Die Formel-1-Fans sorgen sich um die Zukunft der Traditionsrennen der Königklasse. Immer mehr Länder und Städte wollen einen der, stetig prestigeträchtiger werdenden, Grand Prix abhalten und winken dabei oft mit großen Geldbeträgen. Besonders der nahe Osten und die USA drängen immer mehr in den Kalender. In den letzten beiden Jahren kamen Katar (2022 mit Pause wegen der Fußball-WM), Saudi-Arabien und Miami hinzu. In der Formel-1-Saison 2023 wird Las Vegas folgen.
Demgegenüber stehen die dauerhafte Rückkehr zur Traditionsstrecke in Imola, die einen Vertrag bis 2025 erhielt, und das Revival in Zandvoort, das vor allem dem Hype um Weltmeister Max Verstappen zu verdanken ist. Die Ausweichorte während der Covid-19-Pandemie, wie der Nürburgring, Mugello oder auch Portimao, dürfen sich momentan keine Hoffnung auf eine Rückkehr des Formel-1-Zirkus machen.
Ausgerechnet der Vermarkter eines der neueren Rennen will jedoch einen Verbleib der Traditionsrennen sehen: Baku-Chef Arif Rahimov. Das Rennen in der Hauptstadt Aserbaidschans ist seit 2016 im Kalender und bei den Fans vor allem wegen seiner Unberechenbarkeit, dank zahlreicher Unfälle und Safetycars, durchaus beliebt.
Monza, Spa und Co. als Vorbild: Auch Baku soll Traditionsrennen werden
Rahimov könnte mit dem Ruf seines Grand Prix daher durchaus zufrieden sein, doch eine Sache vermisst er. "Was uns fehlt, ist die Formel-1-Geschichte, denn wir hatten bisher erst sechs Rennen. Unser Traum wäre es, ein historisches Rennen zu werden, mit einer Menge Action. Ein Ort wie Monza, Monaco oder Spa", zollte er den Klassikern Respekt. Selbstbewusst fügte er jedoch hinzu: "Wenn wir einen längeren Vertrag bekommen, dann wird Baku auch einmal zu diesen historischen Traditionsrennen gehören."
Die Tradition fängt für Rahimov schon bei so etwas Simplen wie dem Datum an. "Die Leute wissen zum Beispiel das Monaco am letzten Mai-Wochenende ist. Für uns soll sich Mitte Juni als so ein Datum etablieren", erhofft sich der Aserbaidschaner. Die zuletzt angestrebten Bemühungen zur Regionalisierung des Kalenders unterstützt auch er, doch sieht er das Klima als einschränkenden Faktor: "Man kann nicht Kanada zum Saisonstart verlegen, dann erfrieren die Leute ja. Hier in Baku ist es dasselbe."
Rahimov zum Wegfall von Traditionsrennen: Würde es hassen!
Die Rennen in Spa und Monza haben ihren traditionellen Platz nach der Sommerpause, auch wenn sie mittlerweile mit Zandvoort einen Triple-Header bilden. Für Rahimov ist das von großem Wert: "Ich glaube, in jedem Sport braucht es die Historie. Wenn der Sport kein historisches Erbe hat, dann gibt es normalerweise auch wenig Zuschauer. Das sieht man an neueren Sportarten, die sich erst aufbauen müssen. Es braucht eine lange Zeit, um sich zu etablieren."
Obwohl Rahimov zugibt, dass eine spannende Meisterschaft wichtiger ist als einzelne Rennen, betont er sein Anliegen: "Wir müssen die Traditionen des Sports bewahren. Ich möchte, dass die Traditionsrennen bleiben!" Für den Baku-Chef geht es dabei auch um die eigenen Interessen und nicht nur um die Fanseele. "Rennen wie in Monaco, Monza oder Spa tragen den Geist des Rennfahrens in sich. Sie sind gut für alle: Für die Vermarkter, für die Formel 1 und auch für andere Motorsportkategorien", sprach Rahimov auch den wirtschaftlichen Wert der Klassiker der Formel 1 an.
Die Gerüchteküche brodelte zuletzt vor allem um die Rennen in Monte Carlo und den Belgien Grand Prix. In Monaco wurde diskutiert, ob das Rennen noch zeitgemäß sei, während sich in Spa die Anzeichen immer mehr verdichten, dass der Kurs zumindest in der Saison 2023 wirklich fehlen könnte. Arif Rahimov gibt jedoch nichts auf diese Spekulationen: "Ich glaube nicht, dass diese Rennen wirklich verschwinden. Ich würde es wirklich hassen, wenn eine dieser Strecken wegfiele. Es gibt solche Gerüchte, aber ich bin nicht wirklich in Sorge."
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