Lewis Hamilton ist der Unmut über das Finale der Saison 2021 beim Testauftakt der Formel 1 in Barcelona immer noch deutlich anzumerken. In der Pressekonferenz am ersten Testtag für 2022 in Spanien sorgt der Rekordweltmeister mit einer scharfzüngigen Aussage für Aufsehen. Vor dem Hintergrund der geänderten Strukturen in der Rennleitung der F1 fordert der Mercedes-Star den Einsatz von unparteiischen Stewards. Gleichzeitig erhebt er den Vorwurf der Befangenheit. Toto Wolff und Christian Horner widersprechen den Mutmaßungen.

"Wir sollten sicherstellen, dass wir auch unbefangene Stewards bekommen", so Hamilton, der vor wenigen Tagen im Rahmen der Präsentation des neuen Mercedes W13 erstmals Stellung zu den Änderungen für 2022 bezogen hatte. Der Untersuchungsausschuss der Formel 1 zum kontroversen WM-Finale in Abu Dhabi hatte am 17. Februar Reformen verabschiedet, die unter anderem die Absetzung von Michael Masi als Rennleiter umfassen. Die Umstrukturierung genügt Hamilton aber offenbar nicht.

Der siebenfache Weltmeister fordert auch Änderungen bei der Selektion der Stewards, die zusammen mit der Rennleitung als Regelhüter fungieren. "Ein paar Fahrer sind sehr, sehr gut mit gewissen Personen befreundet, mache reisen zusammen mit bestimmten Leuten, und diese neigen dazu sie etwas mehr zu mögen", so der Vorwurf des 37-Jährigen. "Ich denke, wir sollten ein paar unparteiische Leute haben, die bei der Entscheidungsfindung super feinfühlig sind."

Hamilton wünscht sich mehr Diversität: Frauen in der Rennleitung

In der Formel 1 werden traditionell drei Stewards eingesetzt, darunter ein ehemaliger Profirennfahrer der seine Expertise aus Sicht eines Piloten einbringt. Hamilton wünscht sich in diesen Belangen mehr Diversität: "Ich möchte bei den Stewards mehr Frauen sehen. Ich glaube, wir hatten letztes Jahr nur ein oder zwei darunter. Es wäre toll, einen männlichen und einen weiblichen Renndirektor zu haben. Das wäre ein toller Weg, Diversität zu fördern."

Hamilton unterstrich damit erneut seine Aussagen vom Mercedes-Launch, wo er von fehlendem Vertrauen in die Formel 1 sprach. Sein Mercedes-Teamchef teilt diese Ansichten trotz der großen Enttäuschung im Vorjahr nicht. "Ich denke nicht, dass es eine bewusste Befangenheit gibt", so der Österreicher, dem diesbezüglich sogar Erzrivale Christan Horner beipflichtet.

"Ich stimme Toto zu, ich denke nicht, dass es eine beabsichtigte Befangenheit gibt. Ich weiß auch nichts von irgendwelchen Stewards, die zusammen mit den Fahrern reisen", sagt der Red-Bull-Teamchef. Darüber hinaus wundert es ihn, dass Hamilton sich persönlich benachteiligt fühlt: "Wir haben alle mal unter den Entscheidungen der Stewards gelitten und waren darüber unglücklich."

Wolff und Horner sind mit neuem Weg der Formel 1 zufrieden

Für die Teamchefs entsprechen die von der Formel 1 eingeleiteten Schritte den geforderten Maßnahmen. "Es sind intelligente Leute und das Wichtigste ist, egal ob wir über die Rennleitung, ihre Unterstützung oder die Stewards sprechen, dass es einen gewissen Standard gibt. Das ist es, was wir verdienen und was alle erwarten", sagt Wolff, der dem neuen FIA-Präsidenten Mohammed Ben Sulayem sein Vertrauen ausspricht.

"Ich glaube an Mohammed, was die Zukunft angeht. Wir werden all diese Strukturen optimieren", ist Wolff sicher. "Am wichtigsten ist die fehlende Konstanz, über die wir letztes Jahr gesprochen haben. Es sollte nicht allzu viel Raum geben, um Regeln auszulegen. Es gab zu viel Nachsicht, was mögliche Konsequenzen angeht. Die Regeln sind die Regeln."

Horner sieht die eingesetzten Personalien ohnehin weniger als Ursachen für strittige Entscheidungen. "Viele Probleme haben mit den Regeln selbst zu tun, da du sehr komplizierte Regelwerke mit viel Raum zur Interpretation hast", so der Brite. "Wir brauchen klare Regeln, die einfacher zu überwachen sind."