

Fernando Alonso und Esteban Ocon verwickelten sich ebenfalls einen teaminternen Zwischenfall, Folgeschäden warfen beide weit zurück. Doch auf dem überholfreundlichen Autodromo Jose Carlos Pace wäre eine Aufholjagd des führenden Mittelfeldteams von den Rängen 15 und 18 alles andere als eine Überraschung.

Bei Stroll sieht die Prognose für den Formel-1-GP etwas düsterer aus. Denn im Gegensatz zu dem 53-fachen Grand-Prix-Sieger auf der anderen Garagenseite musste sich der Formel-3-Champion von 2016 nach hinten orientieren. "Ich hatte Probleme und das schon das gesamte Wochenende", sagte Stroll.