Die letzten Wochen der Formel 1 waren von mehreren politischen Brennpunkten gezeichnet. Erst ging es um die Kostengrenze, die vielen - allen voran den Top-Teams - im Angesicht von gestiegener Inflation und Frachtkosten zu niedrig wurde. Dann um das "Porpoising", jenem aerodynamischen Effekt, der die neue Formel-1-Generation bei hohen Geschwindigkeiten gefährlich hüpfen lässt.

Bei der Kostengrenze stritten sich die Teams über eine Anhebung, das Mittelfeld wehrte sich gegen den Druck der Spitze. Beim Porpoising wehrten sich die Teams mit weniger Problemen gegen den Druck jener mit mehr Problemen. Die F1-Kommission, in der das F1-Management, die Regelhüter FIA und die Teams sitzen, diskutierte die Themen am Freitag in Österreich. Und arrangierte etwas überraschend konkrete Lösungen. Weiter dauert hingegen das Motoren-Reglement für 2026.

Formel 1 verschiebt Unterboden-Regeln weiter

Beim Thema Porpoising wird weiter verschoben. Als die FIA am Kanada-Wochenende erstmals eine Technische Direktive zu dem Thema ausgegeben hatte, hatte es im Paddock schon Ärger gegeben. Mehrere Teams zweifelten, ob eine Direktive - eigentlich ein Werkzeug zur Regel-Klarstellung - so umfangreichen Maßnahmen einführen konnte, wie sie geplant wurden. Die FIA zielte darauf ab, einen Maximalwert des Hüpfens zu definieren und die Teams im Falle einer Überschreitung zu Setup-Änderungen zu verpflichten.

n Kanada wurden die Änderungen letztendlich nicht angewandt. Als die FIA vor Silverstone eine detailliertere Ausarbeitung der Regeln herausgab, führte das wiederum zu Ärger. Erstmals wurden flexible Unterböden hervorgehoben und neue Maßnahmen angekündigt, um auch diese zu unterbinden, da gemutmaßt wurde, dass Teams so das Hüpfen kontrollierten. Ab Frankreich hätten die Regeln nun kommen sollen. Mehrere Teams, darunter Red Bull, begehrten trotzdem auf und bemängelten, die FIA solle während der Saison keine Regeln ändern.

In der F1-Kommission, wo neben Formel 1 und FIA auch alle Teams vertreten sind, wurde nun Feedback aufgenommen und eine Lösung formuliert: Damit alle Teams Zeit haben, Unterboden und Unterboden-Planke anzupassen, werden die Änderungen erst ab dem Belgien-GP nach der Sommerpause schlagend.

Im Plan bleiben Maßnahmen gegen sich stark verbiegende Unterböden sowie die "Aerodynamische Oszillations-Metrik" (AOM), mit welcher die FIA die Schwere des Hüpfens der Autos messen will. Hüpft ein Auto zu stark, muss das Team Maßnahmen ergreifen. Die FIA kündigt außerdem an, dass weitere Maßnahmen für 2023 diskutiert wurden und nun an das Technische Beratungs-Komitee weitergeleitet wurden.

Formel 1 einigt sich bei Kosten-Obergrenze

Ebenfalls zeichnet sich bei der Frage nach der Anhebung der Kosten-Obergrenze eine Lösung ab. Die F1-Kommission hat sich mit dem Finanziellen Beratungs-Komitee in den letzten Wochen des Problems angenommen und eingeräumt, dass bei vielen Teams das Risiko eines Übertretens der 2022 mit 141,2 Millionen Dollar festgesetzten Grenze groß war.

FIA, Formel 1 und neun Teams unterstützten nun einen Lösungsvorschlag. Die Grenze wird im Angesicht der steigenden Inflation und der Frachtkosten indexiert. Einfacher gesagt wird sie um 3,1 Prozent erhöht. Davon unangetastet bleibt die in den Regeln bereits verankerte Indexierung der Grenze für 2023, welche ebenfalls 3 Prozent beträgt.

Formel 1 arbeitet weiter an 2026er-Motorenregeln

Wie sich bereits abzeichnete, bleiben die 2026er-Motorenregeln hingegen weiter in Bearbeitung. Beim Treffen der F1-Kommission wurde weiter darüber gesprochen, und laut einem kurzen Statement danach sei das Regelpaket "kurz vor dem Abschluss."

Die Kommission besprach außerdem noch ein paar weitere, kleinere Themen. Das neue Wochenend-Format von 2022 mit späteren Startzeiten wird positiv bewertet, da es Teilen des Personals erlaubt später anzureisen. Einige potentielle Verbesserungen, insbesondere im Bezug des Timings des Parc fermé nach dem Qualifying, plant man aber.

Weiters hat sich die Kommission darauf geeinigt, die Regeln so abzuändern, dass Tests vor Saisonstart außerhalb Europas stattfinden dürfen, solange das vier Tage vor dem Beginn der Meisterschaft stattfindet. Das war auch in der Vergangenheit schon möglich, allerdings nur mit Zustimmung der Teams.

Sämtliche dieser besprochenen Themen sind nun zwar von der F1-Kommission abgenickt, müssen aber noch vom Motorsport-Weltrat bestätigt werden.