Während frühere Generationen an Rennfahrern mit Blick auf Simulatoren nicht selten die Nase rümpften, sieht das die aktuelle völlig anders. Die Hightech-Simulatoren in den Hauptquartieren der Teams sind für sie längst zu einem essenziellen Teil der Rennvorbereitung geworden, der den Strategen und Ingenieuren unabdingbare Daten und Erkenntnisse für ihre Arbeit liefert.

Aber nicht alle Formel-1-Piloten arbeiten gerne im Simulator. Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel etwa: Natürlich drehen sie ihre Runden im hochprofessionellen Werkssimulator, um sich entsprechend auf eine Strecke einzuschießen, aber wenn es nicht sein muss, verzichten sie liebend gerne darauf.

Kein Simulator: Magnussen setzt auf Formel 1 Onboard-Videos

Kevin Magnussen ist ebenfalls ein Pilot dieses Schlags. Der Däne geht aber sogar noch einen Schritt weiter als manche seiner Kollegen und macht es den Formel-1-Helden aus früheren Tagen nach. Laut eigenen Aussagen sieht er sich zur Vorbereitung lieber Onboard-Aufnahmen an, als im Simulator Platz zu nehmen. Wobei er es damit manchmal zu übertreiben scheint.

"Ziemlich häufig. Meine Frau würde wohl sagen zu häufig. Hin und wieder schaue ich mir gern Aufnahmen aus den 70er- und 80er-Jahren an. Da zweifelt meine Frau dann aber auch daran, dass das wirklich noch der Vorbereitung dient", so der Haas-Pilot auf Rückfrage, wie oft er sich solche Videos ansieht.

Kevin Magnussen: (Nicht alle) Onboards sind nützlich

Und der ehemalige Renault-Pilot führt auch aus, welche Überlegung hinter dieser Vorgehensweise steckt: "Man kann dabei eine Menge lernen. Ich denke, es ist genauso nützlich wie das Fahren im Simulator. Denn die Simulation ist nicht echt, während du auf den Onboards schon beinahe spürst, was vor sich geht. Es ist real."

Diese Perspektive nimmt Kevin Magnussen nicht allzu gerne ein, Foto: Red Bull Content Pool
Diese Perspektive nimmt Kevin Magnussen nicht allzu gerne ein, Foto: Red Bull Content Pool

Um aus den Aufnahmen valide Schlüsse für sein eigenes Rennen ziehen zu können, geht Magnussen bei der Auswahl nicht zufällig vor. "Ich suche nach hohen Benzinständen usw., es kommt darauf an, was ich sehen möchte. Im Qualifying ist es dasselbe." Und hat er sich eine bestimmte Runde eines bestimmten Piloten ausgesucht, hält er auch Ausschau nach ganz speziellen Dingen. "Ich versuche zu erkennen, ob jemand etwas besonderes macht und ob das etwas ist, was ich auch lernen und ausprobieren kann."

Gleichzeitig macht der Haas-Pilot, der mit 10 WM-Punkten mehr als sein Teamkollege Mick Schumacher aktuell auf Rang 11 der Fahrerwertung steht, aber auch klar, dass manche Piloten für diesen Zweck nicht ganz so geeignet sind wie andere. "Häufig macht es einfach nicht so viel Sinn, sich das anzusehen. Max [Verstappen; d. Red.] zum Beispiel, oder Red Bull und Ferrari ganz allgemein. Deren Auto unterscheidet sich so stark, dass sie damit Dinge anstellen können, die uns einfach nicht möglich sind", erkennt der Däne neidlos an.