Das vierte Formel-1-Auto der Generation 2022 ist da. AlphaTauri präsentierte am Montag den AT03 online. Zunächst einmal müssen aber Imagefilmchen und Renderings genügen. Fotos vom echten Auto gibt es noch nicht. Dabei spult der AT03 schon am Dienstag bei einem Filmtag in Misano seine ersten Kilometer ab.

B-Team, Schwesterteam, Juniorteam - all diese Bezeichnungen mag Teamchef Franz Tost nicht. Der Österreicher bevorzugt schlicht und ergreifend: Scuderia AlphaTauri. Der Rennstall aus Faenza baut schließlich sein eigenes Auto. Doch ganz von ungefähr kommen die Synonyme nicht: Nicht nur die Besitzverhältnisse sind recht ähnlich, auch auf sportlicher und technischer Seite gibt es Synergien.

Sportlich ist die Sache klar: Fahrer sollen bei AlphaTauri für Red Bull ausgebildet werden. Technisch ist die Sache komplizierter: Als Dietrich Mateschitz einst Minardi kaufte, war der Plan, dass Toro Rosso so viele Teile wie nur irgendwie möglich von Red Bull nutzt.

AlphaTauri bekommt 2022er Red-Bull-Heck

Der Formel 1 und anderen Teams wurde es aber zu bunt, sodass die Regeln immer restriktiver wurden. Trotzdem bezieht AlphaTauri, wie das Team seit 2020 heißt, das Getriebe, die Hydraulik und die Hinterachse von Red Bull.

In den vergangenen Jahren kaufte AlphaTauri stets die Version aus dem Vorjahr ein. Man wollte nicht warten, bis sich Adrian Newey und sein Team einmal auf etwas festgelegt hatten. AlphaTauri brauchte Planungssicherheit. 2022 geht das aufgrund der Regelrevolution nicht mehr. Der AT03 bekommt Getriebe, Hydraulik und Hinterachse komplett vom RB18 spendiert.

Deshalb ist fraglich, ob die Renderings, die AlphaTauri veröffentlichte, die Wahrheit zeigen. Red Bull präsentierte beim 'Launch' nur einen Sponsor, nicht das Auto. Blickt man genauer auf die Hinterachse, sieht man auch, wie die Querlenker die Verkleidung einfach durchstoßen. Normalerweise sind dort Ausschnitte im Karbonkleid zu sehen.

Vom Filmtag, den AlphaTauri am Dienstag in Misano einlegt, soll es zunächst kein Bildmaterial geben. Warum? Womöglich, weil man das echte Auto nicht sehen soll. Das Täuschen und Tarnen geht weiter. Deshalb sollte man auf die Pullrod-Radaufhängung, die auf den Renderings des AT03 zu sehen ist, nicht allzu viel geben.

AlphaTauri AT03 in Red Bulls Windkanal entwickelt

Der neue AlphaTauri hat noch eine andere Verbindung zu Red Bull: Der Rennstall, der eigentlich in Faenza sitzt, entwickelte seine Aerodynamik im englischen Bicester. 2021 wechselte man in den Windkanal von Red Bull, weil das A-Team die Kapazitäten aufgrund der strengen Regeln nicht mehr alleine ausnutzen konnte.

Kurios: So wurde der AT03 zunächst mit 50-Prozent-Windkanalmodell in Bicester entwickelt. Durch die Pandemie und die Verschiebung der Regel-Revolution von 2021 auf 2022 gab es aber einen vorgeschriebenen Entwicklungsstopp im Windkanal. Als der Anfang 2021 wieder aufgehoben wurde, testete AlphaTauri mit komplett neuem Windkanalmodell an einem anderen Ort.

Alle vier Flügelelemente hängen an der langen Nase, Foto: Protesa / Red Bull Content Pool
Alle vier Flügelelemente hängen an der langen Nase, Foto: Protesa / Red Bull Content Pool

Auch wenn einige Details an den Renderings noch mit Vorsicht genossen werden sollten, ein paar interessante Dinge gibt es am AT03 schon zu erkennen. Zum Beispiel an der Front: Anders als bei den bisher gezeigten Autos für die Formel-1-Saison 2022 sind alle vier Flügelelemente mit der Nase verbunden. Die Nase zieht sich extrem lange nach vorne, der Frontflügel wirkt so deutlich tiefer als bei der Konkurrenz.

An der Vorderachse setzt AlphaTauri weiter auf Druckstreben, Foto: Protesa / Red Bull Content Pool
An der Vorderachse setzt AlphaTauri weiter auf Druckstreben, Foto: Protesa / Red Bull Content Pool

An der Vorderachse, die AlphaTauri nicht von Red Bull bezieht, setzen die Ingenieure weiterhin auf eine Pushrod-Aufhängung. McLaren ist bislang das einzige Team, das sich zu Pullrods bekennt. Möglicherweise werden noch weitere folgen.

Die Seitenkastenöffnung ist wie am Aston Martin eckig, Foto: Protesa / Red Bull Content Pool
Die Seitenkastenöffnung ist wie am Aston Martin eckig, Foto: Protesa / Red Bull Content Pool

Die Seitenkastenöffnungen sind am AlphaTauri eckig wie am Aston Martin. Der Seitenkasten endet mit einer abrupten Kante. Dabei handelt es sich um eine Legalitätsbox des Reglements. Die Seitenkästen dürfen an dieser Stelle nicht weiter nach außen ragen. So kommen die rechteckigen Öffnungen zustande.

Undercut und Downwash vereint, Foto: Protesa / Red Bull Content Pool
Undercut und Downwash vereint, Foto: Protesa / Red Bull Content Pool

Auch die Seitenkästen am AT03 sind stark unterschnitten. Allerdings verläuft sich der Undercut im Seitenkasten, der kontinuierlich Richtung Unterboden abgesenkt wird. Ganz anders als am Aston Martin, wo die Kühler weit oben angebracht sind, der Seitenkasten nie nach unten abfällt und stattdessen einen permanenten Undercut hat. Beim AlphaTauri wird die Luft über dem Seitenkasten nach unten geleitet, aber bei weitem nicht so aggressiv wie beispielsweise am Haas.

Ebenfalls noch interessant: Als bislang einziges Auto hat der AT03 eine durchgehende Finne auf der Motorabdeckung. Die bisher gezeigten Autos hatten nur kurz vor dem Heckflügel eine kleine Fläche, auf der die Startnummern zu sehen waren.

Die Finne auf der Motorabdeckung zieht sich kontinuierlich Richtung Heckflügel, Foto: Protesa / Red Bull Content Pool
Die Finne auf der Motorabdeckung zieht sich kontinuierlich Richtung Heckflügel, Foto: Protesa / Red Bull Content Pool