In Bahrain steht die zweite und bereits letzte Woche Formel-1-Testfahrten vor dem Start in die F1-Saison 2022 (18.-20. März, ebenfalls in Bahrain) unmittelbar bevor. Nach dem semi-offiziellen ersten Aufgalopp der nach völlig neuen technischen Regeln konzipierten Formel-1-Autos in Barcelona Ende Februar soll und kann der Test auf dem Bahrain International Circuit nun mehr Antworten liefern, auch hinsichtlich der Performance der zehn F1-Teams um Mercedes, Red Bull und Ferrari. Motorsport-Magazin.com liefert alles Wissenswerte im Vorfeld des Tests.

Formel-1-Test Bahrain 2022: Wann wird gefahren?

Wie in Barcelona testet die Formel 1 auch in Sakhir drei Tage lang. Von Donnerstag, den 10. Februar bis Samstag, den 12. Februar stehen täglich jeweils zwei vierstündige Sessions auf dem Programm. Los geht es jeweils um 8:00 Uhr deutscher Zeit (10:00 Uhr Ortszeit). Um 12:00 Uhr folgt eine einstündige Mittagspause inklusive Pressekonferenzen, ehe von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr die Nachmittagssession folgt.

Formel-1-Test Bahrain: Fahreraufgebote der Teams

Wie üblich bei offiziellen Formel-1-Testfahrten darf jedes Team nur mit einem Auto starten. Die Stammfahrer - und möglicherweise Testfahrer - müssen sich also abwechseln. Das geschieht entweder tageweise oder es wird in der Mittagspause getauscht. Über das genaue Line-up aller Teams halten wir euch in der unten stehenden Tabelle auf dem Laufenden. Bei zwei Nennungen fährt der erstgenannte Pilot am Vormittag, der zweitgenannte bestreitet die Session am Nachmittag. Mit Sebastian Vettel und Lewis Hamilton sitzen gleich zum Auftakt am Donnerstag zwei große Namen im Cockpit.

Bahrain-Test: Fahrer & Teams im Überblick

Team DonnerstagFreitagSamstag
Mercedes Hamilton/RussellRussell/HamiltonHamilton/Russell
Red Bull PerezVerstappenPerez/Verstappen
Ferrari Leclerc/SainzLeclerc/SainzSainz/Leclerc
McLaren NorrisNorrisNorris
Alpine Ocon/AlonsoOconAlonso
AlphaTauri GaslyTsunodaGasly/Tsunoda
Aston Martin Vettel/StrollVettel/StrollStroll/Vettel
Williams AlbonLatifiLatifi/Albon
Alfa Romeo Zhou/BottasBottas/ZhouZhou/Bottas
Haas -/FittipaldiSchumacher/MagnussenMagnussen/Schumacher

Formel-1-Testfahrten Bahrain: Live-Timing, Live-TV und Live-Ticker

Anders als der als 'Shakedown' firmierende Testauftakt in Barcelona steigt der Bahrain-Test nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Fans auf den Tribünen sind somit genauso zugelassen wie TV-Übertragungen. Abonnenten von F1 TV Pro können alle drei Testtage im Livestream verfolgen. In Deutschland überträgt auch der Sender Sky Sport F1 die Testfahrten live im Pay-TV. Darüber hinaus bietet die Formel 1 ein Live-Timing an. Motorsport-Magazin.com versorgt euch via Live-Ticker über alle Zeiten, Reifen-Infos, Upgrades, Aussagen und Hintergründe und liefert nicht zuletzt mit einem täglichen Vlog direkt von der Strecke alle spannenden Insights zum Tagesgeschehen.

Formel 1 Bahrain-Test 2022: Performance im Fokus

Angesichts der neuen Formel-1-Regeln war der inoffizielle Charakter des Shakedown-Tests in Barcelona zwar eigenwillig, aber doch treffend. An der Performance feilte an den drei ersten Testtagen noch niemand. Runden und Kilometer, so hießen die Erfolgswährungen des Auftakttests - Hauptsache, die Laufleistung maximieren und die bis zu 98 Prozent neuen Boliden verstehen. "Keiner hat in Barcelona gepusht. Die Teams haben mindestens noch eine Sekunde in der Tasche", kommentiert Pirellis F1-Chef Mario Isola.

