Unter dem Eindruck des Startunfalls mit Guanyu Zhous Überschlag geriet eine weitere gefährliche Situation während des Rennstarts in Silverstone aus dem Blickfeld. Klimaaktivisten sprangen über die Streckenbegrenzung und ließen sich auf dem Asphaltband der Wellington-Gerade nieder, bis sie durch die örtlichen Sicherheitskräfte verhaftet und weggebracht wurden. Die Formel 1 verurteilte die lebensgefährliche Aktion aufs Schärfste.

Das lebensmüde Verhalten sorgte nicht nur für Kopfschütteln vieler Beobachter, sondern kann nun auch juristische Konsequenzen für die Beteiligten nach sich ziehen. Sechs der sieben am Sonntag verhafteten Personen wurden laut einer Meldung des Polizeidepartment Northamptonshire angeklagt. Der Vorwurf lautet: Verschwörung zur Verursachung öffentlichen Ärgernisses.

Ein 43-Jähriger, der am Rennsonntag ebenfalls verhaftet worden war, wurde entlassen, da weitere Ermittlungen noch ausstehen. Die sechs anderen Verhafteten, zwischen 21 und 46 Jahre alt, mussten hingegen am 5. Juli vor Gericht in Northampton erscheinen. Vier von ihnen wurden gegen Kaution aus der Haft entlassen, während die anderen beiden in Gewahrsam verblieben. Am 19. August müssen alle Sechs wieder vor Gericht. Für Erregung öffentlichen Ärgernisses gilt es in Großbritannien meist eine Geldstrafe zu zahlen, doch rechtlich ist auch eine Haftstrafe möglich.

Bilder verbreiten sich in sozialen Netzwerken

Der Protest der Aktivisten wurde von der Regie der Formel 1 absichtlich nicht gezeigt, sodass sich die Information erst über andere Kanäle verbreiteten. Mittlerweile gibt es zahlreiche Eindrücke von Zuschauern des Grand Prix auf den sozialen Netzwerken zu finden. Die Bilder zeigen deutlich, wie die rote Flagge eine vielleicht noch gefährlichere Situation verhinderte.

Die Reaktionen auf die Aktion fielen mehrheitlich verurteilend aus, doch gab es durchaus auch prominente Sympathisanten wie etwa Sebastian Vettel. Ex-Formel-1-Pilot und Sky-Kommentator Martin Brundle lieferte sich auf Twitter sogar ein kleines Gefecht mit Fußball-Legende Gary Lineker, der die Protestaktion unterstützte.

DTM-Boss Berger: Aktivisten sind 'vereinzelte Leute, die sich wichtig machen'

Auch bei der DTM am Norisring hatten Klimaaktivisten Proteste angekündigt. Etwa 30 von ihnen demonstrierten friedlich am Eingang zur Strecke. Es kam zu keinerlei mit Silverstone vergleichbaren Situationen. Serienchef Gerhard Berger meinte am Norisring gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Das Nachhaltigkeits-Thema muss man technisch lösen. Du wirst die Welt aber nicht in ihrem Gehabe verändern. Man muss sie sensibilisieren, wie bei der Mülltrennung, wo jeder Mensch einen Beitrag leisten kann. Aber die ganz großen Themen musst du über die Technik lösen. Und nicht darüber, nicht zu fahren. Das sind vereinzelte Leute, die sich wichtig machen."

Die Frage der öffentlichen Meinung über die Protestierenden und ihre mögliche Verurteilung ist für die Abhaltung zukünftiger Motorsportveranstaltungen von nicht unerheblicher Bedeutung. Sollte die Aktion in Silverstone Nachahmer finden, müssen die Veranstalter eventuell mit neuen Sicherheitskonzepten reagieren. Rennstreckenbetreiber werden das Urteil des Gerichts in Northampton sicherlich genau beobachten.