Neue Regeln sollten in der Formel 1 2022 für besseres Racing und einen spannenden WM-Fight sorgen. Letzterer wurde entgegen der Pläne von Liberty Media und der FIA zu einem Durchmarsch Max Verstappens, der schon dieses Wochenende in Singapur vorzeitig die Entscheidung herbeiführen kann. Doch auch auf der Rennstrecke hat das neue Reglement offenbar nicht auf ganzer Linie überzeugt. Sebastian Vettel zieht ein ernüchterndes Fazit. Darüber hinaus kommen auch die für 2023 ausgeweiteten Sprintrennen bei ihm nicht gut weg.

"Ich will nicht sagen, dass es gescheitert ist, aber es wurde sicher viel Aufwand betrieben und nicht all der Aufwand ist dabei rumgekommen", so Vettel mit Blick auf den großen Regelumbruch. Für die Saison 2022 setzte die Königsklasse wieder einmal alle Hebel in Bewegung, um aus dem Sport ein noch aufregenderes Produkt zu machen. Engere Rennen und eine höhere Leistungsdichte sollten die Show aufwerten

Erreicht werden sollte dies mit einem anderen Aerodynamikkonzept und neuen Reifendimensionen. Die Rückkehr zum Ground Effect hatte zum Ziel, die Boliden im Verkehr aerodynamisch weniger anfällig zu machen. Die Einführung neuer 18-Zoll-Räder sollte die Temperaturempfindlichkeit der Pneus verringern.

Racing für Vettel unverändert

"Das große Ziel dieses Jahr war, dass die Autos überholen und dichter folgen können", so Vettel, der diesen Effekt als Stammgast im Mittelfeld wohl am ehesten wahrnehmen sollte. Dem ist jedoch nicht so. "Ich denke nicht, dass es einen großen Unterschied gibt", lautet sein Urteil.

Zwar funktioniert das neue Konzept der Autos technisch tadellos, doch der beabsichtigte Effekt wird vom Konzept zugleich aufgehoben. "Wir können dichter folgen, aber wir haben auch weniger Luftwiderstand. Du musst also zum Überholen auch näher dran sein", erklärt Vettel das Dilemma und erteilt auch den Reifen eine Absage: "Die machen auch keinen großen Unterschied."

Sprintrennen für Vettel nur Geldmacherei

Was ihn ebenfalls nicht abgeholt hat, sind die 2021 eingeführten Sprintrennen. Im Kalender für 2023 wird die Anzahl der Qualifikationsläufe am Samstag von drei auf sechs erhöht. Für Vettel hat das sportlich keinen Wert. "Ich will nicht der Bad Guy sein, aber ich denke, dass es nur ein Weg ist, mehr Geld zu machen", so der 35-Jährige. "Wenn es ein Rennen gibt, ist das natürlich aufregender als ein Training. Dann schauen mehr Leute zu."

Für die Teams und die Fahrer hat es allerdings nicht den hohen Stellenwert, den Liberty Media dem Sprintrennen beimisst: "Vom Fahren her ist es nicht sonderlich aufregend, den Sprint zu haben. Du schaust nur auf das richtige Rennen. Vielleicht versuchst du, deine Startposition zu verbessern. Aber hauptsächlich geht es darum, nichts zu verlieren. Dann gibt es natürlich auch ein paar Punkte, aber der Fokus liegt auf dem eigentlichen Rennen."