Ferrari unterstreicht am zweiten Tag des Barcelona-Tests der Formel 1 den soliden Eindruck, und bringt diesmal die erste Bestzeit des Jahres über die Linie. Charles Leclerc führte nach acht Stunden am Donnerstag die Zeitentabelle vor Pierre Gasly und Daniel Ricciardo an.

Defekte sorgten nach dem unterbrechungsfreien Mittwoch am Donnerstag für die ersten beiden roten Flaggen. Eine ging auf das Konto von Haas, die andere auf das von Red Bull. Nachdem Max Verstappen am Vortag weit über 100 Runden gefahren hatte, verbrachte Sergio Perez mehr als den halben Tag in der Garage. Lewis Hamilton landete auf dem letzten Platz, während Mercedes neue Teile testete.

Leclerc sorgt für erste Ferrari-Bestzeit von 2022

Ergebnis: Die besten Rundenzeiten kamen in den letzten 70 Minuten. Mit den C3-Reifen, also mit der mittleren Mischung, unterbot Leclerc im Ferrari als erster die 1:20er-Marke. Eine 1:19.804 war zwar langsamer als Lando Norris' Bestzeit vom Vortag, aber Norris war auf den um eine Stufe weicheren C4-Reifen gefahren. Eine halbe Stunde später legte Leclerc mit 1:19.689 noch einmal nach. Ferrari bestätigte damit den soliden Eindruck vom Vortag, an dem man die Plätze zwei und drei belegt hatte.

Diese Leclerc-Zeit hielt auch einer späten Attacke von Pierre Gasly im AlphaTauri stand. Der saß am Donnerstag zum ersten Mal im Auto, und zog in den letzten Minuten C4-Reifen auf. Eine 1:19.918 reichte aber gegen Leclerc nicht. Daniel Ricciardo, der den Großteil des Tages an der Spitze der Tabelle verbrachte, wurde in der Schlussphase auf P3 verdrängt. Bei einem letzten Konter auf C4-Reifen legte er nur unwesentlich nach.

Formel-1-Testfahrten Barcelona: Ergebnis Tag 2

Pos.FahrerZeitRundenReifen
1Charles Leclerc1:19.68979C3
2Pierre Gasly1:19.918147C4
3Daniel Ricciardo1:20.288126C4
4George Russell1:20.53766C3
5Carlos Sainz1:20.54671C3
6Sebastian Vettel1:20.78474C3
7Sergio Perez1:21.43078C3
8Nikita Mazepin1:21.51242C3
9Alex Albon1:21.53147C3
10Guanyu Zhou1:22.88571C3
11Nicholas Latifi1:21.89461C3
12Lance Stroll1:21.92055C3
13Mick Schumacher1:21.94966C3
14Esteban Ocon1:22.164125C3
15Valtteri Bottas1:22.28821C3
16Lewis Hamilton1:22.56240C2

George Russell, der am Nachmittag im Mercedes W13 saß, belegte den vierten Platz. Lewis Hamilton fuhr am Vormittag keine wirklich schnelle Runde, aber Mercedes fiel vor allem auf den ersten Blick dadurch auf, dass sie bei Hamilton und Russell erstmals Motorabdeckungs-Variationen mit Kühlrippen fuhren. Bislang war der Mercedes ohne dieses Feature, welches zahlreiche andere Autos aufweisen, unterwegs gewesen.

Auch bei Red Bull wurde am Kühl-Layout gefeilt, wenngleich Sergio Perez nach Getriebeproblemen nur 78 Runden fuhr. Er landete schließlich auf dem siebten Platz, noch hinter Carlos Sainz und Sebastian Vettel im Aston Martin, der am Nachmittag allein 74 Runden fahren konnte.

Mit Nikita Mazepin schaffte es erstmals ein Haas unter die Top-10, und Alex Albon brachte mit P9 auch Williams dorthin. Guanyu Zhou belegte bei seinem Debüt im 2022er-Alfa den zehnten Rang. Mick Schumacher fuhr nach Problemen vom Vortag heute deutlich mehr Runden, 66 in Summe. Schlechtestes Team nach Rundenzeit war Alpine mit Esteban Ocon, aber wie schon am Vortag fuhren die meisten ein Testprogramm auf harten Reifen, von C1 bis C3. Nur wenige Fahrer fuhren Push-Runden, und noch weniger wagten sich auf den C4. Den C5 griff niemand an.

Abbrüche wegen Red Bull & Haas, weiter Alfa-Probleme

Zwischenfälle: Am Donnerstagvormittag musste der Test zum ersten Mal mit der roten Flagge unterbrochen werden, mit dem ersten Defekt auf der Strecke. Sergio Perez rollte in seinem Red Bull eineinhalb Stunden vor der Mittagspause in der engen Rechtskurve vor der Schikane im letzten Sektor aus. Der RB18 kehrte auf einem Abschlepp-Truck an die Box zurück und ließ sich dann erst um 16:40 Uhr wieder blicken. Red Bull kommunizierte ein Getriebeproblem.

Sergio Perez' Red Bull musste abgeschleppt werden, Foto: LAT Images
Sergio Perez' Red Bull musste abgeschleppt werden, Foto: LAT Images

Am Nachmittag folgte die zweite rote Flagge. Diesmal war es der Haas von Nikita Mazepin, der nach einem Problem mit der Benzinpumpe im Mittelsektor stehenblieb. Auch der VF-22 kehrte auf einem Abschlepp-Truck zurück an die Box, war aber kurz darauf schon wieder auf der Strecke. Haas schien nach einem durchwachsenen ersten Test-Tag die technischen Probleme größtenteils aussortiert zu haben.

Alfa Romeo kann das nicht sagen. Valtteri Bottas schaffte am Vormittag nur 21 Runden, nachdem sein Tag schon mit einer vierzigminütigen Verzögerung begonnen hatte, während der sein C42 aufgebockt in der Garage gestanden war und die Mechaniker an den Kühlern gearbeitet hatten. Erst Guanyu Zhou konnte am Nachmittag ohne große Probleme Runden abspulen. "In Bahrain wird es komplett gelöst sein, aber das hier zu erledigen ist eine schwierige Aufgabe", erklärte Teamchef Fred Vasseur.

Unfälle gab es auch am zweiten Testtag keine. Sergio Perez legte am Vormittag in Kurve 10 einen kleinen Ausritt durch das Kiesbett hin, und Charles Leclerc drehte sich am Nachmittag an gleicher Stelle am Kurvenausgang. Beide konnten weiterfahren.

Wetter: Ein weiterer Testtag bei Sonnenschein begann mit Lufttemperaturen im mittleren einstelligen Bereich, die am Nachmittag bis auf 16 Grad kletterten. Die Strecke erreichte am frühen Nachmittag mit 27 Grad ihren Höchstwert. Für den dritten und letzten Testtag werden morgen mehr Wolken erwartet.