Saudi-Arabien setzt den Spekulationen um das Debüt im Formel-1-Kalender 2021 ein Ende. Der Promoter des ersten Grand Prix im Königreich geht in die Offensive und bestätigt noch vor dem neuen Kalender das Event in den Straßen von Jeddah. Das erste Gastspiel der Königsklasse wird damit noch zwei Jahre früher als geplant und entgegen anhaltender Kritik an der politischen Situation in Saudi-Arabien stattfinden.
"Wir freuen uns, Saudi-Arabien für 2021 in der Formel 1 willkommen zu heißen", so Liberty Medias CEO Chase Carey über den Vertragsabschluss. Der Grand Prix auf einem eigens dafür errichteten Stadtkurs in Jeddah, der zweitgrößten Metropole des Landes, soll im November des kommenden Jahres als Nachtrennen ausgetragen werden. "Die Region ist sehr wichtig für uns, denn 70 Prozent der Bevölkerung sind unter 30 Jahre und wir freuen uns über das Potential, neue Fans erreichen zu können", so der US-Amerikaner weiter.
Saudi-Arabien tastete sich 2018 erstmals mit dem Race of Champions in die Motorsportwelt vor. Danach folgten die Formel E sowie die Rallye Dakar mit Events im Golfstaat. Die Pläne für ein Formel-1-Rennen nahmen im Januar 2020 erstmals Fahrt auf, sollten ursprünglich aber erst 2023 realisiert werden. Zu diesem Zweck soll in Qiddiya dahin eine permanente Rennstrecke mit FIA-Grade 1 entstehen. Mit dem Straßenrennen in Jeddah wird das F1-Debüt vorgezogen.
Amnesty International kritisiert Saudi-Arabiens Pläne für F1-Rennen
Im März gab die Formel 1 ihre Partnerschaft mit Saudi Aramco, der weltweißt größten Erdölfördergesellschaft der Welt, bekannt. Die Zusammenarbeit sowie der sich abzeichnende Deal zwischen der unter Liberty Media politisch laut gewordenen Formel 1 und Saudi-Arabien sind seit Beginn der Verhandlungen umstritten.
Der Regierung wird vorgeworfen, mit internationalen Großveranstaltungen über Missstände wie die Unterdrückung von Frauen, religiöser Minderheiten oder politischer Oppositioneller hinwegtäuschen zu wollen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zählte zu denjenigen, die angesichts dessen ihre Bedenken an der Austragung eines Grand Prix äußerten.
"Saudi-Arabien schreitet schnell voran und die Geschwindigkeit, die Energie und die Spannung der Formel 1 reflektieren die Transformation unseres Landes und seine Reise perfekt", so die königliche Hoheit Prinz Abdulaziz Bin Turki AlFaisal Al Saud, seines Zeichens Sportminister des Landes.
"Egal wo die Formel 1 fährt, sie ist ein Event, das die Menschen zusammenbringt um etwas zu feiern, das über den Sport hinaus geht. Wir freuen uns darauf, dieses einzigartige Erlebnis zu teilen und Jeddah der Welt zu präsentieren. Für viele Saudis wird damit ein Traum wahr", so der Sportminister weiter.
Formel 1 sieht keinen Widerspruch mit politischem Engagement
Die F1 empfindet die Austragung des Grand Prix trotz der Kritik durch Menschenrechtsorganisationen als richtiges Signal. "Seit Jahrzehnten hat die Formel 1 hart daran gearbeitet, überall wo sie Rennen gefahren ist, einen positiven Einfluss zu haben, sowohl was die wirtschaftlichen und sozialen als auch kulturellen Aspekte angeht", heißt es in einem Statement.
Dass der Grand Prix von Saudi-Arabien der in diesem Jahr unter anderem mit der End-Racism-Kampagne intensivierten politischen Agenda der Formel 1 widersprechen könnte, sieht Liberty Media nicht: "Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst und haben unseren Standpunkt was Menschenrechte und andere Probleme angeht gegenüber all unseren Partnern und Austragungsländern deutlich gemacht, welche diese Rechte in der Weise respektieren, wie sie ihre Events austragen."
Mercedes und Lewis Hamilton unterstützen GP von Saudi-Arabien
Die Formel-1-Teams stehen ebenfalls hinter dem Rennen. "Ich denke, dass ein Sport, welcher auch immer es sein mag, immer positiv ist. Sport sendet immer eine positive Nachricht und kann Positives bringen", beteuert Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Sein Counterpart bei Mercedes machte sich im Rahmen der Formel E sogar schon selbst ein Bild des umstrittenen Landes.
"Sport sollte vereinen", sagt Toto Wolff. "Er soll uns helfen, eine bessere Welt zu schaffen." Der Österreicher zeigte sich durch seinen Ausflug zur Formel E in Saudi-Arabien optimistisch, dass der Sport auch dort einen positiven Effekt haben wird: "Ich war von der Veränderung beeindruckt, die ich dort gesehen habe. Als Besucher weißt du natürlich nie alles, was vor sich geht. Aber das, was ich gesehen habe und beurteilen kann, war toll."
Auch Lewis Hamilton, der die End-Racism-Kampagne zum Anlass nahm um die Formel 1 als Plattform für Black-Lives-Matter-Bewegung zu nutzen, unterstützt die Pläne. "Nelson Mandela hat schon vor vielen Jahren gesagt, dass Sport die Macht hat, die Welt zum Besseren zu verändern. Ich denke, wir haben den positiven Effekt bereits gesehen, den wir als Sport dieses Jahr herbeigeführt haben, indem wir Menschenrechte, Gleichheit und Inklusivität unterstützen."
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