Nach der Bestätigung von Sebastian Vettel und Lance Stroll durch Aston Martin für die Formel-1-Saison 2022 verbleiben für das kommende Jahr noch zwei offene Fragen: Die Bestätigung Mick Schumachers bei Haas gilt allerdings längst nur noch als Formsache. Anders sieht es bei Alfa Romeo aus. Beim Schweizer Sauber-Stall läuft mit Saisonende 2021 der Vertrag von Antonio Giovinazzi aus - zuletzt sprudelten die Gerüchte über.

Valtteri Bottas hat das Team als Nachfolger von Kimi Räikkönen unlängst bestätigt, doch das zweite Cockpit ist umkämpfter. Diverse Namen machten bereits die Runde. Nyck de Vries, Nico Hülkenberg, Robert Kubica, Theo Pourchaire, Oscar Piastri, Robert Shwartzman, Guanyu Zhou - die Liste schien kein Ende zu kennen.

Guanyu Zhou soll 30 Millionen mitbringen

Während Hülkenberg bereits dementierte, er habe nicht einmal Gespräch mit Alfa geführt, de Vries zuletzt einen Formel-E-Verbleib als wahrscheinlicher als einen Formel-1-Einstieg deklarierte und Kubica seine Chancen eher gering einschätzte, nahmen insbesondere die Gerüchte um Alpine-Junior Zhou zu. Der chinesische Formel-2-Pilot gilt dank einer Sponsorenmitgift aus seiner Heimat von kolportierten 30 Millionen Euro derzeit als heißester Anwärter für das letzte verbliebene Formel-1-Cockpit für 2022.

Für Giovinazzi wäre damit nach drei Jahren an der Seite Räikkönens bei Alfa Romeo Feierabend in der Formel 1 - anders als bei dem 41-jährigen Rekordstarter der F1 jedoch alles andere als gewünscht. Der 27-jährige Italiener hat in der Königsklasse noch viel vor. Giovinazzis Karten verschlechterten sich zuletzt allerdings deutlich. Ende des Jahres läuft ein Nennrecht Ferraris auf die Besetzung eines der beiden Cockpits bei seinem Motorenkunden aus. Damit hatte die Scuderia zuletzt erst ihren Junior Charles Leclerc bei Sauber platziert, dann auch Giovinazzi, ebenfalls Teil des Ferrari-Kaders.

Formel 1: Italiener oder Chinese, was bringt mehr?

Eine Verbindung, auch einen gewissen Einfluss gebe es allerdings noch, berichtete am Rennwochenende in Italien Mattia Binotto. Wenig überraschend würde der Ferrari-Teamchef Giovinazzi gerne weiter in der Formel 1 sehen. Wegen der verlängerten technischen und namensgebenden Partnerschaft von Sauber und Alfa Romeo würde der Verbleib eines italienischen Fahrers ebenfalls Sinn ergeben. Für die Formel-1-Spitze um Stefano Domenicali sieht es ähnlich aus - wenngleich hier ein Chinese angesichts des riesigen Markts wohl noch lukrativer erscheint.

Für den italienischen F1-Markt erscheint Giovinazzi allerdings essenziell. In Italien kann die Formel 1 jedes Zugpferd neben Ferrari dringend gebrauchen. Zuletzt fanden sich am Rennsonntag in Monza gerade einmal 20.000 Tifosi auf den Rängen ein - trotz Corona-Auflagen wäre ein Vielfaches erlaubt gewesen. Das hing allerdings auch von horrenden Ticketpreisen von teilweise mehr als 1000 Euro für einen Platz auf den Tribünen zusammen. "Total an der Realität vorbei" kommentierte Toto Wolff.

Automobil-Präsident fordert Staatshilfe: Geldkoffer für Giovinazzi

Dennoch: Einen italienischen Stammfahrer in der Formel 1, nach sieben Jahren Pause seit Jarno Trulli und Vitantonio Liuzzi gerade erst wieder gewonnen, will man in Italien so schnell nicht gleich wieder verlieren. Deshalb wirbt nun der Chef des italienischen Automobilverbands (ACI) mit deutlichen Worten für den Italiener. "Es ist ein großartiger Fahrer und wir waren noch nicht in der Lage, ihm eine Gelegenheit zu geben, all sein wahres Potenzial zu zeigen", zitiert pitlanetv.com Angelo Sticchi Damiani.

Der langjährige Präsident des ACI macht das Thema nun zur Staatsangelegenheit und fordert die italienische Regierung auf, dem möglichen Paket aus Fernost etwas entgegenzusetzen. "Ich hoffe, dass die italienische Regierung all diesen Wert Antionio Giovinazzis berücksichtigt und Jetons bewegt, etwas Fundamentales tut, um die nötige Hilfe beizusteuern", sagt Sticchi Damiani und wird unmissverständlich deutlich: "Da sprechen wir natürlich von dem Koffer mit dem nötigen Inhalt, damit er in der F1 weitermachen kann."

Alfa Romeo: Bleibt Titelsponsor Orlen?

Überhaupt erst angeheizt wurden die Gerüchte um einen Fahrer mit großer Mitgift wie Zhou wegen einer im Juli zwar bestätigten weiteren Zusammenarbeit von Alfa Romeo und Sauber, aber noch nicht mit Titelsponsor Orlen, einem polnischen Mineralölkonzern und Tankstellenbetreiber. Anfang 2020 war allerdings von einem mehrjährigen Abkommen die Rede. Bei einem von pitlanetv.com angedeuteten Ende müsste das Team nach anderen Einnahmequellen suchen - und könnte den klassischen Weg eines Paydrivers einschlagen, wenngleich Zhou als aktuell Meisterschaftszweiter der Formel 2 durchaus auch Leistungen vorweisen kann.

Für Sticchi Damiani geht es dabei - wie schon in anderen Fällen - jedoch mehr um Geld. "Heutzutage ist es in der Formel 1 nicht wie in der Vergangenheit, als gute Fahrer keine Probleme hatten, weiterzufahren. Die, die es wirklich wert sind, fahren natürlich weiter, aber auch diejenigen, die einfach mehr auf dem Konto haben, um dem Team einen Beitrag zu leisten", sagt Sticchi Damiani. "Es ist unsere Verpflichtung, Antonio Giovinazzi zu verteidigen und ihm die Gelegenheit zu geben, in der F1 weiterzumachen, um sein wahres Potenzial zu zeigen und sich so zu entwickeln, wie er es verdient."