Trotz Eigenwerbung erster Klasse in gleich beiden Vorjahren sitzt Pierre Gasly auch in der Formel-1-Saison 2022 wieder im Cockpit von AlphaTauri. Konstant herausragende Leistungen des Franzosen im Mittelfeld wurden zwar gewürdigt, dennoch reichte es nicht für eine zweite Chance bei Red Bull Racing nach Gaslys Aus beim größeren der beiden Bullen-Ställe Mitte 2019. Dafür gab es gleich zwei Gründe.

Zum einen hat Red Bull mit Sergio Perez einen zuverlässigen Teamkollegen für Max Verstappen gefunden. Der Mexikaner hielt in seiner Debütsaison bei Red Bull nicht nur dem Druck eines Top-Teams, sondern auch der mentalen Belastung eines ausgewöhnlich starken Teamkollegen stand. Genau daran waren zuvor sowohl Gasly als auch dessen Nachfolger Alexander Albon gescheitert. Dringender Handlungsbedarf oder gar Notwendigkeit, ein altes, neues Risiko einzugehen, besteht bei Red Bull also nicht.

Formel 1: Pierre Gasly will mehr sein als König im Mittelfeld

Zum anderen benötigt Red Bull den 26-Jährigen aus dem nordfranzösischen Rouen umso dringender bei AlphaTauri - als Teamleader. Diesen Job trieb Gasly bereits in der Vorsaison an der Seite des noch inkonstanten Rookies Yuki Tsunoda zur Perfektion. Auf Gasly konnte sich die Scuderia verlassen. Der Franzosen war Leistungs- und Punktegarant, zeigte nahezu nie eine Schwäche. Ein 20:1 im teaminternen Qualifying-Duell sprach eine deutliche Sprache. Beinahe beflügelte Gasly sein Team so sogar zum fünften Platz der Konstrukteurswertung. Nur knapp und spät unterlag AlphaTauri dem Werksteam von Alpine.

Zu reichen schien Gasly all das allerdings nie. Kampf um die Mittelfeldspitze? Schön. Top-Team? Schöner. So buhlte der Franzose schon im Saisonverlauf um eine Rückkehr zu Red Bull. Was Perez könne, könne er auch, so Gasly. Mindestens. Nicht umsonst gingen spätestens nach Perez' Vertragsverlängerung Gerüchte, Gasly könne die Red-Bull-Familie komplett verlassen, um mangels Optionen woanders sein Glück zu versuchen. Ähnlich wie einst Carlos Sainz, der erst zu Renault wechselte, ehe er zunächst bei McLaren, dann bei Ferrari sein Glück fand.

Gasly: Will 2022 regelmäßig in Top-5 - oder noch mehr

Zumindest für 2022 ist daraus allerdings nichts geworden - und so hofft Gasly nun, seine hoch gesteckten Ziele auch mit AlphaTauri erreichen zu können. "Ich werde versuchen, auf meinen Lauf sehr guter Ergebnisse aufzubauen und mit dem Auto, das ich habe, weiterhin meine Bestleistung zu bringen", sagt Gasly im Rahmen der Präsentation des neuen AT03. Doch wie gut ist dieses Auto? Groß sind zumindest die Hoffnungen. "Ich hoffe wirklich, dass dies ein Jahr ist, in dem ich an der absoluten Spitze kämpfen kann, um regelmäßig in die Top-5 zu kommen oder sogar noch weiter vorne, wenn das Auto dafür gut genug ist", sagt Gasly.

Mit dem AT03 will Gasly 2022 hoch hinas, Foto: Protesa / Red Bull Conternt Pool
Mit dem AT03 will Gasly 2022 hoch hinas, Foto: Protesa / Red Bull Conternt Pool

Den Großteil seiner Hoffnungen setzt Gasly dabei in die völlig neuen technischen Regularien ab der Saison 2022. "Dieses Jahr sehen wir eine riesige Änderung am Auto. Wegen der neuen Regeln sind der Look und das Design völlig anders. Also mussten die Teams alle mit einem weißen Blatt Papier beginnen", erinnert Gasly. Hat es AlphaTauri besser umsetzt als die meisten? Das weiß man natürlich auch in Faenza nicht. "Die wahre Performance des AT03 werden wir nicht kennen, bis wir beim Test in Barcelona auf die Strecke gehen", sagt Gasly. "Aber ich hoffe, dass es für uns echt gut läuft."

Gasly erwartet Saison voller Überraschungen

Diese Hoffnung ist auch Zuversicht. Gasly zufolge seien die Ingenieure auf dem Papier ziemlich zufrieden mit dem Entwicklungsergebnis des AT03. "Ich habe keine Zweifel an den Fähigkeiten unseres Teams" betont der Franzose. "Soweit sieht es klasse aus und ich freue mich sehr darauf, in der neuen Saison loszulegen", sagt Gasly. "Ich bin sicher, dass diese Saison voller Überraschungen steckt ..." Kommt die größte ausgerechnet von jenem Team, das einst aus dem sympathischen Hinterherfahrer Minardi hervorging?