Den Sieg beim Großen Preis von Miami konnte sich der amtierende Formel-1-Weltmeister Max Verstappen sichern, der mit einer überragenden Performance im RB18 erneut das gesamte Rennen dominierte. Währenddessen lief es bei McLaren nach der starken Podestplatzierung in Imola und dem guten Ergebnis beim Rennen in Australien ähnlich katastrophal wie bei den ersten beiden Showdowns der Saison, die auf den Rennstrecken in Bahrain und Saudi-Arabien stattgefunden haben. Teamchef Andreas Seidl kennt den Grund.

Andreas Seidl: Mehrere Ursachen für schlechtes Ergebnis in Miami

Darauf angesprochen, warum es im "Sunshine State" nicht so gut für McLaren gelaufen ist, wie man es sich beim Team Papaya gewünscht hätte, erwidert Andreas Seidl: "Ich glaube, im Vergleich zu Imola und Melbourne gab es ein Strecken- und Temperaturproblem, weshalb wir einfach nicht die dieselbe Performance abrufen konnten, wie in den Rennen davor. […] Bahrain und Jeddah waren auch bereits schlecht für unser Paket und Miami entsprach eher diesen ersten beiden Strecken."

Aber auch das mittlerweile bereits bekannte Phänomen "DRS-Train" hat laut dem McLaren-Teamchef zum schlechten Rennergebnis in Miami beigetragen: "An sich ließ es sich auf der Strecke besser überholen, als im Vorfeld erwartet wurde. Wir haben nur das übliche Problem gesehen, dass man leicht in einen DRS-Zug geraten und darin stecken bleiben kann. Das hat sowohl das Rennen von Lando als auch das von Daniel kompromittiert. Denn obwohl seine (Daniel Ricciardos) Pace besser war, kam er einfach nicht vorbei."

Dass Lando Norris einem Racing Incident mit Pierre Gasly zum Opfer gefallen ist, sieht der Bayer derweil pragmatisch: "Es ist im Grunde egal, wer der Schuldige ist. Es war ein typischer Rennzwischenfall und das Resultat lautet 0 Punkte."

McLaren nicht überrascht von schlechter Miami-Performance

Überrascht hat das Formel-1-Team mit Sitz in Woking das schlechte Ergebnis beim Rennen in Miami aber nicht, da ihm bereits vor dem Rennen die Realität auf der neuen Rennstrecke bewusst war: "Hamilton und Russel im Mercedes und Bottas im Alfa Romeo waren von Anfang an schneller als wir. P8 war das bestmögliche Ergebnis am Sonntag."

Bereits bei den vorangegangenen Grand Prix in dieser Saison hat McLaren gelernt, wo die Probleme liegen, die sie nun auch lösen wollen: "Im Grunde haben wir das aber erwartet, da wir das auch schon in den ersten Rennen der Saison beobachten konnten. Wir kennen unsere Schwächen und wissen, wo wir anpacken müssen, um sie anzugehen. Daran arbeiten wir auch zuhause in der Fabrik."

Nun könnte man sich - nicht ganz unberechtigterweise - fragen, warum diese Probleme eigentlich noch nicht gelöst wurden, wenn sie schon länger bekannt sind. An dieser Stelle macht Andreas Seidl aber schnell klar, dass das nicht so einfach über Nacht funktioniert: "Es war und ist eine Menge Arbeit, neue Teile zu entwickeln und auf die Strecke zu bringen. Ich freue mich aber bereits auf die Updates, die wir an den nächsten Rennwochenenden bringen werden."

Im McLaren Technology Centre in Woking wird unter Hochdruck an neuen Updates gearbeitet, Foto: Sutton
Im McLaren Technology Centre in Woking wird unter Hochdruck an neuen Updates gearbeitet, Foto: Sutton

Budget-Obergrenze zwingt alle Formel-1-Teams zum All In

Ein weiteres großes Hindernis dabei, neue Teile zu bringen: die Budget-Obergrenze. "Wenn du im Laufe der Saison Updates bringst, musst du die verschiedensten Parameter und Umstände berücksichtigen. Die Budgetobergrenze und die eingeschränkte CFD- und Windkanal-Zeit auf der einen Seite, und die Frage, wann genau man wie große Schritte bringt, auf der anderen. Das unterscheidet die Zeit vor und nach der Budget-Obergrenze", so Seidl.

Das Schwierige daran ist, dass Weiterentwicklungen, die sich als wenig zielführend erweisen, nicht mehr einfach mit mehr Geld und Zeit für neue Teile ausgeglichen werden können, wie das in der Vergangenheit der Fall war. Marschiert ein Team in die falsche Richtung sind beide Ressourcen also im Grunde unwiederbringlich verschwendet: "Ja, in diesem Jahr muss man All In gehen und in verschiedene Richtungen forschen. Und wenn du dann merkst, dass eine bestimmte Richtung ein bestimmtes Maß an Performance bringt, dann machst du dort weiter."(Formel-1 WM-Stand 2022)

Team Papaya greift beim Rennen in Spanien wieder an

Das kommende Formel-1-Rennen in Spanien sollte dem Gesamtpaket von McLaren aber wieder stärker entgegenkommen, ist der Teamchef aus Bayern überzeugt - obwohl die Konkurrenz natürlich nicht schläft: "Die Strecke [in Spanien] sollte wieder besser zu unserem Paket passen, da wir vor Beginn der Saison bereits Testfahrten darauf absolviert haben. Natürlich ist seitdem einiges an Zeit vergangen, aber wie alle anderen haben auch wir an unserem Auto gearbeitet und sind so zu einem viel besseren Verständnis als noch bei den Tests in Barcelona oder Bahrain gelangt. Die neuen Autos sind immer noch recht jung."