"Für mich persönlich war es das Formel-1-Rennen meiner Karriere, das ich am meisten genossen habe", sagte George Russell, nachdem er den zweiten Platz in Zandvoort nach Hause fuhr. Dabei entkam der junge Brite nur knapp einem völligen Desaster. In Runde 64, acht Runden vor Schluss kollidierte er bei einem Überholmanöver fast mit seinem Teamkollegen Lewis Hamilton.
"Bei dem Überholmanöver mit Lewis kam es ein wenig zum Missverständnis - ich bin rausgezogen, als Lewis zum Verteidigen angesetzt hat, das hätte unangenehm enden können", erklärte Russell die Situation nach dem Rennen.
So weit konnte es nur kommen, da Russell auf dem Dünen-Kurs in den Niederlanden nicht nur schnell am Lenkrad war, sondern auch ohne große Überlegungen eine goldrichtige Entscheidung traf. Während einer Safety-Car-Phase, ausgelöst durch Valtteri Bottas, schlug der 24-Jährige in Runde 58 einen Reifenwechsel vor. Der vorrausfahrende Hamilton blieb auf gebrauchten Mediums draußen, während Russell für den Endspurt zur weichsten Reifenmischung griff.
Formel 1, Mercedes: Strategie die richtige Wahl - war mehr drin?
"Wir waren als Team in einer schwierigen Situation. Wenn wir beide an die Box gefahren wären, hätten wir die Position direkt an Max verloren, wenn wir beide draußen geblieben wären, hätten wir am Ende beide ebenfalls gegen Max verloren", rechtfertigte Russell die Mercedes-Entscheidung. "Es war die beste Chance, die Strategie aufzuteilen und zu schauen, was passiert."
Hamilton war von der Strategie am Ende jedoch eher wenig überzeugt, am Funk wütete der siebenmalige Weltmeister wie selten zuvor. Profiteur Russell ist anderer Meinung: "Wir hatten nichts zu verlieren und wussten, dass es unsere einzige Möglichkeit war, um den Sieg mitzukämpfen."
Trotzdem würdigte Russell die Leistung seines Teamkollegen und bedauerte den Ausgang seines Rennens: "Es tut mir für Lewis leid, dass er nicht mit uns auf dem Podium war, er ist ein sehr gutes Rennen gefahren und hätte es verdient, hier zu sitzen."
Mercedes, Toto Wolff: Werden nicht die nächsten 7 Rennen gewinnen
Möglicherweise war die starke Leistung der Mercedes-Boliden in Zandvoort die letzte Sieg-Chance für die Silberpfeile. Denn neben dem Kurs in Budapest spielte dem W13 die Streckencharakteristik in den Niederlanden am ehesten in die Karten: "Das war keine Überraschung, die Strecken ähneln sich sehr - hoher Abtrieb und viele mittelschnelle Kurven, damit kommt unser Auto gut klar."
"Ich bin mir noch nicht sicher, wie es uns in Monza gehen wird, ich denke irgendwo zwischen Spa und Zandvoort - hoffentlich eher wie dieses Wochenende. Aber die Renn-Pace sieht ziemlich vielversprechend aus", äußerte sich Russell optimistisch.
Der zum Tiefstapeln veranlagte Teamchef Toto Wolff wiederum sieht für den Rest der Saison schwarz: "Ich erwarte bis zum Ende des Jahres nicht immer Wochenenden wie dieses. Uns stehen unebenere Strecken bevor, die es uns nicht erlauben werden, so mit unserem Auto zu fahren, wie wir es wollen. Es wird Strecken geben, auf denen uns der Abtrieb limitieren wird - wir werden nicht die nächsten sieben Rennen gewinnen."
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