Fünf Tage nach dem Brasilien GP 2021 ist das Ergebnis endlich offiziell: Max Verstappen darf seinen zweiten Platz behalten, nachdem Mercedes Recht auf Neubeurteilung der Szene zwischen dem Niederländer und Lewis Hamilton beantragt hatte.
Die Stewards des Brasilien GP konferierten zunächst am Donnerstag darüber, ob es neue und signifikante Beweise gibt, die den Zweikampf zwischen Hamilton und Verstappen in neuem Licht erscheinen lassen.
Weil die Brasilien-Stewards auf der ganzen Welt verteilt sind und die Teams mit den Vorbereitungen zum Katar GP beschäftigt waren, musste das Urteil auf den Trainingstag in Katar vertagt werden. Um 15:10 Uhr Ortszeit am Freitag schließlich das Urteil: Die Stewards sehen die Grundlage für eine Wiederaufnahme des Falls als nicht gegeben.
Mercedes gesteht: Urteil komplett erwartet
"Das kommt komplett erwartet", kommentierte Mercedes Motorsportchef Toto Wolff die Entscheidung. "Wir wollten damit nur eine Diskussion auslösen, denn es wird vielleicht wieder ein Thema bei den nächsten Renne sein. Dieses Ziel wurde erreicht - wir dachten auch nicht, dass es weitergeht."
Im Gegensatz zu Red Bulls Einspruch nach dem Silverstone-Crash zwischen Verstappen und Hamilton investierte Mercedes kaum Zeit und Ressourcen für den Fall. Während Red Bull sogar Testfahrer Alexander Albon bei einem Filmtag die Linien nachstellen ließ, beließ es Mercedes bei einem kleinen Dossier, das die neuen Videoaufnahmen bekräftigen sollte.
Während des Rennens lagen den Stewards die Aufnahmen der 360°-Kamera und die Onboard-Aufzeichnungen noch nicht vor. Mercedes verwies dabei auf Österreich 2020, als Hamilton nach einem Gelb-Vergehen im Qualifying erst kurz vor dem Rennstart bestraft wurde. Auch dort wurde nachträglich Videomaterial gesichtet, das direkt nach dem Qualifying noch nicht zur Verfügung stand.
Für die Wiederaufnahme des Verfahrens hätten vier Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Das eingebrachte Material muss neu sein, damals nicht zur Verfügung gestanden haben, für den Fall relevant und gleichzeitig noch signifikant sein. Die ersten drei Bedingungen waren in der Sicht der Stewards erfüllt, die letzte allerdings nicht.
Als signifikant stufen sie das Material nicht ein, weil darauf nichts komplett anderes zu sehen ist. Anders als beim Österreich-Zwischenfall, den Mercedes anführte. Dort konnte man die gelben Flaggen auf den ursprünglichen Aufnahmen von Hamiltons Auto nicht erkennen. Erst die 360°-Grad-Kamera lieferte den Beweis.
Stewards kritisieren: Dafür nicht gedacht
"Es ist die richtige Entscheidung", freute sich Red Bull Teamchef Christian Horner und erklärte: "Es hätte die Büchse der Pandora geöffnet." Ähnlich sahen es auch die Stewards. "Es wird immer Blickwinkel auf Videos geben, die nicht sofort zur Verfügung standen, weil es Technologie und Bandbreite nicht erlauben", schreiben sie in ihrem Urteil.
"Egal ob die Entscheidungen der Stewards als richtig oder falsch erachtet werden - wie bei einer Schiedsrichterentscheidung beim Fußball - so scheint es nicht wünschenswert zu sein, solche Rennszenen bis zu zwei Wochen später noch zu begutachten", heißt es weiter. Die Stewards stellen fest, dass das nicht Sinn und Zweck des 'Right of Reviews' im International Sporting Code sei.
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