Porpoising, so bezeichnen die Briten das Phänomen des Hüpfens der Formel-1-Autos der Generation 2022 bei hoher Geschwindigkeit. Für die Teams bedeutet dieses Hüpfen Probleme in unterschiedlichem Ausmaß, doch kein Team war davon so stark betroffen wie Mercedes. Teilweise setzte der Dienstwagen von Lewis Hamilton und George Russell so stark auf, dass die Fahrer über Rückenschmerzen klagten.

Laut Russell ist diese Leidenszeit mittlerweile vorbei: "Ich denke, wir sind über den Berg. Unsere Saison ist erst in Barcelona gestartet. Die ersten fünf Rennen waren wir nur am Problemlösen. Wir haben sie jetzt gelöst und wir können uns nun auf die Weiterentwicklung konzentrieren." In der Anfangsphase der Saison tat sich durch die Probleme des Mercedes nicht nur ein Rückstand in der WM-Tabelle auf.

In Imola setzte der Mercedes noch wie verrückt auf. Laut George Russell ist das Problem mittlerweile behoben., Foto: LAT Images
In Imola setzte der Mercedes noch wie verrückt auf. Laut George Russell ist das Problem mittlerweile behoben., Foto: LAT Images

"Vor allem Red Bull schien von Anfang an keinerlei Probleme mit dem Porpoising zu haben und hat daher hervorragend weiterentwickeln können. Aber wir sind optimistisch, weil wir noch Leistung haben, die nun freigesetzt werden kann. Es ist angenehm, nun endlich ein stabiles Rennauto zu haben, auf dem wir aufbauen können", betonte Russell seine Hoffnung auf eine Aufholjagd.

Auch von schlechter Stimmung im Team aufgrund des schwachen ersten Saisonviertels wollte Russell nichts wissen: "Ich denke, da war immer Optimismus zu spüren. Die Moral ging nie verloren, weil wir immer wussten, dass wir diese Leistungsfähigkeit eher früher als später finden würden. Wir wussten, wir werden es nicht über Nacht schaffen, aber ich denke, es ist sehr beeindruckend, die Probleme innerhalb von fünf Rennen zu lösen."

Trotz allem Lob für sein neues Team muss der Ex-Williams-Pilot auch zugeben: "Wenn du mir vor der Saison gesagt hättest, dass ich zum siebten Rennen komme und noch immer kein Rennen gewonnen habe, dann wäre ich mit Sicherheit ein bisschen enttäuscht gewesen." An seiner eigenen Leistung macht er diese Enttäuschung jedoch nicht fest. "Wenn ich mir die Pace des Autos und den Zustand des Teams ansehe, dann bin ich ziemlich zufrieden mit meinen Leistungen. Ich denke, wir haben das Maximum herausgeholt. Ich sehe nicht viele Rennen, wo wir besser hätten abschneiden können", urteilte der Engländer über seine, mit 84 WM-Punkten durchaus beachtliche, Ausbeute.

In Barcelona konnte George Russell phasenweise mit Max Verstappen um die Führung kämpfen., Foto: LAT Images
In Barcelona konnte George Russell phasenweise mit Max Verstappen um die Führung kämpfen., Foto: LAT Images

Trotz des großen Entwicklungsrückstandes von Mercedes, hat Russell das ursprüngliche Saisonziel noch nicht aus den Augen verloren: "Wir haben definitiv Spielraum, uns zu verbessern. Du willst immer mehr, denn du verstehst das Auto und die Reifen immer besser. Ich will um diesen Titel kämpfen." Theoretisch ist der Rückstand von 41 Punkten auf den WM-Führenden Max Verstappen innerhalb von 15 noch ausstehenden Rennen sicherlich aufholbar.

Deshalb gibt es von Russell eine Kampfansage, welche zugleich auch eine Forderung an sein Team ist. "Wir müssen Leute wie Max (Verstappen, Anm. d. Red.) im Red Bull oder auch Charles (Leclerc, Anm. d. Red.), der gerade einen wahnsinnig guten Job für Ferrari macht, herausfordern. Als Team müssen wir weiter darauf drängen und auch ich persönlich muss weiterhin Gas geben. Es wird noch mehr von uns kommen", kündigt der WM-Vierte an.