Das WM-Duell der Formel-1-Saison 2021 war von Aggression gezeichnet. Meist war es Max Verstappen, der austeilte, und Lewis Hamilton, der einsteckte. Die beiden Protagonisten gerieten wiederholt auch mit Kontakt aneinander, und für beide endeten diese mit Strafen.

Geht man nach Strafen, so steht es zwei zu eins für Verstappen, der für Kollisionen in Monza und Jeddah Ärger bekam, Hamilton hingegen nur für Silverstone. Aber vor allem was nicht bestrafte Zwischenfälle anging war Verstappen meist der, der weniger Platz ließ. Mehrmals drückte er Hamilton beim Start und in Zweikämpfen auf die Seite und von der Strecke, und meist gab Hamilton nach, um eine Kollision zu vermeiden.

Hamilton kündigt neuen Stil an: Ihr werdet sehen

Das Thema kam daher gleich in der ersten Pressekonferenz der Saison 2022 in Bahrain auf - und Hamilton hat sich im Winter auf jeden Fall darüber Gedanken gemacht. Direkt angesprochen, ob er sein Zweikampfverhalten ändern wolle, ist der siebenfache Weltmeister nach kurzem Überlegen eindeutig: "Ich werde dieses Jahr ein aggressiverer Fahrer sein, ihr werdet sehen."

Die Frage war eine Stunde davor auch schon Verstappen gestellt worden, der sich nicht interessiert zeigte: "Ich weiß nicht. Ich schätze, ihr solltet ihn das fragen." Verstappen folgt seit jeher der Philosophie, sein Zweikampfverhalten nicht zu ändern - egal, ob die Umstände, wie etwa ein WM-Kampf, eine vorsichtigere Herangehensweise nahelegen oder nicht. Das unterstrich er im Vorjahr praktisch an jedem Wochenende.

Hamilton 2022 nicht auf Rache aus

Was Hamilton aber verneint, ist eine Motivation, die vom Berichtigen der Fehler von Abu Dhabi herrührt. Oder gar von Rache. "Das ist nicht meine Psyche, so gehe ich nicht an eine Saison heran. Ich versuche einfach, so gut zu sein wie ich sein kann, und will schauen, ob es etwas gibt, bei dem ich noch stärker werden kann."

"Ich will auf jeden Fall so fahren, wie ich die letzte Saison beendet habe", kündigt Hamilton an. Die Serie der letzten Rennen von 2021 gehörte mitunter zu den besten Serien, die der Mercedes-Pilot in seiner langen Karriere zusammenbrachte. Darauf legt er seinen Fokus - nicht auf die letzte Runde von Abu Dhabi. Die ist ohnehin nicht mehr zu ändern: "Das nehme ich nicht mit. Es ist wichtig, loszulassen. Alles was ich formen kann ist die Zukunft."

Die gestaltet sich mit einem Mercedes, der in den Testfahrten von Handling-Problemen in Highspeed-Passagen geplagt wurde, vorerst aber noch schwierig. Das versichert zumindest Hamilton auch am Freitagmorgen in Bahrain erneut: "Es hat sich nichts geändert."

"Ich hoffe, die Jungs haben irgendeine Lösung gefunden und wenn ich einsteige, fühlt es sich besser an, aber in so kurzer Zeit kann man nicht viel ändern", meint Hamilton. Heißt aber lange nicht, dass die Saison abzuschreiben ist: "Ich versuche einfach, positiv zu bleiben. Ich weiß, wir können zusammenarbeiten, und ich habe das beste Team hinter mir. Das können wir sicher hinbringen."