Zum zweiten Mal in der Formel-1-Saison 2022 muss Mick Schumacher wegen einer Übertretung der Track Limits schon nach dem ersten Qualifying-Segment einstreichen. In Mexiko hatte der Haas-Pilot kurz vor Schluss sich mit einer 1:19,695 vermeintlich locker für Q2 qualifiziert. Dann griff die Rennleitung ein, strich die Zeit und besiegelte den 16. Platz.

Nach dem Qualifying ist der Frust bei Schumacher deshalb groß. Dieses Track-Limit-Vergehen ist nämlich ein Spiegelbild seines Frankreich-Qualifyings. Sowohl dort als auch in Mexiko wurde ihm die Zeit nicht gestrichen, weil er am Kurvenausgang zu weit rausrutschte. Sondern weil er in einer Kurve innen zu weit über den Kerb und mit allen vier Reifen hinter die weiße Linie fuhr.

Poller ärgert Schumacher: Ist aus einem Grund da

In Mexiko war es Kurve zwei. Für das Abkürzen liefert Schumacher hier die gleiche Rechtfertigung. Am Scheitelpunkt der Kurve steht, wie in Frankreich, ein Poller. "Wenn der Poller da steht, dann steht der aus einem Grund da", beschwert sich Schumacher. "Ich habe den als Referenz genommen."

Nur ist zwischen dem Poller und der weißen Linie mehr als genügend Platz für ein Formel-1-Auto. So kann man gegen Track Limits verstoßen, ohne den Poller umzufahren. In Schumachers Augen führt diese Praxis das Aufstellen eines Pollers ad absurdum: "In diesen Autos siehst du so schlecht. Wenn wir einen Poller haben, dann wäre es toll, wenn der so positioniert wäre, dass du nicht abkürzen kannst."

Lewis Hamilton beim Anpeilen von Kurve 2, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton beim Anpeilen von Kurve 2, Foto: LAT Images

"Das würde uns allen helfen", glaubt Schumacher. Das ganze Feld riskierte an dieser Stelle im Qualifying jede Runde viel und reizte die Strecke bis auf Millimeter aus. Nach Schumacher erwischte es in Q3 schließlich dann auch Lewis Hamilton.

Schumacher bemüht wieder einmal Gentleman's Agreement

Während Hamilton in Q3 aber den Fehler im ersten Run machte und daher sich danach verbessern konnte, beging Schumacher seinen Fehler auf dem eigentlich entscheidenden zweiten Run in Q1, den er brauchte, um weiterzukommen. 1:19,695 hätte dafür locker gereicht, damit war er bis auf den sechsten Platz vorgesprungen. Die Cutoff-Zeit war am Ende eine 1:20,293 seines Haas-Teamkollegen Kevin Magnussen.

Nachdem die Zeit gestrichen wurde, versuchte Schumacher einen zweiten Anlauf auf dem gleichen Reifensatz, doch die Vorbereitungsrunde wurde zum Fiasko. In langsamer Fahrt wurde er vor dem Stadion von Lando Norris und Esteban Ocon, und dann im Stadion auch noch von Pierre Gasly überholt.

"Es wäre so oder so schwierig gewesen, aber das Gentleman's Agreement wurde nicht beachtet", klagt Schumacher an. Diese viel zitierte Vereinbarung besagt, dass sich Fahrer auf Vorbereitungsrunden im letzten Sektor nicht mehr überholen. Aber sie ist keine Regel, und wenn gegen Ende von Q1 die Zeit abläuft, gibt es keine Gentlemen mehr - so haben es die Fahrer schon oft beobachtet.

"Es hat auf jeden Fall meine Vorbereitung beeinträchtigt", meint Schumacher. "Deshalb konnte ich meine Bremsen nicht so anwärmen wie ich wollte und kam mit einem Fragezeichen in Kurve eins an."

Magnussen sucht verzweifelt nach Lösungen

Es reichte für Schumacher schließlich nicht. Er qualifizierte sich auf Platz 16 und wird von Platz 15 starten. Dank einer Strafe für seinen Teamkollegen Kevin Magnussen, der wegen eines Tauschs des Verbrennungsmotors um fünf Plätze zurückmuss. Eine weitere Parallele zu Frankreich: Dort fuhr Magnussen trotz Motorstrafe bis in Q3.

In Mexiko war er weit davon weg, und tief in Handling-Problemen gefangen: "Wir haben das Qualifying ein bisschen wie einen Test behandelt. Heckflügel, Unterboden, Frontflügel getauscht. Denn ein paar der Teile, mit denen wir gefahren sind, waren uns suspekt." Womöglich baut Haas über Nacht erneut um und nimmt einen Start aus der Boxengasse in Kauf. Für Magnussen macht es keinen Unterschied, er stünde so oder so in der letzten Reihe.

Schumachers Pace war deutlich besser, umso mehr nervt das verpatzte Qualifying: "So ist es nun mal. Jetzt schauen wir auf morgen, und versuchen, uns in die Punkte zu kämpfen." Das ganze Rennen der Formel 1 heute in den Mexiko gibt es hier im Liveticker.