Zwei WM-Punkte, Fahrer des Tages und den Teamkollegen geschlagen. Solch ein Debüt in der Königsklasse war bisher den wenigsten Fahrern vergönnt. Noch dazu hatte Nyck de Vries kaum Vorbereitungszeit, denn erst am Samstagmorgen erfuhr er, dass er den ausgefallenen Alexander Albon ersetzen musste. So blieb ihm nur das dritte Freie Training mit Williams zur Vorbereitung auf das restliche Wochenende. Immerhin war der Niederländer schon am Freitag im Aston Martin auf dem italienischen Traditionskurs unterwegs.
"Mein Start war nicht großartig, aber gut genug, um die Position zu halten. Dann war es der Schlüssel, in den Rhythmus zu finden und keine weiteren Positionen zu verlieren", analysierte de Vries seinen ersten F1-Start. "Ich bin sehr glücklich mit unserer Strategie und wie wir das Rennen gemanagt haben. Ich weiß, dass uns die anderen mit ihren Strafen geholfen haben, das nimmt uns die Punkte aber auch nicht mehr weg."
De Vries bekommt Nachrichten von Max Verstappen
Dass das F1-Debüt alles andere als ein Selbstläufer war, gibt de Vries offen zu: "Ich war die ganze Zeit irgendwo zwischen Vorfreude und absoluter Aufregung. Ich habe mich nicht getraut, auf den Schlaftracker meiner Uhr zu schauen, weil ich praktisch die ganze Nacht wach war." Sein Landsmann, der amtierende Weltmeister Max Verstappen, habe ihm am Samstagabend auch geschrieben: "Er hat geschrieben 'Es wird schon passen, es wird gut werden. Hab einen guten Start und du kommst durch!'"
De Vries: Jede Fahrt im F1-Auto ein Bewerbungsschreiben
Natürlich wird aufgrund der aktuellen Situation auf dem Transfermarkt viel darüber diskutiert, was dieser Einsatz für de Vries' F1-Zukunft bedeutet. Er selbst meint dazu: "Dieses Wochenende habe ich eine gute Leistung gezeigt, aber von uns wird immer erwartet, dass wir abliefern. Es liegt nicht bei mir, Weiteres zu entscheiden."
Ob er sich mit diesem Wochenende bei Alpine beworben hat, weiß er nicht: "Vielleicht muss ich noch eine Power-Point-Präsentation vorbereiten", scherzt der Niederländer in Anlehnung an George Russels Bewerbungen. "Aber jede Fahrt in einem Formel 1-Auto ist eine Art Bewerbungsgespräch. Man muss diese Chancen aber mit Bedacht nutzen: Es ist immer eine Abwägung zwischen über das Ziel hinausschießen und zu wenig zeigen."
De Vries: Habe in letzter Zeit viele Lenkräder gesehen
Ob der Williams-Ersatzfahrer, der in dieser Saison neben Williams schon freie Trainings für Mercedes und Aston Martin gefahren ist, Probleme gehabt habe, sich an das neue Lenkrad anzupassen, erklärt er so: "Ich habe in letzter Zeit viele Lenkräder gesehen. Es war schwierig, aber als Team haben wir einen guten Job gemacht, uns auf die wichtigen Dinge zu fokussieren. Wir haben die ganzen Fehler-Dinge ausgelassen und uns darauf fokussiert, was ich im Rennen gebraucht habe. Ich habe im Rennen gefragt, wie ich ein paar Balance-Änderungen machen kann und das Team hat es mir erklärt." De Vries betont deshalb die gute Kommunikation mit dem Team: "Nicht denken, nur fühlen und fragen!"
Dennoch kamen auf ihn auch viele unbekannte Dinge zu, bei denen das Team nur bedingt helfen konnte. Besonders das Reifenmanagement sei eine große Unbekannte gewesen: "Viel mehr als das, was auf einigen Zetteln und Notizen stand, die ich gestern mit ins Bett genommen habe, wusste ich nicht. Natürlich habe ich mir die Daten angeschaut und was die Jungs in den freien Trainings gemacht haben, aber vieles war unbekannt. Deshalb habe ich dem Team zugehört, sie konnten mich leiten."
Auch den Rennstart konnte der Niederländer nicht allzu oft üben: "Gestern habe ich zwei Übungsstarts gemacht, heute konnte ich keinen machen, weil wir das Getriebe wechseln mussten." Nach dem Verbremser im Qualifying mussten nämlich einige Teile des Williams, darunter auch das Getriebe ausgetauscht werden, weil sie ihre Belastungsgrenze bei dem Manöver erreichten. Dennoch kann für den jungen Fahrer nach so einem Wochenende nur ein positives Fazit bleiben: "Diese Punkte kann mir keiner mehr nehmen!"
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