Großer Ärger bei Alfa Romeo Racing nach dem Mexiko-GP 2021 der Formel 1. Und das obwohl Kimi Räikkönen als Achter vier wertvolle Punkte im Kampf um WM-Rang acht gegen Williams anschreibt. Grund dafür ist Teamkollege Antonio Giovinazzi. Diesmal ärgert sich allerdings nicht das Team über den Fahrer wie zuletzt wegen einer missachteten Teamorder in der Türkei, sondern der Fahrer über das Team ...

Gleich in der Anfangsphase des Mexiko-GP deutete sich ein starkes Rennen für Alfa Romeo an. Nach Strafversetzungen gegen die Konkurrenz von P10 und P11 gestartet kamen sowohl Räikkönen als auch Giovinazzi in den Top-10 zurück aus der ersten Runde. Der Finne auf P10, der Italiener sogar sensationell auf P6. Giovinazzi hatte mehr Kapital aus dem Chaos rund um die Kollision zwischen Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen geschlagen als jeder andere.

Formel 1 Mexiko: Giovinazzi nach Raketenstart auf P6

Bei der Wiederfreigabe des Rennens nach vier Runden hinter dem Safety Car verlor Giovinazzi sofort Platz sechs an den Ferrari von Carlos Sainz. Den siebten Rang vor Sebastian Vettel hielt Giovinazzi allerdings souverän. Etwas weiter hinten kassierte Räikkönen George Russell und übernahm P9 während der Brite durchgereicht wurde. Alles deutete auf einen Big Point für Alfa Romeo gegen Williams. Doch dann wendete sich das Blatt für Alfa Romeo und insbesondere Giovinazzi.

Bereits in Runde 16 zitierte Alfa Romeo den Italiener zum Wechsel von Medium- auf Hard-Reifen - scheinbar ohne Grund. So fiel Giovinazzi direkt hinter Bottas und Ricciardo zurück, die nach ihrem Unfall in Runde eins auf harte Reifen gewechselt hatten. Hinter diesem Duo verlor Giovinazzi darauf Runde um Runde Zeit auf seine vorherigen Verfolger in den Top-10, Vettel, Räikkönen, Alonso und Norris - zweitweise bis zu eine Sekunde pro Umlauf.

Giovinazzi verliert Top-10-Ergebnis im Verkehr

Die Folge: Als die Konkurrenz - sehr viel später - mit Stopps nachzog, hatte Giovinazzi sämtliche Plätze verloren. Erst in den Runden 38 udn 40 erlösten ihn Ricciardo und Bottas mit weiteren Stopps. So beendete der Italiener den Grand Prix gerade einmal auf dem elften Rang - zum dritten Mal in Folge. Giovinazzi konnte es nicht fassen. "Hey Leute, danke für die tolle Strategie", spottete der Italiener nach der Zieldurchfahrt in sarkastischem Ton am Boxenfunk. Auch auf Social Media wetterte der Italiener: "Manchmal ist es leicht, die strahlende Seite anzusehen, manchmal ist es schwer. Heute ist es unmöglich."

Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com holte Giovinazzi nach dem Rennen noch weiter aus: "Ich bin echt enttäuscht, denn heute hatten wir die Chance, mit beiden Autos Punkte zu holen. Aber auf meiner Seite war die Strategie komplett falsch! Wir waren früh an der Box, das war aber gar nicht das Problem. Das Problem war, dass ich im Verkehr steckte und diese Strategie nicht funktioniert hat", polterte der letzte Fahrer der Startaufstellung ohne neuen Vertrag für 2022.

Giovinazzi sauer auf Alfa-Strategie: Na vielen Dank

Umso bitterer für Giovinazzi nach der herausragenden ersten Runde, wie er es selbst formuliert. "Es war eine tolle erste Runde, aber sie hat mir nichts gebracht. Selbst nachdem Sainz mich überholt hat, sah es stark danach aus, dass ich Siebter werden kann. Aber nach dem frühen Stopp habe ich dann viel Zeit hinter dem Kampf von Bottas und Ricciardo verloren", sagte Giovinazzi.

Der Italiener weiter: "Das ist echt enttäuschend, nicht nur für mich, sondern auch für das Team. Wir hatten eine gute Pace und Kimi ist Achter geworden - und ich war Siebter. Das Team hat also nicht so viele Punkte geholt, wie möglich, um wieder mit Williams um P8 zu kämpfen. Aber auch für mich selbst ist das hart." Einfach keinen Sinn habe die Strategie gemacht, wetterte Giovinazzi weiter.

