Der Fahrertransfermarkt in der Formel 1 für 2022 ist abseits der noch immer offenen Frage um das zweite Cockpit bei Alfa Romeo längst zur Ruhe gekommen. Ganz anders sieht es derzeit auf Ebene der Teamchefs aus. Aktuell verdichten sich zunehmend Gerüchte, wonach Sebastian Vettels Teamchef bei Aston Martin, Otmar Szafnauer, vor einem Wechsel zu Alpine stehen und dort Renndirektor Davide Brivio ersetzen soll. Das berichtete am Dienstag zunächst das französische Fachportal 'Auto Hebdo'.

Erstmals hatte es ähnliche Spekulationen bereits Ende September bis Anfang Oktober gegeben. Damals war es die Verpflichtung des ehemaligen McLaren-Teamchefs Martin Whitmarsh als CEO des neugeschaffenen Aston Martin Performance Technologies durch Aston Martin, die zu Spekulationen führte, wonach Szafnauer beim ehemaligen Racing-Point-Team vor dem Aus stehen soll. Immerhin berichtet Szafnauer formal nun seit 1. Oktober an Whitmarsh.

Szfnauer, Stroll & Aston Martin: Sand im Getriebe

Eine Zusammenarbeit, die für manch einen nur schwer vorstellbar ist. "Das Duo würde aus meiner Sicht gar nicht funktionieren", sagte Ralf Schumacher nun im Sky-Interview nach den erneut aufgekeimten Gerüchten. Generell sei die Stimmung bei Aston Martin längst nicht mehr wie vor der Übernahme durch Lawrence Stroll, was auch Szafnauer womöglich nicht mehr zusage. "Lawrence Stroll hat entschieden, eine sehr enge Zusammenarbeit mit einem anderen Team [Mercedes] einzugehen hat sehr viele Leute auch intern verstimmt", sagte Schumacher.

Hinzu kam die sportliche Talfahrt in der aktuellen Saison. Auch gezwungene Veränderungen wie Personalentscheidungen hätten nicht überall im Team Anklang gefunden, so Schumacher. "Man hat da mit Gewalt neue Leute eingestellt. Ich glaube, teilweise gegen den Willen der existierenden Truppe. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Unruhe für Szafnauer nicht das richtige Umfeld ist."

Alpine plant Umstrukturierung: Szafnauer statt Brivio?

Deshalb soll der in Rumänien geborene US-Amerikaner nun den Hut nehmen und - das ist erst jetzt neu - sich Alpine anschließen. Der Grund für die Verbindung ist offensichtlich. Erst im Rahmen des vergangenen Mexiko-GP hatte Alpine-CEO Laurent Rossi wissen lassen, im Winter eine Umstrukturierung des Teams zu planen. Das vorherige Renault-Team habe nach ersten Verbesserungen nach dem Werkseinstieg 2016 inzwischen ein Plateau erreicht, deshalb sei Veränderung gefragt.

"Wir gehören jetzt zum Best of the Rest, aber um wirklich zu den Besten aufzuschließen, brauchen wir vielleicht eine andere Struktur", sagte Rossi. "Ich bewerte noch, aber es könnte am Ende der Saison Änderungen geben." Dabei soll mitunter dem Auto-Hebdo-Bericht zufolge ausgerechnet eine recht frische Veränderung rückabgewickelt werden. Davide Brivio kam er zur aktuellen Saison von Suzuki aus der MotoGP als Renndirektor ins Team. Öffentlich trat der Italiener bislang allerdings kaum in Erscheinung und wirkt für viele Beobachter alles andere als angekommen. Stattdessen bildet Executive Director Marcin Budkowski Alpines Speerspitze in der Öffentlichkeit. Brivio hingegen wurde zuletzt bereits wieder mit einer Rückkehr in die MotoGP in Verbindung gebracht.

Szafnauer und Alpine: Alles scheint zu passen

Die Puzzleteile würden somit zumindest gut zusammenpassen - auch wenn Aston Martin in dieser Konstellation noch einen Nachfolger für Szafnauer bräuchte. Whitmarsh solle immerhin erst einmal die meiste Zeit damit verbringen, die neue Abteilung Aston Martin Performance Technologies aufzubauen. "Und sich nicht so sehr auf die F1 konzentrieren", sagte Szafnauer kürzlich selbst. Nachsatz: "Aber es wurde nicht geplant, wie viel Zeit er wo verbringt." Möglicherweise künftig sehr viel in der Formel 1 - nämlich doch als Teamchef und Szafnauer-Nachfolger.

Verliert Sebastian Vettel seinen Teamchef?

Bedauern würde Szafnauers Abschied Sebastian Vettel. Gerade erst habe er selbst von den Gerüchten gehört, so der Hesse am Donnerstag in Brasilien. "Ich weiß nicht, was passiert", beteuerte Vettel. Mit Szafnauer komme er jedenfalls "super" zurecht. "Er war immer hier und ich habe eine sehr direkte Beziehung zu ihm, solange ich zurückdenken kann. Er war auch entscheiden, den Kontakt herzustellen und die ersten Gespräche zu führen", erinnert sich Vettel an seinen Wechsel von Ferrari zu Aston Martin.

Sebastian Vettel und Otmar Szafnauer kennen sich bereits lang (hier 2010), Foto: Sutton
Sebastian Vettel und Otmar Szafnauer kennen sich bereits lang (hier 2010), Foto: Sutton

Für Vettel wäre ein Aus Szafnauers also ein Verlust - persönlich und für das Team. "Jeder, der Otmar kennt, weiß, dass er ein liebenswerter Kerl ist. Und er ist ein sehr schlauer und cleverer Ingenieur mit seinem Hintergrund", lobte Vettel. "Er war in der Vergangenheit eine Schlüsselperson für das Team und ist es gegenwärtig auch." Von Zukunft war keine Rede. Am Freitag sitzt Szafnauer in Brasilien selbst in der FIA-Pressekonferenz. Verkündet er dort seinen Abschied?

Szafnauer: Das ist bloße Spekulation!

Offenbar nicht. Szafnauer selbst veröffentlichte am späten Donnerstagabend mitteleuropäischer Zeit via Instagram ein klares Dementi. "Meine Kommunikationsmitarbeiter beim Aston Martin F1 Team haben korrekterweise ein Sprecherstatement veröffentlicht, das besagt, dass Gerüchte, die mich mit dem Alpine F1 Team in Verbindung bringen nur spekulative Mutmaßungen sind und dass sie daher nicht weiter kommentieren werden", schrieb Szafnauer. "Dennoch wurden die Gerüchte nun auf gewissen Websites sensationalisiert und haben eine Spirale von Missinformation geschaffen, sodass ich proaktiv die Entscheidung getroffen habe, hiermit zu bestätigten, dass die Gerüchte reine Medien-Spekulation sind und auf keinen Fakten basieren."