Kurz sah es am Freitag so aus, als ob Charles Leclerc in Kanada doch keine Motor-Strafe bekommen würde. Nach dem Motorschaden von Baku hatte Ferrari vor dem ersten Training zwar einen neuen Verbrennungsmotor, eine neue MGU-K, MGU-H und eine neue Steuereinheit eingebaut, was alles ohne Strafe noch machbar war.

Nach dem zweiten Training bestätigte die FIA dann jedoch, dass Ferrari bei Leclerc erneut die Steuereinheit getauscht hatte, seine dritte in der Saison 2022. Damit wurde die maximale Anzahl von zwei Einheiten für die Saison überschritten. Leclerc erhält als Konsequenz in Kanada eine Strafe und muss das Rennen von 10 Startplätzen weiter hinten aufnehmen.

Leclerc: Motorstrafe wegen Doppel-Wechsel in Kanada

Da Leclerc nur bei einer Komponente das Maximum überschritten hat, muss er nur 10 Plätze zurück, und nicht ganz vom Ende des Feldes losfahren. Nicht angerührt hat Ferrari nach wie vor den Turbolader: Bei dem war Leclerc schon seit dem ersten Defekt in Spanien am Limit. Dort war der erste kaputt gegangen, und der Ersatz-Turbo, den Ferrari in Baku eingeführt hatte, war dann dem zweiten Defekt zum Opfer gefallen. Damit hat Leclerc nur mehr einen verfügbaren Turbo.

Nach Kanada sind weitere Startplatz-Strafen für Leclerc praktisch garantiert, da er bei Verbrennungsmotor, MGU-H, MGU-K und Turbo jetzt am erlaubten Limit ist. Theoretisch könnte er auch am Samstag noch weitere Komponenten tauschen - müsste dann aber ans Ende der Startaufstellung zurück.

Eine schlechte Wahl für Motorstrafen ist Kanada auf keinen Fall. Hier kann überholt werden, erst recht mit einem so überlegenen Auto wie dem Ferrari. Trotzdem befindet sich Leclerc in einer zunehmend ungünstigen Situation. Nicht nur, dass er in der WM hinter Max Verstappen zurückgefallen ist - Red Bull hat überhaupt gerade erst in Baku die zweite Power Unit eingebaut. Von Strafen ist man hier weit entfernt.

Leclerc selbst steht hinter dieser Entscheidung, eine Startplatzstrafe in Kauf zu nehmen. "Ich denke, dass es die richtige Entscheidung war, das zu machen", so der Monegasse, der zuversichtlich ist, dass er sich im Rennen zurückkämpfen kann. "Das Überholen war heute ein bisschen schwieriger als erwartet. Aber die Pace ist da. Hoffentlich können wir dahin zurückkommen, wo wir sein wollen."