Kevin Magnussen schindete bei seinem Formel-1-Comeback am zweiten Testtag in Bahrain reichlich Eindruck. Nach dem offiziellen Ende des Tests durfte der Däne in Diensten von Haas noch eine Stunde lang seine Runden abspulen. Die als Kompensation für das Team gedachte Verlängerung nutzte er, um Ferrari-Pilot Carlos Sainz von der Spitze zu verdrängen. Die Bestzeit für die Galerie nimmt KMAG mit einem Schmunzeln. Das gute Gefühl bei der Rückkehr ins F1-Cockpit war wertvoller als die Rundenzeit.

"Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass es viel zu sagen hat. Es ist immer schön, dein Team ganz oben zu sehen. Das ist uns natürlich lieber, als hinten zu fahren. Aber es ist nicht so, dass wir uns jetzt einbilden, dass wir dieses Jahr Weltmeister werden", so der 29-Jährige, der seine Tagesbestzeit erwartungsgemäß wenig Bedeutung beimisst.

Die Autos sind 2022 zwar neu, doch an der Natur der Formel 1 hat sich für ihn in seiner einjährigen Abwesenheit nichts geändert. "Im Pre-Season-Test der Schnellste zu sein, das weiß jeder, der die Formel 1 auch nur ein bisschen kennt, bedeutet gar nichts", sagt er. "Wir haben am Ende eine gute Rundenzeit gefahren, aber davon lassen wir uns nicht mitreißen. Ich hab das hier alles schon mal gemacht und das hat nichts zu sagen."

Am Abend absolvierte er 453 Tage nach seinem letzten Renneinsatz beim Finale 2020 in Abu Dhabi erstmals wieder Runden in einem Formel-1-Auto. Nach 60 Umläufen auf dem Bahrain International Circuit war er auf dem C4-Reifen Dreizehntelsekunden schneller als Sainz, der bei seiner persönlichen Bestzeit auf der gleichen Reifenmischung unterwegs war.

Wichtiger als die Rundenzeit war für ihn allerdings das Gefühl im Auto. Durch die Rückkehr zu Haas, für die er bereits zwischen 2017 und 2020 gefahren war, fiel ihm die Eingewöhnung besonders leicht. "Ich kannte sogar noch all die Knöpfe und Schalter am Lenkrad. Das ist einer der Vorteile, wenn man zu dem Team zurückkehrt, für das man schon einige Jahre gefahren ist. Das war alles sofort wieder da, ich hatte nichts vergessen", erklärt er.

Unbekannt war hingegen das 2022 neue Auto, das er sich anhand der nackten Zahlen anders vorgestellt hatte. "Es hat sich nicht so träge oder schlecht gefahren, wie ich gedacht hatte und ich habe meinen Tag im Formel-1-Auto wirklich genossen. Ich war etwas überrascht, denn ich hatte mit den über 50 Kilogramm extra Gewicht erwartet, dass sich das schlechter anfühlen würde", so Magnussen.

Nachdem er beim Test in Barcelona noch nicht anwesend war und das Team dort ohnehin nur wenige Kilometer abspulte, war ein reibungsloser Ablauf für ihn am vorletzten Testtag der Pre-Season besonders wichtig. Teamkollege Mick Schumacher kam wegen eines Problems mit dem Auspuff am Vormittag nur auf 23 Runden.

"Der Nachmittag lief im Grund planmäßig. Ich bin nicht ein Mal aus dem Auto gestiegen und nur gefahren. Das war es, was ich brauchte und auch was das Team brauchte", so Magnussen. "Wir haben jetzt gute Anhaltspunkte, wie es mit der Balance aussieht, aber wir müssen noch mehr über die Temperaturen lernen um sicherzustellen, dass wir ein ganzes Rennen schaffen."

Auf die beim Saisonauftakt am 20. März anstehenden 57 Runden muss nicht nur das Auto vorbereitet werden. Magnussen bekam die Performance des F1-Boliden erwartungsgemäß zu spüren. "Die Autos, die ich letztes Jahr gefahren bin, haben nicht dasselbe Fitnesslevel erfordert. Ich habe zwar nicht mit dem Training aufgehört, aber vorher habe ich selbst in der Winterpause zweimal täglich trainiert und das habe ich so nicht mehr gemacht", erklärt er.

Vor allem die Nackenmuskulatur machte sich bei ihm bemerkbar. "Hauptsächlich beim Bremsen. In den Kurven ist es okay", so Magnussen. Für den Nacken hätte er gerne noch ein paar Tage mehr Vorbereitung, doch der Auftakt sollte trotzdem kein Problem werden: "Ich habe ja Morgen und dann das Freie Training, und außerdem ist die Strecke hier nicht die härteste. Ich bin froh, dass es hier losgeht."