Nach medialen Eskapaden, Kritik von allen Seiten und einem etwas holprigen Saisonstart scheint bei Mick Schumacher seit Silverstone der Knoten geplatzt zu sein. Dort gab es nicht nur die ersten WM-Punkte, sondern auch Streicheleinheiten für das Selbstbewusstsein. Und das genau dann, als der auf ihm lastende Druck eigentlich am höchsten war. Das fehlende Puzzleteil für Schumacher?

Mick Schumacher und Haas gemeinsam im Aufwärtstrend

"Ich denke, wir waren schon zuvor ziemlich stark", meinte er zum klaren Aufwärtstrend seiner Leistungen. Seit dem Großen Preis von Großbritannien zeigt Mick Schumachers Formkurve stetig nach oben. "Manchmal hat sich das nur nicht so gezeigt!" Auch ein schwieriges Frankreich-Wochenende und fehlende Updates für seinen VF-16 warfen ihn nicht aus der Bahn.

Schumacher und Magnussen im internen Teamduell, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com
Schumacher und Magnussen im internen Teamduell, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

Im direkten Qualifying-Duell führt Kevin Magnussen noch immer klar mit 10:2, aber bei der Rennpace befinden sich die beiden immer öfter auf Augenhöhe. "Wenn wir zurückschauen, haben wir alle Details genau richtig hinbekommen. Starke Rennen hatten wir schon zuvor, wie in Miami oder Kanada", erzählte Mick Schumacher am Hungaroring. Scheiterte der Deutsche in Miami noch an einem Fahrfehler (und Sebastian Vettel), streikte in Kanada der Ferrari-Motor des Haas-Piloten.

Diamanten und Schumachers entstehen unter Druck

"Wir hatten auch oft Pech, wie in Silverstone oder am Red Bull Ring." Mit dem steigenden Druck hatte 'Schumi Junior' aber nur medial zu kämpfen: Er persönlich könne mit hoher Erwartungshaltung gut umgehen, und hat Erfahrung damit. "Natürlich war es zu Beginn der Saison tough. Wir hingen in Gedanken noch etwas im letzten Jahr fest, und versuchten, viel davon für heuer anzupassen." Nachdem sich Haas von dieser Philosophie verabschiedet hatte, begann es besser zu laufen: "Wir fingen an, uns zu verändern. Wir änderten den Fahrstil, die ganze Herangehensweise." Mit einem wichtigen Take-Away für Schumacher: "Ich mag den Druck. Habe ich schon immer!"

Mick Schumacher benötigte etwas Anlaufzeit, um mit dem VF-16 auf einen grünen Zweig zu kommen, Foto: LAT Images
Mick Schumacher benötigte etwas Anlaufzeit, um mit dem VF-16 auf einen grünen Zweig zu kommen, Foto: LAT Images

Mit dem Namen Schumacher gehe natürlich eine gewisse Erwartungshaltung einher. Der angefangen im Kartsport über die Formel-Nachwuchsserien von Mick Schumacher gehändelt werden musste. "Aber immer, wenn ich den meisten Druck hatte, brachte ich meine besten Leistungen!" Schumachers Geheimnis? "In gewisser Weise passiert das bei mir ganz automatisch. Das ist schwierig zu beschreiben. Ich konzentriere meine Energie darauf, das Richtige zu tun!"

Mick Schumacher, der fahrende Formel-1-Psychologe

"Ich habe nie an mir selbst gezweifelt, wusste immer, zu was ich fähig bin!", gibt der 23-Jährige Einblick in seine Psyche. Mit 'Beweis ihnen, dass sie falsch liegen' und 'Glaub an dich', abgekürzt durch die englischen Anfangsbuchstaben PTW bzw. BIY halfen ihm auch krypo-motivationale Funkspräche der Haas-Boxenmauer. "Aber natürlich fragst du dich: Fahre ich schlecht, oder ist es etwas anderes?" Jeder müsste diese Fragen für sich selbst beantworten. "Dann kann dich nichts mehr aufhalten. Du verbesserst dich ständig!"

Mit diesem Mindset geht Mick Schumacher ans Werk: "Ich arbeite so hart und solange ich kann. Bis ich mich nicht mehr verbessern kann!" Mit Erfolg, in Ungarn scheiterte er nicht mehr an sich selbst, sondern (nur) an der harten Reifenmischung. Zusätzlichen Druck bekommt Schumacher jetzt vielleicht auch noch als einziger Deutscher in der Formel 1. "Das nehme ich als Herausforderung!", sagt Mick Schumacher und bereitet sich vor, als letzter Deutscher die Bastion zu halten.