Es ist nicht das erste Mal, in der Formel-1-Saison 2022, dass ein verunfallter Nicholas Latifi eine rote Flagge im Qualifying auslöst. Zur Abwechslung war im Qualifying in Australien aber auch Aston-Martin-Pilot Lance Stroll erheblich am Crash beteiligt. Ein teures Missverständnis zwischen den beiden Kanadiern löste den Unfall aus.

Die Aktion passierte bereits im ersten Abschnitt des Qualifyings auf dem Albert Park Circuit in Melbourne. Beide Piloten befanden sich auf einer Aufwärmrunde. Latifi ließ kurz vor Kurve 5 zuerst den Aston Martin von Stroll passieren, dann wollte der Williams-Fahrer aber seinen Landsmann innen wieder überholen. Stroll, der offensichtlich nicht in seinen Spiegel geschaut hatte, zog jedoch im selben Moment nach rechts.

Durch den Kontakt riss die linke Hinterachse am Williams von Latifi ab, der Kanadier verlor die Kontrolle über seinen Boliden und crashte frontal in die Wand und verschrottete. Auch die vordere Radaufhängung und der Frontflügel des Aston Martins wurde beschädigt. Logische Konsequenz: Rote Flagge und Aus im Q1 für beide Kanadier. Die Piloten bleiben zum Glück unverletzt.

"Für mich ist die Situation ziemlich eindeutig" äußert sich Latifi nach dem Qualifying-Unfall. "Ich habe ihn [Stroll] vorbeigelassen, weil mir gesagt wurde, dass er eine schnelle Runden eröffnen will. Er hat die Runde dann abgebrochen, also wollte ich mit meinen eigenen Vorbereitungen fortfahren. Ich wollte ihn passieren, da war offensichtlich eine große Lücke. Aber als ich an ihm vorbeifuhr, hat er einfach beschlossen einzulenken", weist der Williams-Pilot die Schuld von sich.

Lance Stroll möchte für den Crash ebenfalls keine Verantwortung übernehmen und verteidigt sein Manöver vehement: "Wir waren beide auf einer Aufwärmrunde und plötzlich hat er [Latifi] versucht mich an einer sehr ungünstigen Stelle zu überholen. Die Strecke fällt an diesem Punkt nach rechts ab und wird schmäler." Es sei eine ungünstige Situation auf einem ungünstigen Abschnitts des Albert Park Circuits gewesen. Laut Stroll hätte Latifis Timing zum Überholen nicht schlimmer sein können.

Stewards entscheiden: Stroll hat Schuld am Qualifying-Crash

Natürlich sind die beiden Crash-Piloten gegenteiliger Meinung darüber, wer den Unfall verursacht hat. Am Ende entscheiden aber die Stewards. Diese kamen zu dem Entschluss, dass Stroll wegen "mangelndem Situationsbewusstsein" vorwiegend die Schuld am Crash hat.

Er wird daher in der Startaufstellung für den Grand Prix von Australien um drei Plätze zurückgereiht. Da Stroll jedoch ohnehin vom letzten Platz gestartet wäre, macht diese Strafe keinen großen Unterschied. Zusätzlich kassiert der Kanadier jedoch zwei Strafpunkte, die sich zu insgesamt sieben Strafpunkten aufsummieren. Erinnerung: sammelt ein Pilot zwölf Strafpunkte innerhalb von zwölf Monaten muss er ein Rennen aussetzen.