Das Wochenende begann für Mick Schumacher denkbar schlecht: Fast hätte er das 1. Freie Training im regnerischen Suzuka gut überstanden. Dann kamen die Startübungen und der Weg zurück zur Boxengasse. In Kurve acht fuhr Mick Schumacher in den Reifenstapel, anstatt zur Haas-Garage. Kein 2. Freies Training für den Deutschen, kein perfektes Bewerbungsschreiben für ein Formel-1-Cockpit.

Schumachers Serie an unfallfreien Rennen gebrochen

"Das Auto ist schwer beschädigt, das Chassis muss gewechselt werden", erklärt Günther Steiner. Vorsicht ist dabei besser als Nachsicht. "Wir müssen sicherstellen, dass nichts kaputt ist. Damit das Auto morgen sicher einsatzfähig ist." Frontflügel, Nase, beide Seiten der Vorderradaufhängung und das Monocoque überstanden Schumachers genaue Inspizierung des Reifenstapels nicht unbeschadet. Die kurze Pause zwischen den Trainings reichte dann nicht für den Chassis-Tausch, Mick Schumacher durfte in FP2 nur zusehen.

In Monaco brach der VF-22 von Mick Schumacher in zwei Teile, Foto: LAT Images
In Monaco brach der VF-22 von Mick Schumacher in zwei Teile, Foto: LAT Images

Das war Mick Schumachers erster großer selbstverschuldeter Unfall seit Monaco. "Er hat nun schon länger keinen Schaden am Auto verursacht", lobte der Haas-Teamchef Schumacher erst einen Tag zuvor. Dieses Lob alterte nicht gut: Nun der Haas in Trümmern, eben durch einen Fahrfehler von Schumacher. Zwei fünfte Plätze für Kevin Magnussen retteten zwar den Tag in der Haas-Garage, allerdings nur bedingt. Das Team verlor Trainingszeit, Geld und konnte keine Setup-Experimente mit Schumacher machen. "Der Unfall hatte genau gar nichts Gutes!", ärgert sich Steiner. Und Schuld daran sei definitiv nicht der Haas-Bolide.

Steiner: Habe noch nicht mit Schumacher gesprochen

"Das Auto ist nicht fragil, das ist ein normales Formel-1-Auto", verteidigt Günther Steiner den VF-22, anstatt Schumacher. "Der Einschlag war sehr hart." Die Frage nach dem Gesundheitszustand seines 23-Jährigen-Piloten konnte der Südtiroler nach dem Training im Interview mit ServusTV vorerst nicht beantworten. "Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen." Das fehlende Gespräch sei allerdings ein Willens-, kein Zeitproblem. "Manchmal ist weniger mehr, oder?", scherzt der Haas-Teamchef. "Die Situation muss zuerst etwas abkühlen."

Nicht mit, aber über ihn spricht Günther Steiner dafür gerne: "Aquaplaning. Da kam so ein Bach runter, den er nicht gesehen hat. Da ist er voll reingefahren und es hat ihn rausgeschmissen", listet Steiner die Gründe für den Abflug von Mick Schumacher auf. "Ich fahre dort draußen nicht herum und kann deshalb nicht beurteilen, wie schwierig diese Bedingungen waren", so Steiner. Ingenieur, und nicht Rennfahrer von Beruf. "Aber dieser Job ist eben nicht einfach. Am Ende muss man sagen: Ja, es war seine Schuld. Ja, da war Gischt und Wasser. Aber das weiß man!"

Aquaplaning: Gefahr für Schumachers Chancen auf ein Cockpit

Zerstörte Mick Schumacher beim Unfall nicht nur seinen Boliden, sondern auch seine Chance auf einen neuen Vertrag in der Königsklasse? Das würde der Haas-Teamchef so nicht bestätigen. "Darauf möchte ich jetzt nicht eingehen. Jetzt wegen dem Unfall zu sagen, was, wann und wo passiert. Das hat mit der ganzen Sache eigentlich sehr wenig zu tun", erklärt Günther Steiner bei ServusTV.

"Es geht um Crashs und Punkte", verkündete der Haas-Teamchef jedoch einen Tag zuvor. "Eine andere Seite gibt es nicht." Schlechte Nachrichten für Schumacher? Nicht unbedingt, grundsätzlich äußerte sich Steiner am Donnerstag positiv zu Schumacher und einer etwaigen Vertragsverlängerung. "Ich kann nicht sagen, dass ich mit Micks Performance unzufrieden bin", so der Teamchef.

Steiner hält sich bedeckt über eine mögliche Vertragsverlängerung von Schumacher, Foto: LAT Images
Steiner hält sich bedeckt über eine mögliche Vertragsverlängerung von Schumacher, Foto: LAT Images

In Austin muss einer der Haas-Piloten auf jeden Fall sein Cockpit räumen: Ferrari-Ersatzfahrer Antonio Giovinazzi ergreift in FP1 anstelle von Kevin Magnussen oder Mick Schumacher das Steuer. Ausgerechnet Giovinazzi, einer von Schumachers Konkurrenten auf einen Stammplatz in der Königsklasse. "Ich weiß noch nicht, wann die Entscheidung getroffen wird. Ich hoffe, die Frage ist zumindest bis Abu Dhabi geklärt", so Steiner zu dem vakanten Cockpit. Spätestens dann müssen Mick Schumacher und Günther Steiner wieder miteinander reden.