Mit dem Großen Preis von Katar ist die seit Monaten noch offene Lücke im Kalender der Formel-1-Saison 2021 gefüllt. Am Donnerstag bestätigte die F1 das Debüt auf dem Losail International Circuit. Vor den Toren der Hauptstadt Doha wird 2021 zunächst das drittletzte Rennen der Saison steigen. Ab 2023 erhält Katar dann einen Zehnjahresvertrag. 2022 pausiert die Königsklasse in dem Emirat am Persischen Golf - Katar will sich auf die Austragung der Fußballweltmeisterschaft fokussieren.

60 Millionen Pfund (umgerechnet 70 Millionen Euro oder 81 Millionen US-Dollar) an Startgeldern soll sich Katar den Spaß laut der britischen 'Sportsmail' kosten lassen. Eine Summe, welche die Formel 1 nach der finanziell dramatischen Vorsaison gut gebrauchen kann. 386 Millionen Dollar Verlust schrieb die Königsklasse im ersten Jahr der Corona-Pandemie. Der Umsatz brauch um 877 Millionen US-Dollar ein.

Amnesty International kritisiert Formel-1-Rennen in Katar

So sehr die Formel 1 Deals wie diesen gebrauchen kann, so sicher war die Reaktion darauf. Genauso wie wegen der Fußball-WM in Katar, der Bestätigung des 2021 ebenfalls neuen Rennens in Saudi-Arabien Ende vergangenen Jahres oder der lange zuvor neuen Rennen in Abu Dhabi und Bahrain erhob die Menschrechtsorganisation Amnesty International mahnend den Zeigefinger.

Genauso wie in den anderen Fällen werfen die Menschenrechtler Katar vor, das sogenannte Sportswashing zu betreiben, also Verstöße gegen Menschenrechte mit schillernden Sportveranstaltungen wie eben der Formel 1 reinwaschen zu wollen.

Amnesty: Menschenrechtsbilanz in Katar äußerst bedenklich

Mit Katar hat sich die Formel 1 nun bereits das vierte Emirat oder Königreich im besonders zahlungswilligen Mittleren Osten als Austragungsort gesichert. Während schon allein diese Zahl Amnesty fassungslos machen könnte, ist es mehr die negative Qualität des jüngsten Neuzugangs Katar, die großen Argwohn erregt. "Katars Menschenrechtsbilanz ist äußerst besorgniserregend - von der langjährigen Misshandlung von migrierten Arbeiten des Landes bis hin zu den Einschränkungen der Meinungsfreiheit und der Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen", heißt es in einem Statement Amnestys.

"Nachdem Katar enorme Geldsummen in Paris Saint-German versenkt hat und tausende Arbeiter von Übersee angeheuert hat, um Stadien für die WM im nächsten Jahr zu bauen, versucht Katar eindeutig, sich in eine sportliche Supermacht zu verwandeln", schreiben die Menschenrechtler weiter.

Menschenrechtler fordern Fahrer auf: Durchbrecht das Sportswashing

"Die Formel 1 sollte darauf bestehen, dass alle Verträge, die im Zusammenhang mit diesem Rennen stehen, strenge Arbeitsstandards entlang aller Lieferketten enthalten", fordert Amnesty International. Und noch mehr: Die wichtigsten Akteure der Formel 1 sollten sich nicht instrumentalisieren lassen. Amnesty appelliert: "Die Fahrer und ihre Teams sollten bereit sein, im Vorfeld dieses Rennens auf die Menschenrechte in Katar aufmerksam zu machen, um ihren Teil zu leisten, den Zauber des Sportswashings und Image-Managements zu brechen."

Bereits in der jüngeren Vergangenheit hatten sich FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-Chef Stefano Domenicali zu diesem Thema geäußert und argumentierten gegenteilig. So lenke die Präsenz der Formel 1 doch erst große Aufmerksamkeit auf die Situation in Ländern wie Katar und Saudi-Arabien, hieß es da.

Formel 1 nimmt Stellung: Achten auf ethische Standards

Im aktuellen Fall Katars betonte die Formel 1 das erneut. "Die Formel 1 hat jahrzehntelang hart daran gearbeitet, überall dort, wo sie Rennen fährt, eine positive Kraft zu sein, einschließlich wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Vorteile", zitiert die BBC aus einem Statement.

Der Forderung Amnesty Internationals nach strengen Arbeitsnormen will die Formel 1 ohnehin nachgekommen sein. "Wir nehmen unsere Verantwortung für [Menschen-] Rechte sehr ernst und stellen hohe ethische Standards für Gegenparteien und diejenigen in unserer Lieferkette, die in den Verträgen verankert sind, und achten genau auf deren Einhaltung", heißt es.

Seit dem vergangenen Jahr setzt sich die Formel 1 mit ihrer Kampagne #WeRaceAsOne gegen Rassismus und für mehr Diversität, Nachhaltigkeit und Gemeinwesen ein. Gleichzeitig zählt der saudische Ölgigant Saudi Aramco zu den Hauptsponsoren und es werden Rennen in nun bereits vier Golfstaaten ausgetragen.