Mit einem dominanten Sieg in Imola und einer maximalen Punkteausbeute am ersten Sprint-Wochenende 2022 hat sich Max Verstappen beim Emilia Romagna Grand Prix im WM-Rennen der Formel-1-Saison 2022 zurückgemeldet. Ganz besonders freut das natürlich Vater Jos Verstappen. "Max hatte ein exzellentes Wochenende in Imola. Ich fand ihn unglaublich stark. Er hat keinen einzigen Fehler gemacht, war solide und vollkommen kontrolliert", lobt der 50-Jährige in einer Kolumne auf der eigenen Website seines Sohnes - und zeigt sich auch gerührt von Max Verstappens Worten bei der Wahl zum Laureus-Weltsportler 2022.

Red Bull holt Verstappen senior gleich mit ins Boot. "Red Bull hat klar einen Schritt in die richtige Richtung gemacht", schreibt der 107-malige GP-Starter. Trotz der zunächst wechselhaften Witterungsverhältnisse könne man nach den Eindrücken aus Sprint und Rennen festhalten, stärker geworden zu sein. Fast noch mehr, als nun Ferrari unter Druck setzen und in Fehler treiben zu können, scheint Jos Verstappen allerdings eine Momentaufnahme begeistert zu haben.

Jos Verstappen gesteht Schadenfreude: Hamilton-Überrundung durch Max genossen

"Ganz ehrlich, ich habe es genossen, wie Max Hamilton überrundet hat - nach alldem, was vergangenes Jahr geschehen ist", kommentiert der Niederländer die Überrundung des großen Rivalen der Vorsaison durch seinen Sohn in Runde 40. Die internationale Regie inszenierte diesen Moment ganz bewusst, schnitt unmittelbar nach dem Manöver auf die Kommandostände von Mercedes und Red Bull um, fing dort allerdings nichts als einen emotionslosen Ausdruck in den Gesichtern Toto Wolffs und Christian Horners ein.

Auch die Teamchefs von Mercedes und Red Bull waren im harten WM-Kampf 2021 mehrfach verbal aneinandergeraten. Auf Nachfragen zu ihren Gefühlen bei der Überrundung geben sich nun allerdings alle Parteien diplomatisch. "Netflix-Szene, denke ich, oder?", winkte Wolff am Sonntagabend ab. Horner negierte, er habe gerade bei dieser Überrundung eine besondere Befriedigung empfunden. "Das war einfach eines dieser Dinge", sagte der Brite. "Sie waren schon das ganze Jahr langsam, also ist es nicht wirklich eine Überraschung. Oder irgendwie so, dass ich mich mehr freuen würde, Lewis zu überrunden als jeden anderen", sagte Max Verstappen selbst.

Jos Verstappen: Beziehung zu Toto Wolff seit Silverstone-Crash zerrüttet

Vater Jos empfand anders, regelrecht Schadenfreude. Offenbar sitzt der Stachel der Vorsaison noch immer tief. Insbesondere die Reaktion Mercedes' auf Verstappens heftigen Unfall in Silverstone nach einer Kollision mit Hamilton hat Verstappen senior vor allem Toto Wolff nie verziehen. "Einer der Fahrer war im Krankenhaus und sie waren auf dem Podest und haben gefeiert, als hätten sie die Weltmeisterschaft gewonnen", gestand der 50-Jährige Ende 2021 im Gespräch mit der britischen 'Daily Mail'. "Ich hätte nicht gedacht, dass Toto so ist, aber da habe ich einen anderen Wolff kennengelernt."

Deshalb sei es mit einer guten Beziehung der Verstappens zu Wolff seitdem vorbei. "Ich mag seine Haltung nicht. Mir gefällt nicht, wie er sich benimmt. Das hat in Silverstone angefangen", sagte Verstappen. Erst im Winter zuvor hatte es erneute Gerüchte um ein Interesse Mercedes' an einer Verpflichtung Verstappens gegeben.

