Mehr als Schadensbegrenzung war für Lewis Hamilton beim Großen Preis von Mexiko 2021 trotz einer reinen ersten Startreihe für Mercedes nicht drin. Bei einem überlegenen Sieg seines WM-Rivalen Max Verstappen mit 16 Sekunden Vorsprung rettete sich der amtierende Weltmeister nur haarscharf vor dessen Teamkollege Sergio Perez im zweiten Red Bull ins Ziel. Völlige Ernüchterung herrscht deshalb nach dem Rennen bei Hamilton. Gegen einen "weit überlegenen" RB16B habe er nichts ausrichten können - zumal auch sein Teamkollege am Start keine Hilfe gewesen sei.
"Ich habe alles gegeben. Ich hatte einfach nicht die Pace", funkte ein niedergeschlagener Hamilton nach der Zielankunft an Mercedes. "Ihr Auto war dieses Wochenende weit überlegen und dagegen konnten wir nicht wirklich etwas ausrichten", berichtete der Brite in seiner ersten Reaktion im Parc fermé. "Ich habe absolut alles gegeben und hatte am Ende noch einen tollen Kampf mit Sergio. Ich bin dankbar, da immerhin noch Zweiter geworden zu sein."
Hamilton erwartete Windschatten von Bottas
An mehr war für Hamilton bereits nach den ersten 800 Metern des Rennens nicht mehr zu denken. Gleich am Start hatte Verstappen vom dritten Startplatz gleich beide Mercedes kassiert. Auf der linken Seite flog der Niederländer vorbei an Bottas - und damit auch an Hamilton rechts neben dem Finnen. Eine Szene, die Hamilton gewaltig wurmt. Was genau? Die Leistung seines sonst so oft hoch gelobten Teamkollegen.
"Ich dachte, dass Valtteri auf der anderen Seite vielleicht einen besseren Start haben würde und ich versuchen kann, in seinen Windschatten zu kommen", berichtet Hamilton. Der WM-Zweite war von der staubigen Seite der Startaufstellung losgefahren, Bottas von der sauberen Rennlinie. Dennoch kam der Finne nicht besser weg als Hamilton. Damit habe er sogar noch arbeiten können. Hamilton: "Ich war aber neben ihm. Das war gut. Ich habe dann versucht, meine Seite der Strecke abzudecken, um sicherzustellen, dass keiner innen durchschlüpft. Ich habe versucht zu halten, welchen Red Bull auch immer ich in meinem Spiegel gesehen habe."
Hamilton enttäuscht von Bottas: Tür für Verstappen offengelassen
Doch Bottas ließ genau diesen Blick nach hinten vermissen. "Ich dachte, Valtteri würde dasselbe machen. Aber er hat Max die Tür offengelassen", ärgert sich Hamilton. So habe Verstappen auf der Rennlinie seinen Job machen können, auf der sauberen Linie später zu bremsen. "Und ich war innen im Dreck, da gab es keine Hoffnung für mich", klagt Hamilton.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff schloss sich seinem Vorzeigefahrer an. "Das sollte nicht passieren", kritisiert der Österreicher Bottas bei Sky über die offengelassene Lücke für Verstappen. "Wir hatten zwei Autos an der Spitze und schienen Max die Gelegenheit zu geben, außenherum zu fahren." Auch der folgende Dreher Bottas' nach Kontakt mit Daniel Ricciardo sei nervtötend gewesen. Wenigstens einen dritten und vierten Platz hätte man mitnehmen können.
Hamilton nach Bottas-Dreher allein gegen überlegene Red Bull
Noch dazu machte der Verlust Bottas' auch Hamilton das Leben nicht leichter. "Das hat das Rennen natürlich härter gemacht. Ein Auto vorne und eins dahinter zu haben bedeutet, dass sie mit der Strategie spielen können", sagt Hamilton. "Und Sergio war im ersten Stint super nah dran und ich konnte nicht wegziehen."
Dass zumindest für Hamilton sogar noch ein zweiter Platz heraussprang, sei angesichts der Überlegenheit Red Bulls schon ein Gewinn, so Wolff. Hamilton sieht das nicht anders. Über allem steht dennoch die Ernüchterung, nicht einmal im Ansatz mit Verstappen mitgekommen zu sein. "Ich konnte nicht viel gegen die Pace von Max ausrichten. Sie waren nahezu eine halbe Sekunde pro Runde schneller oder so. Das habe ich nicht matchen können, deshalb habe ich nur die Reifen gemanagt", erklärt Hamilton seinen ersten Stint, in dem er sukzessive weiter zurückfiel.
Hamilton noch dankbar für P2: Red Bull schneller als gedacht
"Am Freitag dachten wir noch, dass sie im Rennen zwei Zehntel schneller sein würden, aber heute war es dann doch etwas mehr", staunt Hamilton. Deshalb sei es schwierig gewesen, überhaupt den zweiten Red Bull zu halten. Rasant holte Sergio Perez nach einem langen ersten Stint am Ende auf Hamilton auf. "Aber ich bin Druck gewohnt. Das war nicht das Problem", sagt Hamilton. "Aber es war schwierig, denn die letzten Runden gingen meine Reifen weg."
Bei Red Bull war der Verschleiß sehr viel geringer. Das zeigte sich das gesamte Rennen über. Während Hamilton schon in Runde 15 von abbauenden Pneus funkte, meldete Perez eine Runde später, seine Reifen würden sogar nur immer besser. Deshalb sieht Hamilton Platz zwei als absolutes Maximum. "Sie hatten heute eine tolle Pace. Wenn er so nah herankommt und so lange hinterherfahren kann, dann zeigt das, wie schnell ihr Auto ist", sagt Hamilton.
WM-Stand: Hamilton jetzt 19 Punkte hinter Verstappen
"Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Wir haben ihn hinter uns gehalten. Aber eine Runde mehr und es wäre vorbei gewesen", ergänzt der Brite. "Ich bin froh, dass ich immerhin noch Zweiter geworden bin. Immerhin konnte ich zwischen ihnen bleiben und dem Team so viele Punkte wie nur möglich holen."
In der WM-Wertung liegt Hamilton vor den letzten vier Saisonrennen in Brasilien, Katar, Saudi-Arabien und Abu Dhabi nun 19 Punkte hinter Verstappen. Gewinnt der Niederländer auch beim kommenden Grand Prix in Sao Paulo könnten Verstappen - je nach Punkten für den Sprint in Brasilien und schnellste Rennrunden - auch zweite Plätze in allen Wüstenrennen zum WM-Titel reichen. Dann könnte Hamilton nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden - wie einst 2016 gegen Nico Rosberg. Mit bekanntem Ausgang ...
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