Die Formel 1 beendete die erste Hälfte der Vorsaison-Tests in Barcelona mit einem abbruchreichen Freitag. Nachdem an den ersten beiden Tagen nur wenige Probleme aufgetreten waren, mussten am letzten Tag fünf Teams vorzeitig mit Defekten und Schäden aufgeben. Am Aston Martin von Sebastian Vettel und am Alpine von Fernando Alonso verursachten Defekte sogar Feuer.

Die Test-Bestzeit ging an Lewis Hamilton im Mercedes, der in den letzten Minuten seinen neuen Teamkollegen George Russell noch abfangen konnte. Die Teamweltmeister waren durchgehend von Problemen verschont geblieben. Insgesamt fünf rote Flaggen gab es, und obendrauf wurde am Nachmittag die Strecke künstlich für Regenreifen-Tests befeuchtet.

Späte Hamilton-Bestzeit bei turbulentem Test

Ergebnis: George Russell hatte am von Abbrüchen durchzogenen Vormittag zum ersten Mal C5-Reifen bemüht, die weichste der fünf verfügbaren Reifenmischungen. Mit einer 1:19.233 setzte er sich klar an die Spitze, ehe ihn Hamilton am Nachmittag, 15 Minuten vor Schluss, mit einer 1:19.141 auf C4 abfing. Nur Minuten später legte Hamilton mit einer 1:19.138 auf C5 nach. Das ist die Gesamt-Testbestzeit. Die Red Bulls von Sergio Perez und Max Verstappen reihten sich auf den Plätzen drei und vier ein, hatten aber C4- und C3-Reifen aufgezogen.

Das unterstreicht einmal mehr: Kein Team fuhr ernste Performance-Runs an diesen drei Tagen. Jeder spulte einfach das vorab geplantes Programm ab. Von der Pole-Zeit aus dem Vorjahr sind alle noch drei Sekunden weg. Sebastian Vettel wagte am Freitag ebenfalls eine Runde auf C5, und knackte mit 1:19.824 ebenfalls die 1:20er-Marke.

Formel-1-Testfahrten in Barcelona - Ergebnis Freitag

Pos.FahrerZeitRundenReifen
1Hamilton1:19.13894C5
2Russell1:19.23366C5
3Perez1:19.55674C4
4Verstappen1:19.76559C3
5Vettel1:19.82448C5
6Leclerc1:19.83144C3
7Sainz1:20.07292C3
8Albon1:20.31894C4
9Latifi1:20.69913C4
10Ricciardo1:20.79086C3
11Norris1:20.82752C3
12Alonso1:21.24212C3
13Zhou1:21.93941C3
14Gasly1:22.46940C4
15Mazepin1:26.2299C3
16Bottas1:30.43310C3

Dahinter folgten mit Charles Leclerc, Carlos Sainz, Alex Albon, Nicholas Latifi, Daniel Ricciardo und Lando Norris jene verbleibenden Autos, die keine, oder zumindest keine nennenswerten Probleme erlitten hatten. Ab Platz elf folgten die, die mit Unfällen oder Defekten viel Fahrtzeit verloren hatten.

Wetter: Vom angenehmen Wetter der Vortage war keine Spur, der ganze Tag fand bei Kälte und Bewölkung statt. Aber das spielte ohnehin nur beschränkt eine Rolle, denn für Freitag waren von vornherein Regentests geplant, um die neuen 18-Zoll-Regenreifen auf Herz und Nieren zu prüfen. Mangels echtem Regen wurde in der Mittagspause die Strecke mit Tankern befeuchtet, womit man den Teams und Pirelli zwei Stunden Regenfahrbahn erkaufte. Zum Abend hin trocknete es wieder ab. Die Streckentemperatur konnte so nicht über 20 Grad klettern.

Vormittags-Drama am letzten Test-Tag: 2 Autos brennen

Zwischenfälle: Nach zwei entspannten Test-Tagen forderte der dritte in Barcelona gleich mehrere Opfer. Alpine erwischte es am schlimmsten: Erst drehte sich Fernando Alonso auf den Aufwärmrunden, und kurz vor der Ein-Stunden-Marke musste er abstellen. Eine Dichtung hatte sich im Motorraum gelöst und einen Brand verursacht. Alpine bekam das Auto zwar schnell zurück, aber es war keine schnelle Reparatur. Der Test war für sie vorbei, Esteban Ocon kam am Nachmittag nicht mehr ins Auto.

Auf diese erste rote Flagge folgten kurz vor der Mittagspause in schneller Abfolge vier weitere. Erst drehte sich Pierre Gasly in Kurve fünf von der Strecke, zerbröselte seinen Frontflügel und verzog seine Aufhängung. Zwar versuchte AlphaTauri die Reparatur, doch die zog sich immer länger. Letztendlich kam der AT03 weder mit Gasly noch mit Yuki Tsunoda zurück auf die Strecke.

Nach dem Neustart drehte sich Guanyu Zhou im letzten Sektor. Zwar war sein Alfa ohne Schaden schnell geborgen, aber kaum kam Zhou raus, blieb er erneut auf der Strecke liegen. Am Nachmittag übernahm Valtteri Bottas das Auto, doch wie schon an den Vortagen lahmte der Alfa. Bottas fuhr kaum Runden, verbrachte viel mehr Zeit in der Garage.

Sebastian Vettel half bei den Löscharbeiten am Aston Martin, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel half bei den Löscharbeiten am Aston Martin, Foto: LAT Images

Knappe zehn Minuten vor der Mittagspause gab es das zweite Feuer. Sebastian Vettel rollte im Mittelsektor mit starker Rauchentwicklung am Heck aus. Wieder konnte das Feuer schnell und ohne große äußere Schäden gelöscht werden, und Aston Martin ortete ein Ölleck als Ursache. Doch der Reparaturversuch blieb erfolglos, der für den Nachmittag eingetragene Lance Stroll tauchte nicht mehr auf der Strecke auf. 90 Minuten vor Schluss gab das Team vorzeitig auf.

Haas erlebt Seuchentag mit Mazepin und Schumacher

Ebenfalls vorzeitig aufgeben musste Haas. Nach dem durchwachsenen Mittwoch war es am Donnerstag noch gut gelaufen, doch am Freitag erlitt Nikita Mazepin am Vormittag erneut ein Ölleck. Das zu reparieren, gestaltete sich schwieriger als gedacht. Erst hatte das Team noch damit gerechnet, Mick Schumacher am Nachmittag auf die Strecke schicken zu können, doch zweieinhalb Stunden vor Schluss musste man die Segel streichen. Die Reparatur war nicht mehr zeitnah möglich.

Für Haas endete so ein Seuchentag, der damit begonnen hatte, dass das Team sämtliche Russland-Referenzen vom VF-22 entfernt hatte. Teamchef Günther Steiner bestätigte, dass vor dem Hintergrund der Sanktionen der Platz von Hauptsponsor Uralkali, und der von Nikita Mazepin als zweitem Fahrer alles andere als sicher ist.

Weiter geht es mit den Testfahrten in Bahrain. Vom 10. bis 12. März werden die Teams dort die letzten Vorbereitungen auf die Saison 2022 absolvieren.