Im Schatten des Duells zwischen Max Verstappen und Charles Leclerc war Mick Schumacher der heimliche Gewinner des Formel-1-Qualifyings in Zandvoort. Der Haas-Pilot feierte mit Startplatz acht seinen besten Samstag seit langem und übertraf dabei alle Erwartungen. Der Achtungserfolg kommt für ihn zur richtigen Zeit, denn hinter seiner Zukunft in der F1 steht dieser Tage ein Fragezeichen. Der sportliche Druck und der Besuch von Mutter Corinna verhalfen ihm zum kleinen Befreiungsschlag.

"Wir mussten hier stark sein, da es in Monza für uns schwierig wird. Wir müssen hier alle Punkte mitnehmen, die wir kriegen können, um für die Rennen zu kompensieren, bei denen es für uns nicht so gut laufen wird", so Schumacher, der in Zandvoort von vornherein hohe Erwartungen hatte: "Wir wussten, dass unser Paket hier besser funktionieren sollte, weil unsere Zahlen das ausgesagt haben."

Dass es im 15. Qualifying der Saison derart weit nach vorne gehen würde, hatte er allerdings nicht erwartet. Im Q1 stach Schumacher Teamkollege Kevin Magnussen deutlich aus und kam als Zwölfter eine Runde weiter. Dort wäre gemäß der teaminternen Erwartungshaltung eigentlich Schluss gewesen. "Wir waren ziemlich überrascht, es ins Q3 zu schaffen", so der 23-Jährige, der sich auch im zweiten Segment vor dem K.o. rettete und es als Neunter ins Finale schaffte.

Haas hatte nicht mit Q3 gerechnet

"Viele Teams hatten für uns ein Q1-Aus erwartet, wir selbst haben uns im Q2 gesehen. Ein paar der Konkurrenten auszustechen, die bis hier schneller schienen, ist großartig", freut sich Schumacher, der es zum vierten Mal in seiner Karriere in einem Zeittraining unter die ersten Zehn schaffte. Im Q3 setzte er sich als Achter gegen Yuki Tsunoda durch, nachdem Lance Stroll aufgrund eines Defekts nicht an der Session teilnahm und dadurch Zehnter blieb.

"Wir sind froh, dass die Korrelation zwischen Budapest und hier funktioniert und unser Paket etwas bringt", so Schumacher, der erst vergangenes Wochenende in Spa-Francorchamps die Updates für den VF-22 erhielt, die Magnussen bereits in Ungarn einsetzte: "Platz acht ist im Vergleich zu den vorangegangenen Rennen ein gutes Resultat."

Schumacher profitiert von familiärer Unterstützung

An den vergangenen drei Rennwochenenden war er jeweils weit vom Einzug ins Q3 entfernt gewesen. Im teaminternen Duell gegen Magnussen stand es vor dem Wochenende in den Niederlanden 11:3 für den Dänen. Schumacher kommt das Erfolgserlebnis gelegen: "Wir haben morgen noch einen Tag und darauf liegt jetzt mein Fokus. Aber bis jetzt sind wir ziemlich zufrieden, mit der Performance heute. Das hatten wir uns vorgenommen und wir haben es definitiv erreicht. Es ist gut, so einen Tag zu haben."

Nach langer Zeit ist auch Corinna Schumacher in Zandvoort wieder bei einem Grand Prix vor Ort. Die Unterstützung der Mutter schätzt Mick Schumacher inmitten der Ungewissheit über seine F1-Zukunft sehr. "Meine Mutter hat viel Erfahrung mit der Formel 1. Sie hat das hier all die Jahre mit meinem Vater gemacht und war gut darin. Ich bin stolz auf sie. Es geht dabei natürlich nicht um Verträge, aber um mentale und emotionale Unterstützung", sagt der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher.

Longruns stimmen Schumacher zuversichtlich

Am Sonntag gilt es, die Performance auch auf die Renndistanz umzusetzen. Der Sonntag war für Haas nach vielversprechenden Qualifyings häufig die Achillesferse. Gegenüber Motorsport-Magazin.com ist Schumacher zuversichtlich, dass es diesmal anders laufen kann. "Die Longrun-Pace schien nicht schlecht zu sein. Alle werden etwas mit dem Reifenmanagement zu kämpfen haben. Der Kurs bedeutet für die Reifen eine hohe Intensität", erklärt er.

Mit der Ausgangslage in den Top-10 ist er optimistisch, auf der Dünenachterbahn sein drittes Punkteresultat einfahren zu können: "Wir starten nicht hinten im Getümmel, sondern davor. Hoffentlich können wir uns aus dem Ärger heraushalten." Alle News zur Formel 1 heute in Zandvoort gibt es im Liveticker.