Mit 19 Punkten Rückstand in der WM-Wertung auf Max Verstappen reist Lewis Hamilton vom Mexiko-GP ab. Nach einem überlegenen Sieg des Niederländers mit mehr als 16 Sekunden Vorsprung auf den amtierenden Weltmeister gerät Hamilton allmählich ins Grübeln: Sollte Red Bull eine derartige Performance weiterhin abrufen können, werde es mit dem achten WM-Titel ganz schwer.

Eine halbe Sekunde pro Runde sei Verstappen in Mexiko schnellere gewesen. "Ich konnte nicht viel gegen die Pace von Max ausrichten. Das habe ich nicht matchen können", sagte Hamilton. Gerechnet habe Mercedes mit zwei Zehnteln, so Hamilton. "Ihr Auto war dieses Wochenende weit überlegen und dagegen konnten wir nicht wirklich etwas ausrichten", klagte Hamilton unmittelbar nach seiner Niederlage in Mexiko, die sich für Toto Wolff dennoch fast wie ein kleiner Sieg anfühlt.

Wolff: Auch mit Führung hätte Red Bull Kreis um uns gefahren

"Wenn man sich den Pace-Unterschied, den wir heute gesehen haben, vor Augen führt, dann war der Rennsieg für uns nie in Reichweite und deshalb bedeutet P2 zu bekommen P2 gewinnen", sagte der Österreicher. Immerhin rettete Hamilton den zweiten Rang knapp vor dem zweiten Red Bull von Sergio Perez ins Ziel. "Unter dem Strich war das für Lewis' Meisterschaft Schadensbegrenzung und für die Konstrukteurs-WM war Valtteris Dreher in Kurve eins sehr schmerzhaft", ergänzte Wolff.

Gegen Red Bull hätte Mercedes im Rennen allerdings nie etwas ausrichten können. Weder wenn man von vornherein die Führung behalten hätte - hier kritisierten sowohl Wolff als auch Hamilton Bottas' Abwehrleistung gegen Verstappen - noch, wenn Bottas vorne mitgespielt hätte. "Du musst Red Bull gratulieren, denn ihre Pace war heute einfach auf einem anderen Level", sagte Wolff bei Sky. "Ich denke nicht, dass wir das Rennen hätten gewinnen können, selbst wenn wir in der ersten Kurve vorne geblieben wären. Denn sie hätten um die Boxenstopps herum Kreise um uns fahren können."

Hamilton: Mit dieser Red-Bull-Pace stecken wir in der Klemme

Das gepaart mit nun 19 Punkten Rückstand scheint nun selbst in Hamilton leichte Zweifel keimen zu lassen. "19 Punkte sind eine Menge", sagte der Weltmeister. "Aber es sind auch noch vier Rennen ..." In denen dürfe Red Bull allerdings keinesfalls noch einmal derart überlegen sein wie in Mexiko. Hamilton: "Wenn sie ihren überlegenen Speed von heute auch in den nächsten Rennen zeigen können, dann könnten wir in der Klemme stecken. Dann stecken wir in der Klemme!"

Für Brasilien hegt der Weltmeister allerdings zumindest wieder etwas bessere Hoffnungen. Immerhin galt Mexiko ohnehin als Red-Bull-Land. "Ich weiß nicht, ob sie diesen großen Flügel da weiter benutzen können. Das finden wir raus, wenn wir dort sind. Aber ich hoffe, wie sind näher dran", sagte Hamilton. Das gesamte Wochenende hatte Hamilton sich bereits als chancenlos gegen das extreme High-Downforce-Paket Red Bulls in der dünnen Höhenluft von Mexiko gesehen. So viel Abtrieb konnte Mercedes nicht auf den W11 schrauben.

Mercedes fürchtet: Brasilien nicht viel besser

Doch ganz so viel wird in Interlagos - rund 1600 Meter niedriger gelegen als Mexiko-Stadt - wohl kaum gehen. In Sao Paulo ist das Flügelwerk traditionell deutlich flacher als in Mexiko. Dennoch erwartet Mercedes in Brasilien keine viel leichtere Aufgabe. "Wir verlassen hier eine Strecke, die wir vielleicht als eine der schlechtesten für uns ansehen und gehen nach Brasilien, das in der Vergangenheit nicht viel besser war", warnt Wolff. "Aber wir glauben, dass wir dort zumindest ein solides Auto haben können, näher an Red Bull als hier."

Ein Konter in Brasilien wäre essentiell. "Ich hoffe, dass wir das Muster brechen können, denn es war eine Red-Bull-Strecke. Aber wir werden alles geben, um uns zurückzukämpfen", sagt Wolff. "Und dann kommen ja noch einmal drei."

Reicht Mercedes ein Comeback in der Wüste?

Damit zielt Wolff auf das Saisonfinale in der Wüste. Erst Katar zum Abschluss des laufenden Tripleheaders, dann Saudi-Arabien und Abu Dhabi. Dort werden Mercedes zumindest wieder bessere Chancen zugeschrieben. Doch läuft es in Brasilien schlecht, könnte Verstappen nach Sao Paulo bereits in einer Position liegen, die es Hamilton unmöglich macht, noch aus eigener Kraft Weltmeister zu werden. Drei zweite Plätze könnten dem Niederländer dann in den Wüstenrennen reichen - je nach genauem Ergebnis in Sao Paulo.

Immerhin eine Sorge konnte Mercedes seit Mexiko - oder den Tagen vor dem Rennen - streichen. Die Motorenprobleme sind gelöst. "Wir haben die Zuverlässigkeitsprobleme, die wir hatten gelöst, wir haben dieses Phänomen nicht mehr auftreten sehen, was ein guter Schritt nach vorne ist", sagt Wolff. "Hoffentlich - klopf' auf Holz - sind wir auf der Zuverlässigkeitsseite auf einem guten Weg."