Jos Verstappen stichelt gegen Lewis Hamilton

Auch Hamilton kam damals schlecht weg. "Ich spreche nicht mit Lewis. Er braucht auch nicht mit mir zu sprechen. Ich bin ein Niemand für ihn. Ich respektiere ihn als Fahrer, aber sonst ist da nichts", sagte Verstappen. "Es gibt ein paar Fahrer, die dich nicht anschauen und stattdessen auf den Boden gucken", sagt er. "Lewis macht die Dinge auf seine Art. Du kannst dagegen nichts sagen, denn er gewinnt viel. Klar, er hatte Teamkollegen, aber er war immer in der richtigen Umgebung. Er hat die richtige Entscheidung getroffen, zu Mercedes zu gehen und hatte für lange Zeit das schnellste Auto."

Genau das ist 2022 bislang längst nicht mehr der Fall und scheint Jos Verstappen zu freuen. "Hamilton hatte eine wirklich harte Zeit - während sein Teamkollege George Russell ausgeglichener schien", stichelt Verstappen in der Kolumne und ergänzt: "Es kommt nicht oft vor, dass du die Gelegenheit hast, einen Mercedes zu überrunden."

Der Statistik-Vergleich zwischen Hamilton und Russell nach Imola, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com
Der Statistik-Vergleich zwischen Hamilton und Russell nach Imola, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

Auch Marko stichelte: Vielleicht hätte Hamilton doch aufhören sollen!

Ergeben hatte sich diese Gelegenheit in Imola allerdings auch deshalb, weil Hamilton im Topspeed-schwachen Mercedes im DRS-Zug im Mittelfeld gefangen war. Anders als der direkt nach dem Start nach vorne geschossene Russell konnte Hamilton die eigentlich deutlich bessere Rennpace des Mercedes so nicht ausspielen. Nur so kam es überhaupt zu der Überrundung Hamiltons während Verstappen auf eine Überrundung Russells noch rund 40 Sekunden fehlten.

Neben Jos Verstappen ließ sich auch Red Bulls Motorsportchef Dr. Helmut Marko am Wochenende zumindest zu einer kleinen Stichelei hinreißen. "Er wurde von uns überrundet", sagte der Österreicher in Imola bei Sky Sports News. "Vielleicht denkt er ja, er hätte letztes Jahr aufhören sollen!"

Hamilton reagiert auf Kommentare: Ich entscheide, wann mein Meisterstück fertig ist

Genau das Gegenteil scheint der Fall, geht es nach Hamiltons neuesten Äußerungen. So schrieb der Brite am späten Mittwochabend auf seiner Instagram-Seite zu zwei Bildern, die ihn - samt einer Kappe mit der Aufschrift "Wunder Akademie" - in der Mercedes-Garage zeigen: "Arbeite an meinem Meisterstück. Ich bin derjenige, der entscheidet, wenn es fertig ist."

Eine direkte Antwort auf den Kommentar Markos? Es wäre nicht Hamiltons erste Reaktion auf diverse Einschätzungen in den vergangenen Tagen. So stichelte Hamilton schon in Imola offenbar gegen Mika Häkkinens, der nach dem Australien-GP gemutmaßt hatte, Hamilton denke angesichts der gegenwärtigen Mercedes-Krise sicherlich über einen Teamwechsel nach. Zuletzt stellte Jacques Villeneuve sogar in Frage, ob Hamilton die Saison überhaupt beenden werde.

Hamilton: Rückzieher in harten Zeiten nicht meine DNA!

Geht es nach Hamiltons Aussagen von diesem Sonntag, ist daran eher wenig dran. "Ich bin sicherlich raus aus der Meisterschaft", sagte Hamilton in Imola. "Das steht außer Frage. Aber ich werden weiter so hart arbeiten, wie ich nur kann, um zu versuchen, es irgendwie wieder zusammen zu bekommen. Ich will nirgendwo anders sein. Nur weil wir eine harte Zeit erwischt haben, liegt es nicht in meiner DNA, mich zurückzuziehen." Dass auch das gesamte Jahr schmerzhaft werden könne, sei ihm dabei durchaus bewusst.

WM-Kampf: Hamilton schreibt Formel 1 Titel 2022 ab! (09:36 Min.)