Die Formel-1-Saison 2022 hat erst vor weniger als einem Monat begonnen. Trotzdem ist der Rennkalender für kommendes Jahr bereits ein bedeutender Diskussionspunkt. Miami debütiert bereits dieses Jahr in der Formel 1, Las Vegas folgt 2023. Die beiden neuen US-Austragungsorte erhielten viele Vorschusslorbeeren. Die Formel-1-Fahrer erwarten zwei spektakuläre Events.

Doch die Amerika-Expansion hat auch ihre Schattenseiten. Denn während die Königsklasse in den USA weiter Fuß fassen will und auch GPs in Katar und China voraussichtlich 2023 in den Kalender zurückkehren, stößt der Kalender langsam an seine Limits. Einige altbewährte Strecken müssen wohl weichen. Spa und Le Castellet gelten derzeit als größte Wackelkandidaten. Aber auch Monaco kann sich seiner Zukunft im F1-Kalender nicht zu sicher sein.

Dilemma: Ersetzen Miami, Las Vegas und Co die Klassiker?

Ferrari-Pilot Carlos Sainz fasste das Dilemma zusammen: "Ich bin ein großer Fan davon, nach Miami und Las Vegas zu gehen, aber es wäre ein großer Verlust, wenn wir uns von den klassischen europäischen Rennen verabschieden müssten." Dem stimmen auch die meisten seiner Fahrerkollegen zu. Sebastian Vettel sagte im Rahmen des Australien GPs: "Es wäre schrecklich, etwa Melbourne zu verlieren oder einige der Kern-Strecken in Europa. Aber es gibt nun mal nur eine begrenzte Anzahl von Wochenenden im Jahr".

Sergio Perez unterstrich: "Um unsere Geschichte zu erhalten, müssen wir sicherstellen, dass die historischen Strecken immer dabeibleiben. Ich habe das Gefühl, dass einigen der neuen Strecken dieser Charakter fehlt, das ist sehr bedeutend."

Pierre Gasly: Jeder will die Formel 1

Derzeit liegt diese Anzahl bei 24. So viele Rennen sind nämlich laut dem Reglement maximal für eine Grand-Prix-Saison zulässig. Derzeit umfasst der bestätigte Kalender 22 GPs, drei kommen im kommenden Jahr dazu. Außerdem verdichten sich die Gerüchte um eine Rückkehr der Formel 1 nach Südafrika ab 2024.

Formel-1-Boss Stefano Domenicali betonte erst im März, dass bis zu 30 Strecken Interesse an einem F1-Einstieg zeigen. Mehr Nachfrage bei einem konstant bleibenden Angebot führt dazu, dass die Antrittsgebühren in die Höhe schnellen. Pierre Gasly meinte dazu: "Heutzutage ist gar kein Grand Prix wirklich sicher. Den die Popularität so hoch, jeder will uns."

Kalenderrotation: Das Beste aus beiden Welten?

Eine Lösung gibt es allerdings, um einerseits die derzeitigen Strecken neben den neuen GPs erhalten zu können, gleichzeitig aber die Saisondauer in Maßen zu halten. Nämlich anstatt jährlich ein Rennen abzuhalten, zwischen verschiedenen Strecken zu alternieren. "Wenn man einen rotierenden Kalender hätte, wo jede Strecke alle zwei Jahre befahren wird, hätte man das beste aus beiden Welten", so George Russell.

Mehrere weitere Piloten warfen dieselbe Idee in den Raum. Der Ferrari-Pilot fügte hinzu: "So kommen wir zurück auf die Strecken, auf denen wir immer gefahren sind." Sebastian Vettel unterstützt diese Idee, hat aber Zweifel an ihrer Umsetzbarkeit. "Es könnte eine Option sein. Aber es gibt viele Interessen und es gibt vor allem viele finanzielle Interessen an neuen Orten, wo wir fahren und am Ende des Tages ist die Formel 1 ein Geschäft", so der vierfache Weltmeister.

Mick Schumacher: Deutschland muss zurück kommen

Kalender-Rotationen gab es bereits in der Vergangenheit. Beim Deutschland-GP wechselten sich zwischen 2008 und 2014 der Nürburgring und der Hockenheimring als Veranstalter ab. Die Formel-1-Strecke in Portimao und der Frankreich-GP in Le Castellet äußerten Interesse, alle zwei Jahre einen GP abzuhalten.

Mick Schumacher sieht im Ruf nach einer Rotation des Rennkalenders die Möglichkeit einer Rückkehr in Deutschland. "Der Deutschland-GP soll zurückkommen. Darauf müssen wir ein Auge haben, wir könnten wieder eine Rotation zwischen dem Nürburgring und Hockenheim abhalten", hoffte er. Mit dem mangelnden Platzangebot im Rennkalender ist das aber eine unwahrscheinliche Alternative.