Schlimmer hätte das Qualifying zum Brasilien GP 2022 in Sao Paulo für Mick Schumacher nicht laufen können. Ein großes Problem war seine eigene Performance, die Leistung des Teamkollegen war aber umso schlimmer für die Zukunftsaussichten Schumachers. Während der 23-Jährige Letzter wurde, holte Kevin Magnussen im Schwester-Haas sensationell Pole Position.

Besonders bitter: Im 1. Freien Training zeigte sich Schumacher noch bärenstark, wurde Achter. Zu Beginn des Qualifyings war Schumacher bei feuchten Bedingungen sogar in der Spitzengruppe anzutreffen. Als das gesamte Feld von Intermediates auf Slicks wechselte, fiel Schumacher auf den letzten Platz zurück.

Während sich Magnussen auf Platz sieben locker für Q2 qualifizierte, schied Schumacher ohne sichtbaren Fehler sang- und klanglos aus. Sowohl Magnussen als auch Schumacher hatten zwei fliegende Runden auf Softs. Schon Magnussens erster Versuch war deutlich schneller als Schumachers zweiter Versuch.

Auf den Slicks war Schumacher im Nirgendwo. Wie konnte das passieren? "Die Runde hat sich für mich okay angefühlt, ich dachte, wir hätten genügend Luft, um damit durchzukommen. Aber ich bin Letzter, das ist etwas verwirrend", wunderte sich Schumacher selbst.

"Es scheint, als hätte ich den Grip unterschätzt. Die Strecke sah ziemlich nass aus, aber sie war nicht so nass, wie ich dachte", so Schumacher. Der Blick auf die Daten und auf Schumachers Runde bestätigt das. Der Haas-Pilot hatte keinen einzigen Fehler auf seiner Runde, allerdings fuhr er in fast jeder Kurve deutlich langsamer als Teamkollege Magnussen.

Schumacher verliert fast in allen Kurven

Schon im Senna-S ging Schumacher erheblich weniger Risiko beim Umsetzen und ging deutlich stärker vom Gas als der Teamkollege. Im Scheitelpunkt von Kurve vier fehlten ihm knapp zehn km/h auf Magnussen. Durch Kurve sechs traute sich der Däne ebenfalls mehr zu, war phasenweise wieder bis zu zehn km/h schneller.

Kurve acht war die einzige Stelle, an der Schumacher etwas schneller war. Im restlichen engen Mickey-Mouse-Abschnitt hatte Magnussen wieder die Oberhand. Besonders schlimm wurde es für Schumacher in der Zufahrt auf Kurve zehn und in Kurve elf. Vor Kurve zehn ging er deutlich früher vom Gas, verlor phasenweise 13 Stundenkilometer.

In der richtig schnellen Kurve elf ging Schumacher erneut richtig vom Gas, während die Konkurrenz voll auf dem Stempel blieb. Allein hier verlor er rund vier Zehntelsekunden auf alle anderen Fahrer. Beim Anbremsen auf Kurve zwölf hatte Schumacher nur 247 km/h stehen, Magnussen verzögerte von 262 km/h. Im Scheitpunkt fehlten Schumacher dann erneut 10 km/h auf den Teamkollegen.

"Ich musste auf meiner Outlap ins Nasse fahren, um Esteban [Ocon] und Sebastian [Vettel] vorbeizulassen. Das hat meinen Reifen nicht gut getan. Ich glaube, dass das Defizit in den Temperaturen den großen Unterschied gemacht hat, speziell in der ersten Runde", analysierte Schumacher bei Sky. "Die erste Runde hat mir nicht das Gefühl gegeben, dass ich in der zweiten Runde schneller fahren kann."

Schumacher fehlen 2,4 Sekunden auf Magnussen

Zwar verbesserte sich Schumacher vom ersten Versuch auf den zweiten um fast vier Sekunden, doch stellenweise ging er in seiner zweiten Soft-Runde sogar vorsichtiger zu Werke. Fuhr er in Runde eins noch Vollgas durch T11, lupfte er im zweiten Versuch deutlich. Am Ende hätte auch mehr Risiko in Kurve 11 nicht gereicht, Schumacher fehlten satte 1,4 Sekunden auf das Weiterkommen und 2,4 Sekunden auf den Teamkollegen.

Haas-Teamchef Günther Steiner nach dem Qualifying mit Mick Schumacher, Foto: LAT Images
Haas-Teamchef Günther Steiner nach dem Qualifying mit Mick Schumacher, Foto: LAT Images

Teamchef Günther Steiner nahm Schumacher nach der Qualifikation in den Arm und verteidigte seinen Schützling: "Seine einzigen Runden, die nicht schnell waren, waren die auf den Slicks. Zuvor war er sehr schnell. Das war unglücklich, dass er nicht das richtige Gefühl bekommen hat. Bis dahin hat er einen fantastischen Job gemacht."