Charles Leclerc steht in Frankreich einmal mehr auf der Pole. Diesmal aber war der Qualifying-König der Formel-1-Saison 2022 nicht allein unterwegs. Auf den entscheidenden Runden in Q3 leistete Carlos Sainz, der aufgrund einer Motorstrafe von ganz hinten starten muss, beide Male Windschatten-Hilfsdienst.

Besonders auf einer Strecke wie dem Circuit Paul Ricard, wo an die lange Geraden eine Highspeed-Rechts und dann eine kritische langgezogene Rechtskurve anschließen, ist das aber kein einfaches Unterfangen. Luftverwirbelungen von Sainz hätten Leclerc beim Anbremsen auf Kurve 11 leicht zum Verhängnis werden können, wenn das Timing nicht gepasst hätte.

Leclerc ist folglich vollen Lobes für seinen selbstlosen Teamkollegen, denn die beiden brachten das Kunststück komplett ohne Testlauf in den Trainings durch. Und sicherten sich gegen den topspeedstarken Verstappen ab.

Leclerc und Sainz bringen Windschatten-Trick auf den Punkt

"Es war ziemlich schwierig, das genau hinzubekommen", gesteht Leclerc. "Auf der ersten Runde waren wir wohl ein bisschen zu nah beieinander in den Kurven 8 und 9, also habe ich dort ein bisschen verloren." Daher war er nach dem ersten Versuch auch nur acht Tausendstel vor dem Red Bull von Verstappen.

Windschattenhilfe in der Formel 1 ist schwierig, Foto: LAT Images
Windschattenhilfe in der Formel 1 ist schwierig, Foto: LAT Images

Die Probleme überraschen nicht, wenn man bedenkt, dass beide das Spiel bei diesem ersten Q3-Anlauf überhaupt erst zum ersten Mal probierten. "Ich wusste, Carlos würde letztendlich Platz machen, aber ich wusste nicht wann", räumt Leclerc ein. "Es war ziemlich gute Arbeit, zwischen dem ersten und dem zweiten Versuch einen Schritt in die richtige Richtung zu machen."

In der letzten Runde passte das Timing. "Am Ende ging es nur ums Vertrauen", so Leclerc. Sainz zog ihn für die zweite Hälfte der Mistral-Geraden nach der Schikane, fuhr dann nach der Highspeed-Rechtskurve Signes sofort auf die rechte Seite, und Leclerc stürmte mit 0,304 Sekunden Vorsprung auf Verstappen zur Pole.

Leclerc sichert Pole gegen starken Verstappen ab

"Ich glaube, das war so um zwei Zehntel wert", vergleicht er den Windschatten-Effekt danach mit seiner Q2-Runde ohne Windschatten. "Das ist signifikant, sonst wäre es mit Max eng geworden." Red Bull hatte über Nacht einen Schritt nach vorne gemacht, und Verstappen schien am Samstag durchaus ein Pole-Anwärter zu sein.

Deutlich gefährlicher ist Red Bull allerdings im Renntrimm. Da dominierte Verstappen am Freitag die Wertungen. "Wir haben ein bisschen für das Rennen am Auto gearbeitet, hoffentlich läuft es morgen besser für uns", sagt Leclerc. "Reifen-Management wird kritisch. Wir waren gut in Österreich, aber gestern hatten wir ein paar mehr Probleme."

Seinen eigenen Fahrstil musste Leclerc ebenfalls in Frankreich anpassen. Die hohen Temperaturen, gepaart mit der Streckencharakteristik, machten ihm zu schaffen. Normalerweise mag er ein loses Heck, bei dem er mit leichten Korrekturen arbeiten kann: "Auf dieser Strecke mit diesen Temperaturen verlierst du im Laufe der Runde Zeit, wenn du diese Rutscher hast. Das war das ganze Wochenende mein Problem. Ich war schnell in Sektor eins, und habe alles in den Sektoren zwei und drei verloren."

Trotz der starken Verstappen-Rennpace aus den Trainings fühlt sich Leclerc daher gut aufgestellt für einen Sieg in Frankreich: "Ich glaube, wir haben seit gestern einen signifikanten Schritt nach vorne gemacht bei der Performance." Alle News zur Formel 1 heute in Frankreich gibt es im Liveticker.