Die Lage um Ferraris Formel-1-Testfahrer Robert Shwartzman war seit den internationalen Sanktionen gegen Russland unklar. Als russischstämmiger Pilot betrafen die FIA-Maßnahmen eigentlich auch den ehemaligen Formel-2-Piloten. Teamchef Mattia Binotto verschaffte im Rahmen des Formel-1-Wochenendes in Imola Aufklärung zur Situation.

Der Ferrari-Boss erklärte, dass Shwartzman nach wie vor sein geplantes Programm bei der Scuderia durchziehe. Gleichzeitig wird er auch nicht unter neutraler Flagge starten, wie andere russische Rennfahrer.

Shwartzman fährt unter israelischer Flagge

Ermöglicht wird das dadurch, dass Robert Shwartzman Doppelstaatsbürger ist. Der Ferrari-Junior bestritt zwar seine komplette bisherige Rennsport-Karriere unter russischer Flagge, er verfügt aber auch über eine israelische Staatszugehörigkeit, wie Binotto mitteilte: "Robert ist in Israel geboren und hat einen israelischen Pass. Auch seine Rennlizenz ist nicht in Russland ausgestellt".

Gleichzeitig habe Shwartzman auch sämtliche Kontrakte, die in Verbindung mit der Russischen Föderation stehen, vorübergehend abgebrochen. "Er hat eine Vereinbarung mit den russischen Unternehmen getroffen, dass er sämtliche Arrangements mit dem Land (Russland) unterbricht", so Binotto.

Shwartzman wurde in seiner Nachwuchs-Karriere prominent vom russischen Motorsport-Programm SMP Racing gefördert. Das Rennsport-Programm, das neben seiner Nachwuchsarbeit auch Teams im Langstrecken- und GT-Rennsport unterhält, wurde vom Oligarchen Boris Rotenberg gegründet. Rotenberg unterhält enge Beziehungen zum Kreml, gilt als Kindheitsfreund Putins und steht dementsprechend auf zahlreichen Sanktionslisten. SMP pausiert deshalb derzeit sämtliche internationalen Rennaktivitäten.

Ferrari-Programm für Freitags-Training noch nicht fix

Die Chancen stehen gut, dass Shwartzman 2022 auch im Rahmen eines Rennwochenendes an den Start geht. Das bestätigte auch Binotto. Eine fixe Zusage ob und wann der 22-Jährige in diesem Jahr in das Cockpit des Ferrari F1-75 steigen darf, wollte er aber noch nicht liefern. "Er ist noch immer unser Testfahrer und in der Zukunft werden wir ihn, falls wir die Möglichkeit dafür erhalten auch fahren lassen", so das Ferrari-Oberhaupt.

Seit dieser Saison sind sämtliche Formel-1-Teams laut dem Sportlichen Reglement dazu verpflichtet, bei mindestens zwei Grands Prix im ersten Freien Training einen Nachwuchs-Fahrer an den Start gehen zu lassen. Shwartzman ist als offizieller Testfahrer und als einziger Academy-Pilot mit Formel-2-Erfahrung die logische Option, um diese Rolle auszufüllen. Neben F3-Fahrer Arthur Leclerc ist er außerdem der einzige Pilot im Nachwuchsprogram aus Maranello, der die Kriterien für eine dafür notwendige Free-Practice-Superlizenz erfüllt.

Shwartzman sammelte in den vergangenen Jahren bereits viel Erfahrung mit Formel-1-Autos. Am Ende der vergangenen Saison absolvierte er den Young Driver Test in Abu Dhabi für Haas, ein Jahr zuvor stieg er an selber Stelle für Ferrari ins Cockpit. Außerdem spulte er bei mehreren Tests in Fiorano zahlreiche Kilometer für die Scuderia ab.