Ferrari-Pilot Carlos Sainz musste sieben sieglose Formel-1-Saisonen abwarten, bis ihm am letzten Sonntag der Premierenerfolg in Silverstone gelang. Dieses Schicksal teilt er mit Formel-1-Legende Mika Häkkinen. "Wie Carlos musste ich sieben Jahre warten, bevor ich meinen ersten Sieg in der Formel 1 feiern konnte. Daher weiß ich wie glücklich und erleichtert er sein wird", äußerte er sich in seiner Kolumne bei Unibet.

Der Finne feierte seinen ersten Sieg beim Großen Preis von Europa 1997 in Jerez und startete danach durch. Von 1998 bis 2000 kämpfte er im McLaren-Mercedes gegen Michael Schumacher und Ferrari. 1998 holte sich der Finne den Titel, 2000 schlug Schumacher zurück. 1999 gewann Häkkinen seinen zweiten Titel, doch das Duell mit Schumacher blieb aufgrund von dessen Fußbruch in Silverstone aus. Stattdessen sicherte sich der Finne den Titel gegen den zweiten Ferrari von Eddie Irvine.

Mika Häkkinen und Michael Schumacher lieferten sich legendäre Duelle, Foto: Sutton
Mika Häkkinen und Michael Schumacher lieferten sich legendäre Duelle, Foto: Sutton

Für den Finnen war sein Premierenerfolg also eine Art Initialzündung und so könnte dies auch auf Carlos Sainz wirken: "Es ist eine gewaltige Errungenschaft, dein erstes Formel-1-Rennen zu gewinnen. Auf einmal zahlen sich die Jahre harter Arbeit aus." Insbesondere aufgrund der starken teaminternen Konkurrenz misst Häkkinen dem Erfolg hohen Stellenwert bei: "Carlos ist beliebt und eindeutig sehr talentiert, aber er muss gegen Charles Leclerc fahren und war daher leicht in seinem Schatten. Dieser Sieg wird ihm die Last von den Schultern nehmen und ihm den Druck nehmen. Ich erwarte, dass er jetzt noch mehr Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten hat."

Häkkinen wie Sainz: Erster Sieg in kontroversem Rennen

Beim ersten Sieg des ehemaligen McLaren-Piloten gab es Kontroversen zu berichten. Nachdem Michael Schumacher mit seinem Rammstoß gegen Jacques Villeneuve im Williams scheiterte und ausschied, ließ der Kanadier die beiden McLaren von Häkkinen und David Coulthard an sich vorbei, da ein dritter Platz zum WM-Titel reichte. Villeneuve war danach nie wieder in der Position, Rennen oder gar Titel zu gewinnen, während Häkkinen gerade erst ins Rollen kam.

Ist Carlos Sainz wie damals Häkkinen auf den Geschmack des Sieges gekommen?, Foto: Scuderia Ferrari
Ist Carlos Sainz wie damals Häkkinen auf den Geschmack des Sieges gekommen?, Foto: Scuderia Ferrari

Carlos Sainz' Erfolg in Silverstone wurde wegen der Ferrari-Strategie heftig diskutiert. Mika Häkkinen kritisiert seinen einstigen Gegner: "Ferrari hat bei der Strategie gezögert und so zugelassen, dass sich Carlos und Charles in einen Kampf verwickeln. Das hat sie Zeit gekostet und Lewis Hamilton erlaubt aufzuschließen." Für den Nutznießer der Safety-Car-Entscheidungen der Scuderia hatte der Finne aber nur lobende Worte: "Wenn ich mir den Funk anhöre, dann versuchte Ferrari, Charles zum Sieg zu verhelfen, obwohl sein Auto beschädigt war. Ich finde die Art und Weise, wie Carlos mit dieser Situation umgegangen ist und dann den Vorteil der frischen Reifen nach der finalen Safety-Car-Phase genutzt hat, war brillant."

Ferrari muss Strategie verbessern, aber Formel 1 trotzdem spannend

Für den Erfolg in der Weltmeisterschaft fordert der zweifache Champion mehr vom Kommandostand der Roten ein. "Ferrari muss eine klare Teamstrategie bei jedem Rennen haben, wenn sie Red Bull in der zweiten Saisonhälfte herausfordern wollen", stellte Häkkinen trotz der Freude über Carlos Sainz klar.

Auch wenn es Ferrari nicht mehr schaffen sollte, die Weltmeisterschaft spannend zu gestalten, hat Häkkinen dennoch großen Spaß an der Rennaction der Königsklasse. "Es war unglaublich zu sehen, dass Fahrer wie Carlos, Max [Verstappen, Anm. d. Red.], Charles und Lewis hart, aber fair, kämpften und sich dabei gerade noch genug Platz gelassen haben. Wir haben heutzutage wirklich eine außergewöhnliche Gruppe an Fahrer in der Formel 1", tat der Finne seine Begeisterung für die letzten Runden in Silverstone kund.