Die zweite Trainingssession am Freitag in Suzuka dauerte nicht die übliche Stunde, sondern war auf 90 Minuten ausgedehnt. Ihrem eigentlichen Zweck eines Reifentest dienen konnte sie aber aufgrund des japanischen Regens nicht. Pirelli-Chefingenieur Simone Berra erklärte mit bedauern: "FP2 hätte eigentlich ein Reifentest für 2023 sein sollen. Unglücklicherweise mussten wir das wegen dem Wetter abblasen. Wie werden diese Tests nun in Mexiko durchführen. Das war der Ersatztermin in unserem Plan."

Wie Berra bestätigte, wird also auch das zweite freie Training in Mexiko-Stadt in drei Wochen 90 anstatt der üblichen 60 Minuten gehen. Der Italiener erklärte auch, wie der Test in Suzuka eigentlich vorgesehen war: "Der Test war blind für alle Teams geplant, daher kann ich nicht ins Detail gehen. Wir haben einige Reifentypen mitgenommen. Sie unterscheiden sich in der Gummimischung, denn die Konstruktion ist seit September eingefroren. Es waren die härteren Mischungen, also C1, C2 und C3. Wir können aber nicht verraten, wie viele wir von jedem dabeihatten. Verschiedene Teams hätten verschiedene Spezifikationen getestet. Es hätte zwei Sätze pro Auto gegeben."

Berra gab auch an, was Pirelli vorschreibt und wo die Teams freie Hand haben: "Jedes Team bekam ein Testprogramm von uns zugewiesen. Wir wollten den Reifen in zwei unterschiedlichen Bedingungen testen: Erst einen Leistungstest über eine Runde im ersten Teil der Session und dann einen Longrun im zweiten Teil der Session. Es waren fünf Runden Pro Reifen, jeweils hart und weich, in der Quali-Simulation und acht Runden mit viel Sprit geplant. Das sollte in der ganzen Session abgespult werden. Setup-Einstellungen haben wir nicht vorgeschrieben. Wir haben ihnen aber die Daten geliefert, was die Steifigkeit der 2023er Reifen angeht."

Pirelli trotz Testausfall positiv: Regenreifen funktionieren gut

Aus den Plänen wurde bekanntermaßen nichts. Stattdessen kamen am Freitag nur die Regenreifen sowie die Intermediates zum Einsatz. Trotz der schwierigen äußeren Umstände zeigte sich der Pirelli-Mann zufrieden mit seinem Produkt: "Es gab keine Probleme mit dem Aufwärmen der Reifen, das ist sehr wichtig für uns. Heute war es sehr kalt. Die Streckentemperatur lag nur bei 18 Grad." Dies galt für beide Reifen, aber hatte wohl auch mit der Strecke zu tun: "Mit beiden Spezifikationen gab es keine Probleme. Vermutlich hat da auch die Streckencharakteristik mitgeholfen. In Suzuka wirken seitlich große Kräfte auf den Reifen, das hilft sehr die Temperaturen zu generieren."

Während es am Samstag trocken bleiben soll, ist für den Sonntag wieder Regenfall angesagt. In diesem Fall erwartet Berra keine Fülle an Boxenstopps: "Wie haben konstante Rundenzeiten gesehen, vor allem auf dem Intermediate. Der Reifenabbau war in Ordnung, selbst wenn man den aggressiven Asphalt hier in Betracht zieht." Wichtig ist jedoch die Frage: Welcher der beiden Regenreifen ist die richtige Wahl? Pirelli gab eine Richtmarke vor: "Wir haben berechnet, dass eine Rundenzeit von 1:48 Minuten der Übergangspunkt von Reigenreifen zu Intermediates ist. Das entspricht 120% einer Zeit auf Slicks. Die meisten Teams haben dies bestätigt."

Und wenn es wider Erwarten trocken bleibt? Da keinerlei Daten gemessen werden konnten, bleibt nur der Blick in die Vergangenheit: "Historisch war hier beides möglich: Sowohl Einstopp als auch Zweistopp." Diese Rennen wurden allerdings noch mit den Autos der alten Generation und auf 13-Zoll-Reifen bestritten. Nach einem trockenen Samstag wird die Informationslage sicherlich besser aussehen.