Bereits vor zwei Jahren wurde Nico Hülkenberg bei Racing Point zum Feuerwehrmann der Formel 1. Da beide Piloten im Laufe der Saison an Corona erkrankten, erhielt der Ex-Renault-Pilot seine Chance wieder zurück in die Königsklasse zu kommen.

2022 erfolgt nun das nächste Kapitel in Hülkenbergs Reservisten-Laufbahn. Da Sebastian Vettel vor der Abreise zum GP von Bahrain positiv getestet wurde, springt erneut der Emmericher ins Cockpit. Das Spielchen war dasselbe wie bei seinen Einsätzen 2020. Innerhalb weniger Stunden wurde Hülkenberg an die Strecke beordert und musste im Eiltempo zum Grand Prix fliegen.

In vom 24 Stunden vom Bett nach Bahrain

Der ehemalige Le-Mans-Sieger erklärte wie schnell seine Einberufung vonstatten ging: "Es geschah alles innerhalb von 24 Stunden. Ich wurde gestern in der Früh mehr oder weniger aus dem Bett geklingelt. Ich packte sofort meine Sachen und machte mich auf den Weg."

2020 überraschte Hulk bei zwei Grands Prix andauernden Ersatzspiel für Sergio Perez sogar mit einem Top-Resultat. Beim Jubiläums-GP in Silverstone platzierte er seinen RP20 auf dem dritten Startplatz. Die Hoffnungen auf solche Spitzenleistungen will Hülkenberg schnell dämpfen. Denn in Bahrain gibt es einen klaren Unterschied zu damals.

Hülkenberg dämpft Erwartungen: Kenne Autos nicht

Hülkenberg erklärte: "Diese Autos sind komplett neu. Als ich das letzte Mal zurückgekommen bin war es mein Vorteil, dass ich wusste, wie diese Generation von Autos funktioniert. Ich wusste also, was mich erwartet. Aber diese Autos sind für mich ein vollkommen neues Kapitel und ich muss erst herausfinden, wie sie zu fahren sind."

Die anderen Piloten hatten immerhin jeweils an drei Testtagen die Möglichkeit sich an die neue Regel-Generation zu gewöhnen. Dazu kommt noch, dass der Aston Martin in diesem Jahr wohl kaum so weit vorne klassifiziert sein wird, wie der "pinke Mercedes" 2020.

Auch körperlich könnte der 57 Runden lange Grand Prix auf der 5,4-Kilometer langen Strecke für den 34-Jährigen eine Herausforderung werden. Schließlich saß Hülkenberg seit Oktober 2020 nicht mehr in einem Formel-1-Wagen und auch abseits der Formel 1 hielten sich seine Rennwagen-Einsätze in Grenzen. "Die Aston-Martin-Sim ist das einzige, das ich seit 2020 gefahren bin. Racing im echten Leben: Null", so Hülkenberg.

Bereits 2020 klagte Hülkenberg bei seinem Blitz-Comeback darüber, dass er sich physisch nicht mehr in der Verfassung befindet, wie noch in seiner Zeit als Vollzeit-Pilot. Damals trennten ihn jedoch nur acht Monate von seinem letzten GP-Start. Sein Ziel für die ersten Trainings-Sessions ist deshalb klar: "Ich muss mein physisches Limit finden. Die Fahrfitness ist sicherlich nicht mehr da. Es geht für mich darum, im Auto zu einem guten Gefühl zu finden."

Letzte Rennwagen-Kilometer im Indycar

Einen Einsatz erlebte Hülkenberg seit dem Eifel-GP 2020 dennoch. Im Oktober 2021 testete er auf dem Barber Motorsports Park in den USA ein Indycar. Aber sowohl von den G-Kräften als auch von der körperlichen Belastung lässt sich der Dallara DW12 kaum mit einem Formel-1-Auto vergleichen. Zugute kommt Hülkenberg allerdings, dass der Bahrain International Circuit mit vielen langsamen Kurven und Geraden physisch nicht so anstrengend ist wie beispielsweise Silverstone.

Hülkenberg oder Vettel: Wer startet in Saudi Arabien?

In erster Linie blickt der Aston-Martin-Reservepilot mit Vorfreude darauf, wieder im echten Auto sitzen zu können. "Ich freue mich sehr auf dieses Auto. Ich will wissen, wie es sich anfühlt und will die G-Kräfte spüren. Der Körper wird sicherlich etwas schmerzen, aber zurück in einem Formel-1-Auto zu sein ist aufregend."

Ob es Hülkenbergs vorerst letzter Einsatz werden wird, ist noch unklar. Bereits in einer Woche geht es für die Formel 1 nämlich nach Saudi Arabien. Die nächsten Tage werden zeigen, ob Sebastian Vettel bis dahin von seiner Covid-19-Infektion genesen ist.