Daniel Ricciardos Formel-1-Zukunft steht derzeit noch in den Sternen. Im Moment sind nur noch einzelne Cockpits offen, vor allem bei Hinterbänkler-Teams. Ob der Australier dort unterkommt, ist allerdings nicht sicher. Wäre ein Vertrag beispielsweise bei Williams für Ricciardo aber überhaupt interessant?

Der Australier kündigte vor einigen Wochen an, dass auch ein Jahr Pause als Stammfahrer für ihn eine Option seien. Als wahrscheinlichste Option bietet sich derzeit Mercedes an. Doch wie gut das in der Vergangenheit funktioniert hat und vor allem: Wir gut stehen dann seine Chancen auf eine Formel-1-Rückkehr. Wir haben einen Blick auf die letzten Fahrer geworfen, die nach einem Jahr Pause wieder in die Königsklasse zurückgekehrt sind.

Alexander Albon

Alexander Albon: Erlebt bei Williams einen neuen Frühling seiner F1-Karriere., Foto: LAT Images
Alexander Albon: Erlebt bei Williams einen neuen Frühling seiner F1-Karriere., Foto: LAT Images

Das Formel-1-Comeback von Alexander Albon ist bereits nach weniger als einem Jahr ein voller Erfolg. Der Thailänder, der in seiner ersten F1-Karriere überhaupt nur durch glückliche Umstände zu einem Cockpit gekommen war, hatte sich bei Toro Rosso zuerst einen guten Ruf aufgebaut, den er dann in eineinhalb Jahren bei Red Bull beschädigte. Trotz zweier Podien: Im Vergleich zu Max Verstappen war er zu langsam

Bei Williams war er 2022 von Anfang die klare Nummer 1 im Team und konnte aus dieser komfortablen Situation heraus beim Letzten der Konstrukteurs-WM immer mal wieder für Sternstunden sorgen. Durch seine Vertragsverlängerung im August ist er wohl auch endgültig aus dem Red-Bull-Kosmos herausgebrochen und kann erstmals längerfristig in der Königsklasse planen.

Mit Williams ist die Ausgangslage sportlich zwar nicht sonderlich rosig, sein Ruf ist dafür allerdings so gut wie eigentlich in seiner gesamten F1-Karriere noch nicht. Dafür kann Albon sich nun auch in einer Rolle als Teamleader versuchen. Eine neue Situation: Bei AlphaTauri war er nur ein Notnagel und bei Red Bull anschließend die klare Nummer 2.

Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg: Kann er noch einmal in die Formel 1 zurückkehren?, Foto: LAT Images
Nico Hülkenberg: Kann er noch einmal in die Formel 1 zurückkehren?, Foto: LAT Images

Nico Hülkenberg ist das Gegenbeispiel zu Albon. Er beweist, wie schwierig es ist, nach dem Formel-1-Aus wieder als Stammfahrer zurückzukommen. 2020 wurde er bei Renault durch Esteban Ocon ersetzt. Seitdem konnte er als Feuerwehrmann und später als nomineller Ersatzpilot bei Racing Point und Aston Martin noch bei fünf GP-Wochenenden an den Start gehen.

Sensationell stach dabei sein dritter Platz im Silverstone-Qualifying 2020 hervor. Auch seine beiden letzten Auftritte zum Beginn der Formel-1-Saison 2022 waren beeindruckend - er konnte sogar aus dem Stand Lance Stroll besiegen.

Obwohl Hülkenberg bei diesen Reserveeinsätzen durchwegs glänzen konnte und auch regelmäßig in der Silly Season bei verschiedenen Teams gehandelt wurde, fiel der Emmericher immer wieder durch den Rost. Eine Vollzeit-Rückkehr 2023 ist zwar nicht ausgeschlossen, doch Jahr für Jahr schwindet die Hoffnung auf ein Comeback von "Hülk."

Esteban Ocon

Esteban Ocon hat bis 2024 Vertrag bei Alpine, Foto: LAT Images
Esteban Ocon hat bis 2024 Vertrag bei Alpine, Foto: LAT Images

Das Formel-1-Aus von Esteban Ocon nach der Saison 2018 kam eigentlich wie aus dem nichts. Der von Mercedes unterstütze Franzose hatte sich über Force India und Racing Point einen Ruf als solider Fahrer erarbeitet, auch wenn seine Herangehensweise auf der Strecke häufig kompromisslos war. Das gipfelte in den Kollisionen mit seinem Teamkollegen Sergio Perez.

Doch die Auflösung seines eigentlich schon eingetüteten Renault-Vertrages zugunsten von Daniel Ricciardo sowie die Force-India-Übernahme durch Lawrence Stroll ließen ihn ohne Kontrakt dastehen. Nach seiner Rückkehr als Hülkenberg-Ersatz 2020 erwischte Ocon allerdings eine eher dürftige Saison. Gegen Ricciardo lag er eigentlich die gesamte Saison zurück, erst gegen Ende des Jahres war Ocon näher an ihm dran.

Auch gegen Alonso zieht Ocon regelmäßig den Kürzeren, er konnte sich aber dennoch - wie schon in Racing-Point-Zeiten - einen Ruf als grundsolider Fahrer erhalten. Durch seinen Langzeit-Vertrag bei Alpine bis 2024 ist zudem die Zukunft des Franzosen gesichert. Auch bei ihm hat sich das eine Jahr Pause also durchaus bezahlt gemacht.

Daniil Kvyat

Daniil Kvyat: Nachdem er bei Red Bull und AlphaTauri rausflog, gelang ihm 2019 noch ein Comeback., Foto: Sutton
Daniil Kvyat: Nachdem er bei Red Bull und AlphaTauri rausflog, gelang ihm 2019 noch ein Comeback., Foto: Sutton

Als Torpedo verschrien und bei Toro Rosso chancenlos gegen Pierre Gasly musste auch Daniil Kvyat unfreiwillig ein Jahr Formel-1-Pause einlegen. Zuvor hatte er einen rasanten Aufstieg in die Königsklasse hingelegt. Bereits nach seinem GP3-Titel kam er 2014 zu Toro Rosso, ein Jahr später folgte er auf Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel bei Red Bull.

Trotz zweier Podien und einem punktemäßigen Sieg gegen Ricciardo: Nach einer Reihe von Unfällen war in Spanien 2016 Schluss mit Kvyats Karriere beim RB-Topteam und nach eineinhalb Jahren bei Toro Rosso auch Schluss mit Formel 1. Doch für Kvyat lohnte es sich, sein gutes Verhältnis zu Red Bull zu wahren und weiterhin in Richtung Formel 1 zu arbeiten. 2018 pausierte er zwar als Stammfahrer, blieb aber als Ferrari-Ersatzpilot dem F1-Paddock erhalten.

Nach einem Jahr Pause holten ihn die Bullen in Ermangelung eigener Talente als Notlösung für bei Toro Rosso (später: AlphaTauri) in die Formel 1 zurück. Es war aber von vornherein klar, dass Kvyat kaum mehr als ein Platzhalter für zukünftige RB-Junioren sein würde und auch die Leistungen des Russen sprachen in dieser Phase seiner Karriere nie für größere Aufgaben. Abgesehen von einem Sensations-Podium in Hockenheim blieben Erfolge (sowohl gegen Albon als auch gegen Gasly) aus. 2021 kam dann Tsunoda zu AlphaTauri und Kvyat war wieder weg vom Fenster.