Lewis Hamilton war schonmal besserer Laune. Nach 47 Runden und Platz vier bei seinem Einsatz am vorletzten Testtag der Formel 1 vor dem Saisonstart in Bahrain zieht der siebenmalige F1-Weltmeister eine ziemlich durchwachsene Zwischenbilanz zur aktuellen Leistungsfähigkeit seines Mercedes F1 W13. Verantwortlich dafür sind auch die suboptimalen Bedingungen beim Test in der Wüste, allerdings nicht exklusiv. Hamilton sieht Nachholbedarf bei Mercedes, insbesondere beim neuen Bouncing-Phänomen - und mindestens zwei bessere Teams.

"Es ist definitiv hart da draußen", klagt Hamilton nach dem zweiten Testtag in der Wüste über Wind und Wetter. Den ganzen Freitag über wehte in Bahrain ein kräftiger und wechselnder Wind, hinzu kamen erst Hitze am Morgen, dann viel Sand und Staub am Nachmittag. "Es ist einfach schwierig da draußen. Es ist wellig, rutschig, es gibt den Sand, am Morgen ist es viel zu heiß und am Nachmittag einfach staubig", berichtet Hamilton.

Hamilton: Andere haben Bouncing besser im Griff

Doch die widrigen Bedingungen sind es nicht, was Hamilton am meisten stört. Sehr viel mehr sorgt sich der Brite um das 2022 neue Bouncing-Phänomen, wenn die Boliden bei hoher Geschwindigkeit auf den Geraden zu hüpfen beginnen. Auslöser dafür ist der durch die neuen Regeln zurückgekehrte Ground Effect, der die Autos bis zum Strömungsabriss auf den Asphalt saugt und so in einem ewigen Kreislauf wieder nach oben katapultiert.

In Barcelona litten alle Teams unter diesem Phänomen, bis Bahrain sollten Lösungen her. Doch noch immer sind quer durchs Feld stark springende Autos zu beobachten. Geht es nach Hamilton soll Mercedes sogar eher einen Schritt zurück gemacht haben. "Was soll ich sagen ...", grübelt Hamilton. "Das Bouncing, das wir diese Woche noch immer haben, ist wenn überhaupt nur noch schlimmer geworden", meint der Brite.

Hamilton: Radikales Mercedes-Upgrade nicht verantwortlich

Am Freitag testete nicht nur Mercedes verschiedene Varianten, um herauszufinden, wie man den Abtrieb konstant halten kann, ohne dabei zu springen. Für Hamilton mit einem ernüchternden Ergebnis: "Einige haben es geschafft, damit auf bessere Weise klarzusammen", sagt der Brite, ziemlich genervt von der Rüttelfahrt. "Es ist hart. Du kannst es ja auf den Onboards sehen. Lenkflattern links, rechts, in der Mitte und dann Bouncing und Bumping", klagt Hamilton. "Ich bin gerade nicht ganz happy, aber wir versuchen das zu zähmen."

Auf das neue Mercedes-Paket mit den radikal geschrumpften Seitenkästen führt Hamilton die Probleme nicht zurück. "Das Paket ist ziemlich ähnlich", meint der Brite. Dennoch sei das Auto ganz anders als in Barcelona. "Aber das liegt mehr daran, dass die Reifen hier mit den Temperaturen anders funktionieren. Deshalb es diese Woche eine andere Maschine. Ich denke nicht, dass das die Änderung ist, die wir vorgenommen haben. In dieses Upgrade floss sehr viel großartige Arbeit", lobt Hamilton.

Hamilton dementiert: Mercedes hält nichts zurück

Stattdessen gehe es einfach um die "Hürden", die allen Teams mit der neuen Generation begegnen würden. "Aber ich bin zuversichtlich, dass das Team hier und in der Fabrik das hinbekommt, aber ganz geschmeidig wird das sicherlich nicht laufen", mahnt Hamilton.

Angesichts dieser Probleme und Sorgen kann der Rekordweltmeister über Vorwürfe der Konkurrenz, Mercedes würde seine wahre Performance doch einmal mehr nur verbergen, nur lachen. "Wir wären richtig, richtig, richtig gut, wenn wir diese Momente des Übersteuerns und dieses schäbige Fahren einfach nur deshalb hätten, um unsere Karten zu verbergen", sagt Hamilton. "Das ist nicht der Fall. Wir haben auf jeden Fall Dinge, die wir durchgehen müssen, um weniger zu kämpfen. Aber wer weiß, was nächste Woche ist ..."

Hamilton: Bei Rennen schon morgen Doppelsieg für Ferrari

Dann findet bereits der Saisonauftakt, ebenfalls in Bahrain statt. Nachlegen muss Mercedes bis dahin auf jeden Fall, so Hamilton. Würde das Rennen bereits morgen stattfinden, hätte Mercedes wohl kaum eine Chance, glaubt Hamilton: "Ich weiß es echt nicht. Aber von dem, was ich so sehe, würde Ferrari vielleicht einen Doppelsieg holen - oder vielleicht Red Bull."