Mercedes sicherte sich mit George Russell die Eröffnungs-Bestzeit zum GP der Niederlande in Zandvoort - und nicht nur das, Russell stach den Rest der Formel 1 im 1. Freien Training überraschend deutlich aus. Lewis Hamilton holte sich Platz zwei, Ferrari war erster Verfolger. Doch ein prominenter Name fehlte an der Spitze: Ausgerechnet beim Heim-GP musste Max Verstappen seinen Red Bull nur wenige Minuten nach dem Start mit einem Defekt abstellen. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Zandvoort gibt es hier im Liveticker.

Die Platzierungen: Die Russell-Bestzeit kam allerdings deutlich später im Training verglichen mit der Konkurrenz. Mit einer 1:12,455 setzte sich Russell deutlich vom Feld ab. Teamkollege Lewis Hamilton fuhr jedoch seine Runde noch später, und musste sich trotzdem mit 0,240 Sekunden auf dem zweiten Platz einreihen. Mercedes holte die ganze Zeit in den Sektoren eins und drei, Ferrari war im Mittelsektor über zwei Zehntel schneller.

Carlos Sainz fehlten in Summe trotzdem 0,390 Sekunden. Sehr knapp dran war McLaren, Lando Norris und Daniel Ricciardo belegten die Plätze vier und fünf und sprengten damit das Ferrari-Duo. Für Charles Leclerc blieb nur Platz sechs. Sergio Perez kam in FP1 überhaupt nicht in den Rhythmus und lag mit 0,961 Sekunden auf P7 bereits deutlich zurück. Fernando Alonso, Esteban Ocon und Alex Albon komplettierten die Top-10.

Mick Schumacher fehlten auf P11 eine Zehntel, während Sebastian Vettel auf P15 noch keine großen Sprünge machte. Auf seinen Teamkollegen Lance Stroll (P12) fehlten ihm knappe eineinhalb Zehntel. Max Verstappen, der vor seinem Defekt nur sieben Runden auf Hard-Reifen hatte fahren können, war trotzdem schneller als Nicholas Latifi auf Soft gewesen und belegte den 19. Rang.

Die Technik: Vom Low-Downforce-Kurs von Spa geht es direkt zum High-Downforce-Kurs von Zandvoort. Entsprechend bauen die meisten Teams ihre Autos auf bereits im Verlauf der Saison verwendete Medium- oder High-Downforce-Spezifikationen um. Nur bei vier Teams gibt es neue Teile. Alfa Romeo änderte Details an der hinteren Bremskühlung, Williams am Frontflügel-Endplate, AlphaTauri am Übergang zum Heckflügel-Endplate und Alpine am Beam Wing und am Frontflügel.

Lewis Hamilton wechselte nach seinem Crash in Spa auf die dritte von vier erlaubten Getriebe-Einheiten und auf einen alten Motor. Abgesehen davon wurden neue, vergrößerte Rückspiegel getestet, die für 2023 Standard werden sollen. So fuhr etwa Perez mit dem normalen Spiegel auf der linken und dem vergrößerten auf der rechten Seite, bei Verstappen war es umgekehrt.

Die Zwischenfälle: Mick Schumacher verbremste sich gleich auf seiner ersten fliegenden Runde mit Hard-Reifen hin zur Schikane und war damit der erste, der Zandvoorts neues Fake-Kiesbett austestete. Kevin Magnussen folgte fünf Minuten später, kurz darauf auch Fernando Alonso. Daniel Ricciardo gesellte sich später ebenfalls zu jenen, die sich dort verschätzten.

In Minute 11 dann große Enttäuschung bei den bereits für FP1 in Massen an die Strecke gereisten Fans: Max Verstappen rollte durch Kurve 3 mit einem technischen Defekt aus. Beim Herunterschalten für die Hugenholtzbocht schien ein Getriebeproblem aufzutreten, er musste am Kurvenausgang abstellen. Am Vormittag hatte Red Bull davor noch unter FIA-Aufsicht das eigentlich versiegelte Getriebe geöffnet, um im Rahmen des Reglements Teile zu tauschen. Zur Bergung des Autos wurde das Training abgebrochen und mit 40 verbleibenden Minuten neu gestartet.

Sergio Perez war auf seinen ersten schnellen Runden mit dem Soft-Reifen abenteuerlich unterwegs. Einmal rutschte er in der Hugenholtzbocht bis ganz an die Wand, ein paar Minuten später rutschte er am Ausgang von Kurve 9 dann raus ins Grad und schrammte nur um Millimeter an der Absperrung auf der linken Seite vorbei.

Lewis Hamilton machte sich im Laufe des Trainings mehrmals unbeliebt, als er in langsamer Fahrt auf der Ideallinie immer wieder Fahrer behinderte. Hamilton beschwerte sich bei der Box, dass er den Funk nur schwer verstehen könne. Untersuchungen gab es dafür keine. Sehr wohl notierte die Rennleitung kurz vor Schluss einen Beinahe-Crash zwischen Sebastian Vettel und Lando Norris - in der vorletzten Kurve lenkte ein langsamer Vettel beinahe in den McLaren hinein.

Das Wetter: Sonnenschein begrüßte die Formel 1 im ersten Training, bei 22 Grad Lufttemperatur knackte die Asphalttemperatur im Laufe des Trainings die 30-Grad-Marke und erreichte einen Höchstwert von 31 Grad.