Die weichen Reifen des italienischen Reifenausrüsters der Formel 1 mieden die Teams in Barcelona noch über weite Strecken völlig. Erst am letzten Tag zogen zumindest einige Rennställe etwas häufiger die weicheren der auch 2022 fünf verschiedenen Slick-Mischungen auf. Lewis Hamilton sicherte sich mit dem weichsten C5-Reifen so erst spät die Wochenbestzeit.

In Bahrain dürfte uns nun anderes erwarten. Zunehmend ist mit Quali-Runs, also wenig Sprit und weiche Reifen, zu rechnen, um das Verhalten der Autos am Limit zu testen und ihr Potenzial zu identifizieren. Gleichzeitig vermissten wir in Barcelona noch erste Rennsimulationen. Auch damit ist in Bahrain zu rechnen, zumal nur eine Woche später an selber Stelle der Saisonstart erfolgen wird.

In Sachen Reifen können die Teams erneut 30 Sätze aus einer Vorauswahl Pirellis nutzen. Diese umfasst 35 Sätze Slicks, und jeweils zwei Prototypen, Intermediates und Regenreifen. Mit einem Einsatz Letzterer ist in Bahrain nicht zu rechnen. In der Wüste werden Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius erwartet. Die Regenwahrscheinlichkeit tendiert gegen null. Auch künstlich bewässert werden wie noch am Mittag des letzten Testtags in Barcelona soll die Strecke diesmal nicht.

Formel 1 Bahrain-Test 2022: Gerüchte um riesige Upgrades

Das größte Interesse richtet sich beim zweiten und letzten F1-Test des Jahres jedoch insbesondere auf die Neuerungen an den Boliden. Gerüchten zufolge sollen insbesondere Mercedes und Red Bull mit gewaltigen Upgrade-Paketen auffahren, die den F1 W13 respektive RB18 drastisch umkrempeln sollen, zum Teil auch optisch wahrnehmbar. Der 'Corriere della Sera' schrieb etwa von einem revolutionären und kontroversen Paket bei Mercedes, das sich insbesondere auf die Seitenkästen fokussieren soll.

Ob und wann die Upgrades debütieren werden, ist ungewiss. Ein früher Einsatz bringt mehr Erfahrung und Zeit, den Großumbau überhaupt zu verstehen und bestenfalls zu nutzen, eine spätere Einführung verbirgt die Teile länger vor neugierigen Blicken der Konkurrenz. Auch bei McLaren sind Neuheiten in der Pipeline.

Ferrari dagegen sprach bereits in Barcelona davon, in Bahrain zunächst mit bekannten Größen weiterzufahren. "Unser Auto verhält sich generell gut und wie erwartet. Es wird in Bahrain nicht viel anders sein als es war. Der erste Schritt ist für uns, das zu optimieren, was wir haben. Wir sind noch immer weit weg von der bestmöglichen Performance", kündigte Teamchef Mattia Binotto nach einem gelungen Auftakttest einen anderen Ansatz an. Mit 439 Runden drehte kein Team mehr Umläufe als die Scuderia.

Der Ferrari F1-75 lief beim Test in Barcelona ohne Fehl und Tadel, Foto: LAT Images
Der Ferrari F1-75 lief beim Test in Barcelona ohne Fehl und Tadel, Foto: LAT Images

Auch die frühe Performance Ferraris, aber auch McLarens, schindete Eindruck - zumindest bei der Konkurrenz von Mercedes und Red Bull. Ferrari allerdings erwartet ohnehin eine starke Reaktion der Platzhirsche aus der Vorsaison. "Wir sind immer besorgt, was Upgrades unserer Konkurrenten angeht und ich bin sicher, dass sie sehr, sehr stark sein werden", sagte Binotto. Erst in Bahrain könne man dann auch echte Rückschlüsse auf das Kräfteverhältnis ziehen. "Die relative Konkurrenzfähigkeit der Teams wird klarer werden", prophezeit der Italiener wegen der zu erwartenden Qualifying- und Rennsimulationen.

