Schon im ersten Jahr der Anwendung stolperte die Formel 1 über die neu eingeführte Budget-Obergrenze. Monatelang löste das Thema Ärger im Fahrerlager aus, aus vielerlei Gründen. Gleich mehrere Teams beklagten sich unter dem Druck immer steigender Kosten und der Inflation, dass der aktuelle Grenzwert einfach zu tief angesetzt sei.

In der Abrechnung für 2021 erwischte es schon ein Team - Red Bull kassierte die erste Strafe für eine Budget-Übertretung. Teamchef Christian Horner begann prompt daraufhin Angst zu schüren: "Die Gefahr für 2022 ist, dass sechs Teams übertreten könnten." Horner führt daher neue Argumente für eine Erhöhung der Grenze ins Feld.

Teams dank Formel-1-Boom reich genug für Anhebung?

Denn in Sachen Einnahmen steht Red Bull relativ zu den für die Grenze relevanten Kosten laut Horner ziemlich gut da: "Dieses Jahr ist ein starkes Jahr. Tatsächlich ist das Geld, das wir von Liberty [Kommerzieller Rechteinhaber der F1, Anm.] bekommen werden, mehr als die Höhe der Kostengrenze."

Wie jedes Jahr zahlt Liberty Media, der Eigentümer der Formel 1, im Verlauf des Jahres einen Teil der Serieneinnahmen an die Teams aus. Die Verteilung hängt primär vom WM-Platz des Vorjahres ab. Der Preisgeld-Topf wächst in den letzten Jahren einhergehend mit dem Boom der Formel 1, welche bester Gesundheit aus der Pandemie kommt. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 wurden bisher 838 Millionen Dollar verteilt. Im Vorjahr waren es 690 Millionen.

Zusätzlich nimmt das Sponsor-Interesse stets zu. Red Bull selbst schloss erst zu Saisonbeginn Multi-Millionen-Deals ab. Auch im Hinterfeld springen Sponsoren auf, erst vor wenigen Wochen besiegelte Haas einen Deal für einen Titelsponsor. Das kleine Williams-Team trennte sich vom letzten echten Bezahlfahrer im Feld, Nicholas Latifi.

"Die Formel 1 erfreut sich bester Gesundheit, die Sponsor-Einnahmen sind hoch, die kommerziellen Einnahmen von der F1 ebenfalls, und daher denke ich, dass man sich die Grenze anschauen sollte", argumentiert Horner. "Wenn das Preisgeld der ersten drei oder vier Teams potentiell schon größer ist als die Budget-Grenze, und wenn selbst die Teams am Ende des Feldes zu 70, 80 Prozent durch das Preisgeld gedeckt werden."

Versteckte Kosten lassen Formel-1-Budgets hoch bleiben

Die Formel-1-Spitze würde liebend gerne mehr ausgeben. Erst recht, da 2022 Energie- und Frachtkosten durch die Decke gingen und die Inflation immer weiter stieg. Aus diesen Gründen wurde schon vor Monaten eine leichte Anhebung der Obergrenze beschlossen, um die unerwarteten Teuerungen aufzufangen. Diese unerwarteten Teuerungen sind auch der Grund für Red Bulls Warnungen, dass womöglich sechs Teams Gefahr laufen, die Grenze zu übertreten.

Also ist eine Erhöhung für alle Seiten von Vorteil? Ganz so reich wie hier dargestellt fühlen sich die Teams am hinteren Ende des Feldes nicht. "Wir kämpfen, um an die Grenze hinzukommen, und sind noch immer weit weg", so Sauber-Teamchef Frederic Vasseur, obwohl sein Team im Laufe des Jahres das Sponsor-Portfolio deutlich erweitert hat.

Vasseurs Haas-Kollege Günther Steiner erklärte bei der Verkündung seines neuen Titel-Sponsors, dass man die Absicht habe, jetzt bald an die Grenze zu kommen und um Podien zu kämpfen, strich dann aber das konkrete Problem hervor: "Natürlich können die großen Teams mehr außerhalb der Grenze ausgeben." Das Haas-Budget mag genau in die Kostengrenze passen, aber die Spitzen-Teams können noch von zahlreichen Ausnahmen profitieren.

Deshalb geriet Red Bull auch bei der Abrechnung für 2021 in Probleme: Team und FIA hatten andere Vorstellungen, was die Auslegung gewisser Kostenbereiche betraf und wie viel davon auch wirklich unter die Kosten-Obergrenze muss. So ein Problem haben Haas oder Sauber nicht. Bei ihnen hätte bei den relevanten Kosten noch was Platz, aber sie haben das Geld momentan, trotz Boom, nicht.

Kostengrenze steigt für 2023 ohnehin

Unabhängig von alldem steigt die Kostengrenze momentan sowieso. Die simplen Zahlen, in den ersten drei Jahren von 145 auf 135 Millionen Dollar zu fallen und dort zu bleiben, sind genau das, simple Zahlen. Sie sind die Berechnungs-Grundlage, und die ab 2023 gültigen 135 Millionen werden durch eine Handvoll Ergänzungen und durch die Inflation deutlich steigen.

Zuerst einmal ist jeder Sprint - davon gibt es 2023 sechs - zusätzlich 150.000 Dollar wert. Fällt ein Auto dabei beschädigt aus, kommen noch einmal 100.000 drauf. Dann die Renn-Zahl. Der Basis-Wert von 135 Millionen basiert auf 21 Rennen. Für jedes zusätzliche Rennen - 2022 soll es 24 geben - kommen 1,2 Millionen dazu. Schließlich wird noch um den Inflationswert in Prozent erhöht, einschließlich der bereits im Vorjahr durchgeführten Inflations-Erhöhung. Bleibt die Inflation weiterhin so auf so hohem Niveau, kann die Kostengrenze 2023 150 Millionen überschreiten.