Startplatz zwei für George Russell, Startplatz drei für Lewis Hamilton: Mercedes erlebte in Mexiko das beste Qualifying der Formel-1-Saison 2022. Und das auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez, das lange die Angststrecke der Silberpfeile war. In dieser Saison ist es ganz anders.

Dabei hätte es für Russell und Hamilton durchaus noch besser laufen können. Beide ärgerten sich nach dem Qualifying. "An diesem Wochenende war bislang jede einzelne Runde großartig. Ich war in FP2 und FP3 Schnellster. Und dann kommen wir ins Qualifying und meine erste Runde in Q1 war grauenhaft", so Russell.

Obwohl Mercedes das Auto zwischen dem 3. Training und Qualifying nicht umbaute. "Das Problem ist, dass sich die Strecke sehr schnell ändert. Der Asphalt ist sehr dunkel, heizt sich dadurch stark auf. Kleine Unterschiede entscheiden da, ob du Unter- oder Übersteuern hast", erklärt Russell.

Im Laufe des Qualifyings stabilisierte sich der Mercedes, im Q3 konnte Russell angreifen: "Meine erste Runde war ordentlich, ich wusste aber, dass da noch etwas drinnen ist." Doch im letzten Versuch übertrieb es der Brite: "In Kurve fünf hatte ich starkes Übersteuern. Beim Versuch, den Fehler zu kompensieren, habe ich mich im dritten Sektor stark verbremst."

Trotzdem reichte es noch mit drei Zehntelsekunden Rückstand auf Verstappen für Rang zwei. Nach der überraschenden Pole Position in Ungarn war es das beste Qualifying für Russell in dieser Saison. Hamilton konnte mit Rang drei sein bestes Qualifying-Ergebnis einstellen. Allerdings wäre auch bei ihm mehr drin gewesen.

Hamilton: Runde gestrichen und Motor-Probleme

Der Rekordsieger der Formel 1 hatte vom Ende von Q2 an Probleme mit Schwingungen am Motor. Dadurch war die Fahrbarkeit eingeschränkt. Dazu machte der Routinier im ersten Versuch einen Fehler. In der ersten Kurvensektion kürzte er - ähnlich wie Mick Schumacher - am Scheitelpunkt leicht ab. Die Rennleitung strich ihm seine Zeit.

Zwar konnte sich Hamilton im zweiten Versuch noch um wenige Tausendstel verbessern, den großen Angriff konnte er aber aufgrund der aberkannten Rundenzeit aber nicht mehr setzen. "Das hat die zweite Runde sehr schwierig gemacht. Ich musste etwas Reserven behalten und nur sicherstellen, dass die Runde sauber ist", gestand Hamilton.

Mexikos Höhenluft verleiht Mercedes Flügel

Doch wie ist es möglich, dass die Angstrecke für Mercedes zur Paradestrecke wurde? "Ich kann es nicht erklären", zeigt sich Hamilton ahnungslos. Während Mercedes in der Vergangenheit unter der Höhenlage litt, profitiert man nun doppelt. Auf Motorenseite, weil der Sauerstoffgehalt auf 2.200 Meter über dem Meeresspiegel niedriger ist. "Unsere Mannschaft in Brixworth hat da hervorragende Arbeit geleistet", lobt Motorsportchef Toto Wolff.

Hamilton, Verstappen und Russell nach dem Mexiko-Qualifying, Foto: LAT Images
Hamilton, Verstappen und Russell nach dem Mexiko-Qualifying, Foto: LAT Images

Turbomotoren können den geringen Sauerstoffvolumenanteil kompensieren. Allerdings muss der Lader für ähnliche Komprimierung härter arbeiten. Je größer der Turbolader, desto einfacher fällt das. Die Hersteller haben sich bei der Größe über die Jahre angeglichen, Honda hat nicht mehr den übergroßen Lader der Vergangenheit. Zudem ist Ferrari auf der kleineren Seite.

Andererseits hat die Höhenluft nicht nur Brixworth, sondern auch Brackley in die Karten gespielt. Die Chassis-Abteilung leidet 2022 auf den Geraden unter dem Aerodynamik-Konzept mit viel Luftwiderstand. Aufgrund der geringen Luftdichte in Mexiko-Stadt spielt der Luftwiderstand eine geringere Rolle. "Das Gute ist, dass unsere Simulationen auch gesagt haben, dass Mexiko ein gutes Rennen für uns ist. Das zeigt, dass die Simulationen funktionieren", freut sich Wolff. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in den Mexiko gibt es hier im Liveticker.