Das erste Rennwochenende in Australien seit der zweijährigen Corona-Zwangspause ist Vergangenheit und Motorsport-Magazin.com nimmt das zum Anlass, die Entwicklung der Überholfrequenz auf der Strecke zwischen 1998 und 2022 genauer unter die Lupe zu nehmen. Wird Australien gerade wieder spannender?

Australien GP: Formel 1 Überholmanöver von 1998 bis 2008

1998 wurde die Fahrzeugbreite von zwei Meter auf 1,80 Meter reduziert, das Fahrercockpit erweitert und die bisher verwendeten Slicks durch Reifen mit Rillen ersetzt. Wie schlugen sich die neuen Boliden in den folgenden Jahren bei ihren Überholduellen auf der australischen Rennstrecke?

Wie bereits auf den ersten Blick aus dem Diagramm hervorgeht, sind Schwankungen bei der Anzahl an Überholmanövern in dieser Zeit nicht selten gewesen. Kam es 1998 etwa lediglich zu 5 Positionsverschiebungen auf der Strecke, waren es im Folgejahr unglaubliche 37. Ein Wert, der in dieser Ära nur 2003 noch einmal erreicht werden sollte. Um eine bessere Vergleichbarkeit zu schaffen, wird im weiteren Verlauf also der jeweilige Mittelwert herangezogen, der sich in diesem Fall auf 16,3 Überholmanöver beläuft.

Australien GP: Formel 1 Überholmanöver von 2009 bis 2016

Auch 2009 kam es zu massiven Regeländerungen. Eine neue Aerodynamik, eine verlängerte Motorenlebensdauer, der KERS-Boost-Button und Slick-Reifen waren wohl die ausschlaggebendsten. Welchen Effekt hatten die neuen Boliden mit hohem Heck- und breitem Frontspoiler nun aber auf die Rennaction in Melbourne?

In diesem Zeitabschnitt der Formel 1 waren die Schwankungen bei der Zahl an Überholvorgängen bereits wesentlich schwächer ausgeprägt, da es nur in der Saison 2015 zu einem vorübergehenden Einbruch kam. In den Jahren davor waren die Zahlen hingegen recht stabil, bevor 2013 ein Rekord aufgestellt wurde, der bis heute Bestand hat. Diese allgemein recht positive Entwicklung schlägt sich natürlich auch im Jahresmittelwert dieser Ära nieder, der so auf insgesamt 26,8 ansteigt - gegenüber den Jahren zuvor also eine respektable Steigerung von mehr als 10 Überholvorgängen pro Rennen.

Australien GP: Formel 1 Überholmanöver von 2017 bis 2019

In der Saison 2017 wurden wieder breitere Autos eingeführt, die sich bekanntlich nur bedingt zum Überholen eigneten. Wie entwickelte sich daraufhin die Zahl an Überholmanövern in den folgenden Großen Preisen von Australien?

Wie das Diagramm zeigt, gestaltete sich das erste Rennen dieser Ära wenig actionreich. Lediglich 2 (!) Überholmanöver waren 2017 im gesamten Rennen zu verzeichnen. Der Wert kletterte in den folgenden beiden Jahren zwar kontinuierlich (2018: 5; 2019: 10), von den Zahlen vor den Regeländerungen sollte er aber dennoch weit entfernt bleiben. Das Jahresmittel aus diesem kurzen Zeitabschnitt lässt das ganze Ausmaß an "Australien-Langeweile" in dieser Zeit erahnen. Mit nur 5,7 Überholmanövern pro Rennen fiel dieses nämlich auf ein historisches Tief.

Australien GP: Formel 1 Überholmanöver in der Saison 2022

Das erste Rennwochenende mit den neuen Fahrzeugen in Australien ist vor kurzem zu Ende gegangen, als ausgesprochen spektakulär wird es aber wohl trotz der jüngsten Änderungen an der Rennstrecke nicht in die Geschichte eingehen. Das ist insofern überraschend, als dass vor dem Wochenende von so mancher Seite hohe Erwartungen geschürt wurden, die fast schon ein regelrechtes "Überholfest" erwarten lassen konnten. Wie sehen nun aber die konkreten Zahlen aus?

Insgesamt kam es beim 36. Großen Preis von Australien zu 27 Positionsverschiebungen auf der Strecke, was gegenüber den Werten aus den vorangegangenen drei Jahren eine enorme Steigerung darstellt. Bemerkenswert: Mit dieser Zahl knüpft die neue Fahrzeugära wieder an alte Verhältnisse von vor den Regeländerungen 2017 an, und zwar, obwohl die vierte DRS-Zone in letzter Sekunde wieder gestrichen wurde. Dass die Maßnahmen der FIA insgesamt in die richtige Richtung zeigen, kann angesichts dieser Entwicklung also kaum noch jemand anzweifeln, auch wenn der Grand Prix am Wochenende nicht gerade für das sportliche Feuerwerk des Jahrzehnts gesorgt hat.