Alfa Romeo erklärt Boxenstopp: Giovinazzi klagte schon über Reifen

Doch was genau dachte sich Alfa Romeo bei dem frühen Stopp, der Giovinazzi mitten in den Verkehr führte? Alfa Romeos leitender Strecken-Ingenieur Xevi Pujolar nahm sich nach dem Rennen die Zeit, alles im Detail zu erklären. Danach sei die Entscheidung zwar ein Fehler gewesen, allerdings habe Giovinazzi selbst seinen frühen Stopp mit ausgelöst.

"Für uns gab es keinen Vorteil, früh zu kommen, wenn nicht nötig. Aber an einem Punkt hat Antonio angefangen mit den Hinterreifen zu kämpfen. Wir haben dann auf den Verkehr dahinter geschaut und Kimi hatte noch eine gute Pace", berichtet Pujolar. Deshalb wollte man nicht riskieren, dass wegen des kämpfenden Giovinazzi sämtliche Verfolger auch auf Räikkönen aufschließen können.

Alfa erwartete Ricciardo und Bottas viel schneller

Ricciardo und Bottas habe man dabei natürlich einkalkuliert, so Pujolar: "Wir hatten ein Auge auf Ricciardo und Bottas, die früh drin waren. Wir wussten, dass sie die Reifen etwas managten. [...] Wir wussten, dass er dann mit ihnen fahren würde, mit Bottas und Ricciardo." Doch in einem Punkt verkalkulierte sich Alfa Romeo. "Was wir falsch eingeschätzt haben, war die Pace dieser zwei", gestand Pujolar.

Tatsächlich managten Bottas und Ricciardo nämlich nicht nur ihre Pace. Ricciardo hatte nach dem Unfall in Kurve eins auch mit einem leicht beschädigten McLaren zu kämpfen. Doch das hatte Alfa Romeo nicht eingepreist. "Wir dachten, dass sie schneller sein würden. Genauso schnell wie Kimi und all die anderen", sagte Pujolar. Deshalb habe man sich bei Giovinazzis Klagen über die Reifen zum Boxenstopp entschieden.

Ricciardo nach Unfall in Kurve eins in Problemen

Doch dann fuhr Ricciardo eine Sekunde langsamer als die Räikkönen-Gruppe. "Das war nicht ideal für Antonio. Wir hatten das nicht erwartet. Er konnte nicht überholen und hat Zeit verloren", analysierte der im Rückblick schlauere Ingenieur und entschuldigte sich: "An diesem Punkt haben wir sein Rennen beeinträchtigt. Ich weiß nicht, ob Riccardo ein Problem hatte. Denn selbst wenn du managt verliest du nicht so viel Zeit."

Mangelnde Kenntnis der Pace-Muster von McLaren und Mercedes sei somit nicht der Grund gewesen. "Wir haben einfach nicht erwartet, dass wir langsamer sind als sie und das war's", sagte Pujolar. "Man hätte noch sagen könnten, vielleicht wollten sie mit diesen Reifen zu Ende fahren. Aber das haben sie ja nicht. Mit diesen Reifen konntest du aber lang fahren, das haben wir dann ja auch bei Antonio gesehen. Auf diesem Reifen gab es also keine Bedenken. Deshalb haben wir also nicht gesehen, warum sie so langsam sein sollten. Sie hatten andere Probleme, von denen wir nichts wussten", verteidigte Pujolar seien Strategen.

Alfa gesteht rückblickend: Natürlich war das nicht gut

Giovinazzis Ärger sei völlig nachvollziehbar. "Natürlich gibt es nach dem Rennen Frust. Wir wollten das nicht", sagte Pujolar, verwies allerdings nochmals darauf, das Giovinazzi den Stopp auch selbst mit auslöste: "Aber als wir auf seine Probleme mit den Hinterreifen reagiert haben und ihn hinter zwei [eigentlich] schnellere Autos geboxt haben, haben wir nicht erwartet, dass diese beiden Autos langsamer sein würden als wir. Das ist natürlich nicht gut. Aber wir wussten das zu dem Zeitpunkt nicht. ist nicht gut, aber er versteht es. Natürlich ist er enttäuscht, denn er hat natürlich gehofft mindestens Neunter zu werden."