Formel 1 Bahrain-Test 2022: Sorgenkinder Alfa und Haas

Großes Augenmerk ruht in Bahrain auch auf Alfa Romeo und Haas. Die beiden Hinterbänkler der Vorsaison erwischten in Barcelona einen von technischen Problemen gespickten Auftakt. Gemeinsam drehten die beiden Motorenkunden Ferraris weniger Runden als die Scuderia allein. In beiden Lagern herrscht großer Aufholbedarf, doch muss Haas bereits den nächsten Rückschlag verkraften. Wegen Verzögerungen bei der Fracht-Lieferung nach Bahrain wird das Team voraussichtlich den ersten Vormittag verpassen und erst am Nachmittag mit Ersatzfahrer Pietro Fittipaldi ins Geschehen eingreifen. Der Brasilianer ersetzt beim Test den kürzlich wegen des Ukraine-Kriegs Russlands samt Sponsor Uralkali entlassenen Nikita Mazepin.

Bei Alfa Romeo unterdessen hatte man in Barcelona zunächst vor allem mit dem 2022 zurückgekehrten Ground Effect und das resultierende Bouncen der Autos am Ende der Geraden (s.u.) zu kämpfen. Den gewaltigen Kräften hielt der Unterboden zunächst nicht stand. Durch nötige Reparaturen und Anpassungen verlor das Team viel Zeit. Nach nur 175 Runden in Barcelona gibt sich die Sauber-Truppe allerdings zuversichtlich, die Probleme in Bahrain abgestellt zu haben.

"Ich habe keine Kristallkugel, aber in der Vergangenheit war unsere Zuverlässigkeit echt gut", erinnert Technikdirektor Jan Monchaux etwa an die Kilometerkrone in der Vorsaison. "Dieses Jahr mussten wir am Auto bei ein paar Design-Features wegen der Auswirkungen des Gewichts einfach sehr extrem werden", erklärt Monchaux die Anfälligkeit des C42 mit dem 2022 für alle Teams extrem schwierig einzuhaltenden Mindestgewicht von 795 Kilogramm.

Formel-1-Test Barcelona 2022: Die Rundentabelle

Pos.TeamRundenKilometer
1Ferrari4392052
2Mercedes3931837
3McLaren3671716
4Red Bull3581674
5Williams3471622
6AlphaTauri3081440
7Aston Martin2961384
8Alpine2661244
9Alfa Romeo175818
10Haas160748

Gewicht und Bouncen: Lösungen in Sicht

Genau dieses Thema wird in Bahrain ebenfalls von Interesse sein. Nur Alfa Romeo selbst und McLaren sollen zumindest in der Nähe dieses 2022 neuen Limits liegen, andere Teams noch im zweistelligen Bereich darüber. Deshalb laufen im Hintergrund Diskussionen um eine mögliche Anhebung des im Reglement verankerten Mindestgewichts. Acht Teams müssten dem zustimmen. Kommt es nicht dazu, sind die Teams genötigt, abzuspecken.

Neben den Gewichtsproblemen der neuen Formel-1-Auto wird auch das bereits angesprochene Bouncing in den Fokus rücken. Wie Alfa Romeo hatte etwa auch Alpine sehr mit diesem Phänomen zu kämpfen, bei dem der Ground Effect das Auto bei hoher Geschwindigkeit so extrem an die Straße saugt, dass es zu einem Strömungsabriss kommt, der das Auto wieder nach oben springen lässt. Nur, damit es dann wieder neu angesaugt wird und abermals hochspringt, was sich bis zum Bremspunkt fortsetzt.

Alpine verzichte in Barcelona aus Sorge um zu hohe Kraftentwicklung auf die Aerodynamik bei Highspeed allerdings noch auf das DRS. Der aufgeklappte Heckflügel reduziert die Ausprägung des Bouncens, weil so weniger Anpressdruck, zusätzlich zum Ground Effect, generiert wird. Dennoch: Auch mit DRS hatten fast alle anderen Teams mit springenden Autos zu kämpfen, mal mehr, mal weniger. In den Computersimulationen hatten die Ingenieure das Problem zuvor nicht erahnen können. Folgt mit Kenntnis des Phänomens nun in Barcelona gleich die technische Antwort?