Nico Hülkenberg ließ sich anderthalb Jahre Formel-1-Abstinenz in den Trainings in Bahrain nicht anmerken. Nach dem positiven Coronatest von Sebastian Vettel griff der Edelreservist von Aston Martin einmal mehr spontan ins F1-Lenkrad und lieferte dabei mit all seiner Routine ab. Nach einer Eingewöhnung im FP1 stellte er in der Session am Abend den Anschluss an Teamkollege Lance Stroll her. Der Emmericher zeigt sich für den Anfang zufrieden.

"In Anbetracht der Zeit, die wir hatten, war es ziemlich okay", so der 34-Jährige, der 2020 auf dem Nürburgring letztmals in einem Formel-1-Boliden gesessen hatte. In der Eifel musste er völlig unvorbereitet ins Qualifying einsteigen, ohne an einer Trainingssession teilgenommen zu haben. Diesmal war die Einberufung am Donnerstagvormittag zwar ebenfalls kurzfristig, doch am Freitag hatte er die Möglichkeit, den Rost abzuschütteln.

"Wir waren heute nur darauf aus, etwas Vertrauen in das Auto aufzubauen, damit ich mich so wohl wie möglich fühle und ich denke, das haben wir erreicht", so Hülkenberg, der im ersten Training als 14. zunächst eine Sekunde hinter Stroll lag. Mit 23 Runden zählte er dafür zu den sechs fleißigsten Piloten im Feld. In der zweiten Sitzung fiel er zwar auf Platz 18 zurück, doch dafür war er bis auf eine Zehntelsekunde am Stallgefährten dran.

Obwohl Hülkenberg das Auto der neuen Formel-1-Generation nur drei Mal im Simulator gefahren war, kam er auf Anhieb damit zurecht. "Es fühlt sich anders an aber irgendwie auch nicht. Das ist seltsam", sagt er. Sein Fazit schloss sich dem seiner Fahrerkollegen an, welche die Autos bei den Testfahrten ausgiebig erproben konnten.

"Das Auto zu fahren ist irgendwie immer dasselbe, aber wenn du in den Details gehst findest du die Unterschiede", so der 179-fache Grand-Prix-Teilnehmer. Die neuen Räder in 18 Zoll waren für ihn die markanteste Neuerung: "Die Reifen waren die größte Sache. Sie dünnen Seitenwände bin ich das erste Mal gefahren und das ist ziemlich anders."

Im dritten Training wird er eine letzte Möglichkeit haben, sich auf den ersten Ernstfall des Wochenendes vorbereiten. In Qualifying und Rennen erwartet Hülkenberg trotz der bisher guten Vorbereitung eine größere Herausforderung: "Das Training ist so gesehen der einfachste Tag des Wochenendes, wenn du nur für dich herumführst und einigermaßen frische Reifen hast."

Als Ersatz für Vettel hat er bei seiner Rückkehr auf Zeit aber sowieso nur das Ziel, Aston Martin mit dem neuen AMR22 voranzubringen. "Ich bin natürlich erst letzte Nacht hier angekommen und hatte nicht viel Vorbereitung. Ich will einfach nur die beste Version von mir sein, alles was geht herausholen und das Team unterstützen", so Hülkenberg. "Wir wissen alle, dass eine immense Herausforderung vor uns liegt, aber ich freue mich darauf und werde tun, was ich kann."