Der Formel-1-Rennkalender platzt zunehmend aus allen Nähten. Ohne den abgesagten Russland-GP stehen in diesem Jahr 22 Grands Prix auf dem Programm. Ein Ersatz für das Sotschi-Rennen steht noch aus. 2023 kommen noch drei weitere GPs dazu. Das sind selbst für den Kalender der expansionsfreudigen Weltmeisterschaft zu viele. Denn laut Artikel 5.5 des Sportlichen Reglements dürfen im Rahmen der Formel 1 nicht mehr als 24 Grands Prix ausgetragen werden.

Derzeit haben nach der Ankündigung des GPs in Las Vegas aber 25 Strecken einen Vertrag für die Formel 1. Bei fünf GPs läuft der Kontrakt aber spätestens 2022 aus. Namentlich handelt es sich dabei um die Rennen in Monaco, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Mexiko. Wer davon muss die Segel streichen?

Frankreich-GP in Gefahr

Der Große Preis von Frankreich hat wohl die schlechtesten Karten auf eine Vertragsverlängerung. Seit seinem Comeback 2018 stand der Circuit Paul Ricard in der Kritik. Die Zuschauerzahlen waren zwar ordentlich, die Strecke selbst ist aber bei den Fans unbeliebt und gilt als langweilig. Zudem waren auch die ersten Rennen in Le Castellet wenig actionreich. Der Sieg von Max Verstappen über Lewis Hamilton 2021 ist hierbei die Ausnahme. Dazu kommen noch logistische Probleme.

Bereits auf einem ersten Kalender-Entwurf 2022 wurde der südfranzösische Kurs als fraglich eingestuft - trotz laufenden Vertrages. Die Besitzer der 17-fachen Grand-Prix-Strecke versuchen derzeit einen neuen Vertrag im Rotationsprinzip durchzusetzen, bei dem Le Castellet zwar nicht jährlich aber doch in regelmäßigen Abständen im Kalender steht.

Es ist allerdings kaum realistisch, dass die Königsklasse auf diesen Vorschlag eingeht, denn bislang ist keine andere Strecke im Rotationsprinzip verankert. Das bedeutet: Langfristig stünde die Formel 1 damit erneut vor dem Problem eines übervollen Rennkalenders.

Das Ende von Spa-Franorchamps in der Formel 1?

Doch Frankreich ist nicht der einzige GP, der auf der Kippe steht. Auch der GP von Belgien in Spa-Francorchamps könnte bereits 2023 Geschichte sein. Spa ist eine der berühmtesten Strecken im Kalender, doch eine Serie von schweren Unfällen, wie etwa den Todesfall von Formel-2-Fahrer Anthoine Hubert 2019, warf Sicherheitsdiskussionen auf.

Die Streckenbetreiber führten im Winter umfangreiche Bauarbeiten rund um den längsten Kurs des derzeitigen Kalenders durch. Die Auslaufzone in der Kurvenkombination Eau Rouge-Radillon wurde entschärft, auch in Kurve 11 wurden Anpassungen vorgenommen. Außerdem legten die Streckenbetreiber an mehreren Stellen Kies-Auslaufzonen an. Das Hauptziel dieser Umbaumaßnahmen ist aber eine Zulassung für die Motorrad-Langstrecken-WM. Ob diese Änderung der Formel 1 reichen, ist noch ungewiss.

Dazu kommen noch weitere Faktoren: Der Belgien-GP zählt genauso wie der GP von Frankreich zu den Rennen mit den geringsten Antrittsgebühren. Beide sollen circa 22 Millionen US-Dollar (ca. 20 Millionen Euro) jährlich an die F1 überweisen. Nur Imola und Monaco zahlen weniger. Gleichzeitig ist auch die Infrastruktur rund um die Strecke nicht so gut ausgebaut wie auf anderen Kursen.

Mexiko, Monaco & Zandvoort: Diese Verträge laufen aus

In Monaco gestaltet sich die Lage hingegen schon ein bisschen anders. Der offiziell verlautbarte Vertrag mit dem Fürstentum lief zwar bereits 2021 aus, aber dennoch befindet sich der legendäre Stadtkurs auch in diesem Jahr im Kalender. In der Vergangenheit musste der Monaco-GP nur geringe Nenngelder zahlen und genoss auch ansonsten mehr vertragliche Freiheiten als andere Rennen.

Mit der zunehmenden Zahl an Kursen, die sich um ein F1-Rennen bemühen, könnten diese Privilegien mit einem neuen Vertrag fallen - inklusive der günstigen Antrittsgebühr von 15 Millionen US-Dollar (13,5 Millionen Euro). Dennoch gilt ein Abschied des Traditionsrennens für 2023 als unwahrscheinlich. Gerüchte um eine Ablöse des Stadtkurses halten sich aber hartnäckig.

Monaco hat noch keinen Vertrag für die F1-Saison 2023, Foto: LAT Images
Monaco hat noch keinen Vertrag für die F1-Saison 2023, Foto: LAT Images

Die Lage mit dem Mexiko-GP ist hingegen etwas unklarer. Das Rennen in Mexiko-Stadt, das bereits nach 2019 nur mit Mühe im Kalender gehalten wurde, galt in den letzten Jahren als Wackelkandidat. Die nationale Regierung stellte die Finanzierung des Rennens ein. 2021 und 2022 sprangen die Stadt und regionale Unternehmen in die Bresche. Die Zuschauerzahlen sind kein Problem: Seit der Premiere waren immer hunderttausende Zuschauer vor Ort.

Auch in den Niederlanden läuft 2022 der F1-Vertrag aus. Der Grand Prix in Zandvoort ist derzeit ungefährdet. Mit einem Verbleib des Heimrennens von Max Verstappen ist angesichts des anhaltenden Hypes rund um den amtierenden Formel-1-Weltmeister zu rechnen. 2021 fluteten Fanmassen das Debüt Circuit Park Zandvoort und auch 2022 sind die Tickets bereits ausverkauft.