Für Ferrari war der Belgien GP 2022 ein Debakel. Abgesehen von der Tatsache, dass der F1-75 in Spa schlichtweg unterlegen war, kostete eine riskante Strategie Charles Leclerc auch einen Platz und zwei Punkte. Eigentlich hätte der Monegasse seine Aufholjagd nach der Motorenstrafe ganz locker auf Position fünf beendet. Doch nach dem Rennen warf ihn eine Fünf-Sekunden-Strafe auf den sechsten Rang zurück.

Um Max Verstappen die schnellste Rennrunde zu entreißen, holte Ferrari Leclerc in der vorletzten Runde zum Reifenwechsel an die Box. Auf frischen, weichen Reifen sollte die Pace reichen, um Verstappens Bestzeit aus Runde 32 zu schlagen.

Der Plan ging für Ferrari aber nicht auf. Einerseits fehlten Leclerc trotz der frischen Soft-Reifen und dem deutlich leichteren Auto sechs Zehntelsekunden auf die Verstappen-Zeit. Andererseits fuhr der Monegasse in der Boxengasse zu schnell, kassierte nach dem Rennen eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe und verlor dadurch noch Rang fünf an Fernando Alonso.

Leclerc-Strafe wegen Ferrari-Sensor?

"Die Strafe ist meine Schuld, das Team hat nichts damit zu tun", sagte Leclerc nach dem Rennen. Teamchef Mattia Binotto sieht das aber anders: "Er war nur minimal über dem Limit. Durch das Abreißvisier, das sich in der Startphase in seiner Bremsbelüftung verfangen hat, ist der Sensor überhitzt. Dadurch mussten wir auf ein Backup-System zurückgreifen, das offenbar nicht so genau war."

Leclercs Spa-Aufholjagd verlief stockend, Foto: LAT Images
Leclercs Spa-Aufholjagd verlief stockend, Foto: LAT Images

Replays und die Aussagen der Beteiligten lassen vermuten, dass es ausgerechnet Max Verstappens Abreißvisier war, das sich im Ferrari verfing. Verstappen hatte am Ende einer chaotischen ersten Runde eines weggeworfen, und da war der unglückliche Leclerc direkt hinter ihm gefahren. Danach musste Leclerc zum Zwangsstopp.

Allerdings übertrat Leclerc nur bei seinem dritten und letzten Boxenstopp das Tempolimit, wurde mit 81,0 statt der erlaubten 80 Stundenkilometer geblitzt. Also fuhr er vor dem finalen Stopp schon zweimal durch die Boxengasse - ohne Geschwindigkeitsübertretung.

Ferrari verteidigt Leclerc-Stopp: F1 braucht Mut

Unabhängig von der Strafe wäre die Ferrari-Strategie schon zuvor fast in die Hose gegangen, weil Leclerc nach seinem Boxenstopp nur knapp vor Fernando Alonso auf die Strecke zurückkam. Beim Sprint auf der Kemmel-Geraden überholt der Altmeister den Ferrari-Piloten sogar. In der letzten Runde konnte Leclerc die Reihenfolge vor dem Boxenstopp wiederherstellen.

War die Ferrari-Strategie, den Extra-Stopp zu machen, zu riskant? "In der Formel 1 musst du mutig sein", verteidigt Binotto seine Strategen. "Die Entscheidung, zu stoppen war richtig. Wir wussten auch, dass er ihn wieder überholen kann."